Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein sicheres Haus

Titel: Ein sicheres Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
Vom Netzwerk:
hängt davon ab, wieviel Geld sie bringt, und das wiederum hängt von den Einnahmen aus Gesundheitsprojekten und Versicherungsgesellschaften ab, die glauben, daß ein Trauma-Behandlungsprogramm für bestimmte Klientengruppen ihnen einen rechtlichen Schutz bietet.
    Geprügelte Kleinkinder und Feuerwehrleute, die Angst vor Feuer haben, werden Ihr kostbares therapeutisches Ambiente nicht bezahlen.«
    Ich ließ mir Zeit, bis ich darauf antwortete, und als ich dann schließlich etwas sagte, versuchte ich ruhig zu bleiben.
    »Geoff, wenn ich Sie nicht so gut kennen und schätzen würde, könnte ich den Eindruck haben, daß Sie versuchen, mich zu beleidigen. Haben Sie mich hergebeten, damit ich Ihnen einen Vortrag über die Grundprinzipien der posttraumatischen Persönlichkeitsstörungen halte?«
    Geoff stand auf, ging um seinen Schreibtisch herum und setzte sich in einer Haltung auf dessen Ecke, die man ihm vermutlich bei einem Trainingskurs für Manager beigebracht hatte.
    »Ich habe Margaret Lessing soeben eine offizielle Verwarnung erteilt. Sie kann von Glück sagen, daß ich sie nicht fristlos entlassen habe.«
    »Wie meinen Sie, ›fristlos entlassen‹? Wovon reden Sie?«
    »Unser Gremium hat in bezug auf den Schutz der Privatsphäre eine sehr strikte Politik, und Margaret Lessing hat dagegen verstoßen. Wie ich höre, tat sie das auf Ihre Anweisung.«
    »Was soll das mit der Privatsphäre? Sie würden Kopien unserer Krankengeschichten an Herrn Ghadafi verkaufen, wenn er Ihnen Geld dafür anbieten würde. Was wird hier eigentlich gespielt?«
    »Dr. Laschen, Sie selbst haben mir gegenüber betont, daß Fiona Mackenzie nicht Ihre Patientin war. Es war vollkommen unangebracht, daß Sie ihre Akte verlangt haben.«
    »Ich bin Ärztin an diesem Krankenhaus und habe das Recht, jede Akte einzusehen, die ich möchte.«
    »Wenn Sie Ihren Arbeitsvertrag lesen, Dr. Laschen, dann werden Sie feststellen, daß Ihre sogenannten Rechte auf strikt definierten Beschäftigungsbedingungen beruhen.«
    »Ich bin Ärztin, Geoff, und als Ärztin werde ich tun, was ich für richtig halte. Und übrigens, nur aus Neugier, wann haben Sie damit begonnen, Routineanfragen nach medizinischen Unterlagen zu überwachen?« Ich sah einen Hauch von Unentschlossenheit in Geoffs Gesichtsausdruck und erkannte die Wahrheit. »Das hat nichts mit Ethik zu tun, Sie spionieren mir nach, oder?«
    »Wurde diese Akte über ein totes Mädchen im Verlauf einer Behandlung angefordert?«
    Ich holte tief Luft.
    »Nein.«
    »In Ihrer Eigenschaft als Ärztin?«
    »Ja«, sagte ich. »Indirekt.«
    »Indirekt«, wiederholte Geoff sarkastisch. »Kann es sein, ist es möglicherweise denkbar, daß Sie trotz meiner Warnungen und Ihrer Versprechen noch immer, aus eigener Initiative, private Ermittlungen in diesem Fall anstellen? Einem Fall, sollte ich hinzufügen, der abgeschlossen ist?«
    »Richtig.«
    »Und?«
    »Was, und? Ich brauche Ihnen nicht zu antworten.«

    »Doch, Sie müssen mir sehr wohl antworten. Ich kann es nicht glauben. Mehr durch Zufall als durch sonst irgend etwas sind wir anscheinend schlechter Publicity entgangen, und dieser tragische Fall ist abgeschlossen. Als ich hörte, daß Sie sich noch immer damit beschäftigen, war mein erster Gedanke, Sie hätten einen Zusammenbruch erlitten. Um offen zu sein, Dr. Laschen, ich bin nicht sicher, ob bei Ihnen medizinische Behandlung oder Disziplinarmaßnahmen angebracht sind.«
    Ich sprang fast vom Stuhl und starrte ihn aus solcher Nähe an, daß ich seinen Atem auf meinem Gesicht spürte.
    »Was haben Sie gesagt, Geoff?«
    »Sie haben mich verstanden.«
    Ich streckte die Hand aus und packte seinen Krawattenknoten so fest, daß sich meine Faust gegen seine Kehle drückte. Er krächzte etwas.
    »Sie aufgeblasener Mistkerl«, sagte ich und ließ ihn los. Ich trat zurück und dachte eine Sekunde nach. In meinem Kopf gab es keine Zweifel, und ich spürte sofort Erleichterung. »Sie versuchen mich dazu zu bringen, auf die Stelle zu verzichten.«
    Geoff sagte nichts und schaute zu Boden. »Das werde ich sowieso tun.« Er sah mich scharf, fast schon schadenfroh an.
    Das hatte er erreichen wollen, aber es war mir egal.
    »Fachliche Meinungsverschiedenheiten. So nennt man das doch, oder?«
    Geoffs Augen schossen aufmerksam hin und her. Stellte ich ihm irgendwie eine Falle?
    »Ich werde eine entsprechende Verlautbarung herausgeben«, sagte er.
    »Die haben Sie wahrscheinlich schon in der Schublade.«
    Als ich mich umdrehte und

Weitere Kostenlose Bücher