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Ein sicheres Haus

Titel: Ein sicheres Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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die weiß, daß sie nichts über posttraumatische Persönlichkeitsstörungen weiß!«
    »Nicht nur das, es betraf ein Problem, das sich in Stamford ergeben hat. Mir fiel der bemerkenswerte Zufall ein, daß die beste Expertin, die ich auf diesem Gebiet kenne, ganz in die Nähe von Stamford gezogen ist, also bin ich hergekommen, um Sie zu sehen.«
    »Ich bin geschmeichelt, Thelma. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    Thelma biß in einen Keks und runzelte die Stirn.
    »Sie sollten Kekse in einer Büchse aufbewahren, Sam«, sagte sie.
    »Wenn man sie in der offenen Packung läßt, werden sie weich.
    Wie dieser.« Aber sie aß ihn trotzdem auf.
    »Nicht, wenn Sie das ganze Paket an einem Tag aufessen.«
    »Wir haben ein neunzehnjähriges Mädchen, dessen Eltern ermordet worden sind. Man hat auch die Tochter zu ermorden versucht, aber sie hat überlebt.«
    »Wenn ich meinen berühmten forensischen Spürsinn einsetze, kann ich wohl erraten, von welchem Fall Sie sprechen. Es geht um den Mord an diesem Arzneimittelmillionär und seiner Frau.«
    »Ja. Haben Sie ihn gekannt?«
    »Vielleicht habe ich gelegentlich sein Shampoo benutzt.«
    »Sie kennen also die Details. Fiona Mackenzies Leben ist nicht in Gefahr. Aber sie spricht kaum. Sie will niemanden sehen, den sie kennt. Soviel ich weiß, hat sie sonst keine Verwandten in England, aber sie will auch keine Freunde der Familie sehen.«
    »Überhaupt keinen, meinen Sie? Es geht mich ja nichts an, aber man sollte sie ermutigen, irgendwie Kontakt mit Menschen aufzunehmen.«
    »Sie hat dem Hausarzt der Familie gestattet, sie zu besuchen.
    Das ist alles, glaube ich.«
    »Es ist ein Anfang.«
    »Was würden Sie in einem Fall wie ihrem empfehlen?«
    »Kommen Sie, Thelma, ich kann nicht glauben, daß Sie aus London hergekommen sind, um meinen Rat für eine Patientin einzuholen, von der ich nur in den Zeitungen gelesen habe. Was ist los?«
    Thelma lächelte und füllte ihren Becher nach.
    »Es gibt da ein Problem. Die Polizei meint, ihr drohe vielleicht noch Gefahr durch die Leute, die ihre Eltern ermordet und sie zu töten versucht haben. Sie muß einigermaßen sicher untergebracht werden, und ich wollte einen Rat von Ihnen, was am besten wäre für jemanden, der das durchgemacht hat, was ihr passiert ist.«
    »Möchten Sie, daß ich sie mir ansehe?«
    Thelma schüttelte den Kopf.
    »Das ist alles inoffiziell. Ich wollte bloß wissen, was Ihnen als erstes zu dem Thema einfällt.«

    »Wer behandelt sie? Colin Daun, nehme ich an.«
    »Ja.«
    »Er ist in Ordnung. Warum fragen Sie nicht ihn?«
    »Ich frage Sie.«
    »Sie wissen, was ich sagen werde, Thelma. Sie sollte in einer vertrauten Umgebung mit Angehörigen oder Freunden sein.«
    »Es gibt keine Angehörigen. Die Möglichkeit, sie bei Freunden unterzubringen, ist erörtert worden, aber das ist akademisch, weil sie den Gedanken sofort von sich gewiesen hat.«
    »Nun, ich glaube nicht, daß es ihr guttun wird, längere Zeit im Krankenhaus zu bleiben.«
    »Das ist sowieso unpraktisch.« Thelma trank ihren Kaffee aus.
    »Dies ist ein reizendes Haus, Sam. Groß, nicht? Und ruhig.«
    »Nein, Thelma.«
    »Ich habe nicht gesagt …«
    »Nein.«
    »Nun warten Sie einen Moment«, sagte Thelma, jetzt in hartnäckigerem Ton. »Es handelt sich um ein schwer gestörtes Mädchen. Lassen Sie sich berichten, was ich über sie weiß.
    Dann können Sie nein sagen.«
    Sie lehnte sich zurück und ordnete ihre Gedanken. »Fiona Mackenzie ist neunzehn Jahre alt. Sie ist recht intelligent, wenn auch nicht brillant, und offensichtlich war sie immer eifrig bestrebt zu gefallen und sich anzupassen. Mit anderen Worten, ein etwas ängstliches Mädchen. Ich nehme an, daß sie ziemlich von ihrem Vater dominiert wurde, der eine sehr starke Persönlichkeit war. Seit der Pubertät war sie immer etwas übergewichtig.« Ich erinnerte mich an das plumpe, lächelnde Gesicht des Mädchens in den Nachrichten. »Als sie siebzehn war, hatte sie einen Nervenzusammenbruch und wurde für fast sechs Monate in eine gräßliche Privatklinik oben in Schottland gesteckt. Dabei verlor sie fast die Hälfte ihres Körpergewichts, und aus ihrer Rundlichkeit wurde eine Anorexie, die sie fast umgebracht hätte.«
    »Wie lange war sie schon wieder draußen?«
    »Sie wurde im Sommer entlassen und hat das letzte Schultrimester und ihre erstklassigen Noten verpaßt; ich glaube, sie sollte dieses Jahr auf ein Paukinstitut gehen, um ihre Versäumnisse nachzuholen. Und dann verbrachte sie sofort ein

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