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Ein sicheres Haus

Titel: Ein sicheres Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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gehen wollte, fiel mir etwas ein.
    »Könnten Sie mir einen Gefallen tun?«
    Er sah überrascht aus. Er hatte vielleicht Tränen oder einen Schlag ins Gesicht erwartet, aber nicht das.
    »Was?«
    »Ziehen Sie die Verwarnung Maggie Lessings zurück. Ich kann für mich selbst sorgen, ihr wird es schaden.«
    »Ich werde es mir überlegen.«
    »Sie hat schließlich ihren Zweck erfüllt.«
    »Seien Sie nicht verbittert, Sam. Wenn Sie an meiner Stelle wären, hätten Sie auch nicht anders gehandelt.«
    »Ich gehe sofort.«
    »Das ist vermutlich am besten.«
    »Ist Fiona Mackenzies Akte schon wieder aufgetaucht?«
    Geoff runzelte die Stirn.
    »Sie ist anscheinend verlorengegangen«, sagte er. »Wir werden sie finden.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Das glaube ich nicht. Ich denke, sie wird verloren bleiben.«
    Mir fiel etwas ein, und ich lächelte. »Aber es spielt keine Rolle.
    Ich habe statt dessen eine Zeichnung meiner fünfjährigen Tochter.«
    Als ich die Tür schloß, sah ich als letztes Geoff, der mir mit offenem Mund nachstarrte.

    36. KAPITEL
    Der Immobilienmakler sah aus wie ungefähr vierzehn.
    »Reizend«, sagte er. »Ganz reizend.«
    Das waren seine ersten Worte, als er über die Schwelle trat.
    »Sehr gut verkäuflich. Sehr gut verkäuflich.«
    Ich führte ihn im oberen Stockwerk herum, und alles war überaus reizend und gut verkäuflich.
    »Den Garten habe ich nicht richtig in den Griff gekriegt«, sagte ich.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Eine Herausforderung für den abenteuerlustigen Gärtner«, meinte er vergnügt.
    »Das hört sich ein bißchen abschreckend an.«
    »Kleiner Scherz«, sagte er. »Maklerjargon.«
    »Wie Sie sehen, sind wir nur einen kurzen Fußweg vom Meer entfernt.«
    »Gute Lage«, sagte er. »Sehr attraktiv. Käufer lieben das.
    Seeblick.«
    »Na, nicht ganz.«
    »Kleiner Scherz. Wieder Maklerjargon.«
    »Gut. Ich weiß nicht, was ich Ihnen noch sagen soll. Es gibt einen Speicher und einen Schuppen. Aber Sie haben letztes Jahr den Verkauf vermittelt, also haben Sie die Einzelheiten wahrscheinlich in Ihren Unterlagen.«
    »Ja, haben wir. Aber ich wollte doch kommen und einen Blick darauf werfen. Die Luft atmen, ein Gefühl für den Besitz bekommen.«
    »Sie wollten mir einen Schätzpreis nennen.«

    »Ja, Miss Laschen. Wissen Sie noch, was Sie für das Anwesen bezahlt haben?«
    »Fünfundneunzig.« Er zog die Augenbrauen hoch. »Ich hatte es eilig.«
    »Das ist eine interessante Zahl«, sagte er.
    »Sie meinen, der Preis war zu hoch. Ich wünschte, Sie hätten das vor einem Jahr gesagt, als Sie mich herumgeführt haben.«
    »Der Markt im Osten von Essex ist im Augenblick schlapp.
    Sehr schlapp.«
    »Ist das ein Problem?«
    »Eine Chance«, sagte er und streckte die Hand aus. »War nett, Sie zu treffen, Miss Laschen. Ich rufe Sie heute nachmittag wegen dem Schätzpreis an. Wir müssen einen aggressiven Preis machen, dann bin ich sicher, daß nächste Woche ein paar Interessenten kommen.«
    »Ich werde nicht da sein. Meine Tochter und ich ziehen am Samstag wieder nach London.«
    »Wir brauchen nur die Schlüssel und eine Telefonnummer.
    Haben Sie es so eilig wegzukommen? Was ist los? Gefällt es Ihnen nicht auf dem Land?«
    »Zuviel Kriminalität.«
    Er lachte unsicher.
    »Kleiner Scherz, nicht?«
    »Ja, ein Scherz.«

    Diese Woche bestand nur aus Dingen, die getan werden mußten.
    Ich setzte mich zu Elsie und fragte sie, ob es ihr gefallen würde, nach London zurückzugehen und ihre alten Freunde zu treffen.
    »Nein«, sagte sie fröhlich.
    Dabei beließ ich es. Der Rest war reines Abarbeiten einer Liste: Linda und Sally informieren, die gegen weitere Schocks gefeit schienen, und sie für den kurzfristigen Verdienstausfall entschädigen; Vereinbarungen mit den Gas- und Stromlieferanten treffen; Kartons vom Speicher holen und Sachen einpacken, die ich, wie es schien, gerade erst ausgepackt hatte.
    Ich verbrachte zuviel Zeit am Telefon. Wenn ich nicht gerade versuchte, jemanden im Gemeinderat zu erreichen, wurde ich von Journalisten und Ärzten angerufen. Ich wies alle Journalisten und wohl die meisten Ärzte ab. Nach und nach engte ich den Kreis der Interessenten ein, und am Ende der Woche hatte ich einen Zeitvertrag als Psychiaterin im Department of Psychology am St. Clementine’s in Shoreditch.
    Ich bekam Anrufe von Thelma, die mich fragte, was zum Teufel los sei, und Sarah, die mir sagte, ich täte das Richtige, und ein Freund von ihr ginge für ein Jahr nach Amerika, ob ich seine

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