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Ein sicheres Haus

Titel: Ein sicheres Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Großmutter ums Leben? Nun, in meiner Version würde sie das nicht tun. Schritt für Schritt erzählte ich die Geschichte, bis ich zu ihrem Höhepunkt kam: »Komm herein, Rotkäppchen«, sagte ich mit krächzender Stimme.
    »Guten Tag, Großmutter«, sagte ich mit
    Kleinmädchenstimme.
    »Was hast du für große Ohren, Großmutter!«
    »Damit ich dich besser hören kann, Liebes«, sagte ich mit meiner Krächzstimme. Aus dem Bett kam Gekicher.
    »Und was hast du für große Augen, Großmutter«, sagte ich mit Kleinmädchenstimme.
    »Damit ich dich besser sehen kann«, sagte ich mit krächzender Stimme und mußte husten. Weiteres Gekicher.
    »Und was hast du für einen großen Mund, Großmutter«, flötete ich. Diesmal machte ich eine lange Pause und sah in erwartungsvoll aufgerissene Augen.
    »Damit ich dich besser fressen kann.« Und ich stürzte mich auf das Bett, nahm die beiden kleinen Mädchen in die Arme und schnappte mit den Lippen nach ihnen. Sie kreischten und lachten und zappelten. Nachdem wir uns wieder beruhigt hatten, sprach ich mit dem, was von meiner normalen Stimme noch übrig war.
    »Also, wer war in dem Bett, Miranda?«
    »Die Großmutter«, sagte Miranda lachend.
    »Nein, Miranda, das war nicht die Großmutter. Wer war in dem Bett, Elsie?«
    »Die Großmutter«, sagte Elsie, und beide kreischten vor Lachen und rollten und sprangen auf dem Bett herum.
    »Wenn jemand Augen hat wie ein Wolf und Ohren wie ein Wolf und einen Mund wie ein Wolf, was ist er dann?«
    »Eine Gro-o-o-oßmutter!« schrie Elsie, und beide kreischten von neuem.
    »Ihr seid zwei unartige kleine Wolfsjunge«, sagte ich, »und jetzt ist es Zeit zum Schlafen.« Ich umarmte und küßte sie und ging nach unten, wo die Deckenlampe hin und her schwang, weil die beiden oben noch immer auf Elsies Bett herumtobten.
    Im Kühlschrank stand noch eine offene Flasche Weißwein, und ich goß mir ein halbes Glas ein. Ich mußte einen Augenblick nachdenken. Etwas spukte mir im Kopf herum, und ich wollte es packen. Ich wußte, wenn ich mich zu sehr anstrengte, würde es mir nicht einfallen. Ich mußte mich sozusagen anschleichen. Ich fing an, vor mich hin zu murmeln.
    »Wenn etwas Augen hat wie ein Wolf, Ohren wie ein Wolf und einen Mund wie ein Wolf, dann ist es ein Wolf.« Ich trank einen Schluck von meinem Wein. »Aber wenn es keine Augen hat wie ein Wolf und keine Ohren wie ein Wolf und keinen Mund wie ein Wolf und nicht den Mond anheult, was ist es dann?«
    Ich holte mir ein Blatt Papier, um eine Liste zusammenzustellen. Dann begann ich, einzelne Punkte zu unterstreichen und einzukringeln sowie mit Strichen zu verbinden. Ich ließ den Stift fallen. Ich dachte an Geoff Marsh und seine mittelfristige Strategie. Ich dachte an Elsie und mein neues, friedliches Leben, ich dachte daran, daß die Aufmerksamkeit der Presse erlahmt war, und am Ende, unvermeidlich, dachte ich an Danny.
    In einem Fach meiner Handtasche, zwischen Fahrkartenabschnitten, Kreditkartenquittungen, meinem Ausweis für das Krankenhaus, Staubflusen und unnützen Dingen, die ich hätte wegwerfen sollen, steckte ein Zettel mit Chris Angeloglous Privatnummer. Er hatte sie mir bei unserem letzten Treffen gegeben und mir angeboten, ihn anzurufen, wenn ich irgendwann einmal über die Dinge reden wollte.
    Wahrscheinlich wollte er mir damals seine ganz eigene Art der Heiltherapie aufdrängen. Folglich hatte ich mit einem ausgesprochen trockenen Lächeln reagiert. O Gott. Die Polizei hatte absolut genug von mir. Die Familie, das Krankenhaus, einfach alle wollten, daß diese schrecklichen Ereignisse der Vergangenheit angehörten. Wenn auch ich sie aus meinen Gedanken verbannte, würde es keine Probleme geben. Sie würden sonst meine Arbeit stören, mich emotional aus dem Gleichgewicht bringen und in Elsie alte Erinnerungen wecken, die ihr nur schaden konnten. Und wenn ich Chris Angeloglou jetzt tatsächlich anriefe, würde er zu allem anderen vermutlich auch noch annehmen, ich wolle mit ihm anbandeln. Mit Sechzehn hatte ich mir etwas sehr Dummes geschworen. Am Ende des Lebens bereut man das, was man nicht getan, und nicht das, was man getan hat. Ich hatte mir also folgendes versprochen: Wenn ich vor der Wahl stünde zu handeln oder nicht zu handeln, würde ich mich immer für das Handeln entscheiden. Das Resultat war häufig verheerend gewesen, also war ich alles andere als optimistisch. Ich nahm den Hörer ab und wählte.
    »Hallo, ist da Chris Angeloglou? Oh, Chris, hallo. Ich rufe

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