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Ein sicheres Haus

Titel: Ein sicheres Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Sie waren doch mit ihren Eltern befreundet, nicht?«
    Daley wandte sich um und sah mich mit seinen dunklen, müden Augen an.
    »Es war sehr schwer für mich als Freund von Leo und Liz. Hat die Polizei Ihnen erzählt, was man ihnen angetan hat?«
    »Ein bißchen. Es tut mir leid.«
    Wir stiegen in den Wagen und fuhren los. Die Landschaft wirkte grau, struppig, konturlos. Ich wußte, daß es an meiner eigenen Stimmung lag. Ich war bei einer Beerdigung gewesen und empfand keine Trauer. Ich hatte bloß unnötig nachgedacht.
    Ich sah aus dem Fenster. Nichts als Schilf.
    »Ich bin nicht die Richtige für Finn«, sagte ich. »Und ich war heute nicht besonders stolz auf mich.«

    Michael sah mich an.
    »Warum?«
    »Ich glaube, Finn hat mir etwas mitgeteilt, indem sie wollte, daß ich zur Beerdigung ihrer Eltern gehe, und ich habe bloß herumgeschnüffelt und herauszufinden versucht, wie sie war.«
    Michael schien überrascht.
    »Warum haben Sie das getan?« fragte er.
    »Ich kann eine Patientin nicht in einem Vakuum sehen. Ich brauche einen Kontext.«
    »Und was haben Sie erfahren?«
    »Nichts, was ich nicht schon wüßte: daß wir auch unsere engen Freunde und Verwandten nur merkwürdig vage kennen.
    Lieb. Ich habe erfahren, daß Finn lieb ist.«
    Er legte die Hand auf meinen Arm, nahm sie weg, um einen anderen Gang einzulegen, und legte sie dann wieder hin.
    »Sie hätten es mir sagen sollen. Wenn Sie möchten, mache ich Sie mit einigen Leuten bekannt, die die Familie gut kannten.«
    »Das wäre gut, Michael.«
    Er drehte sich zu mir und lächelte mich verschmitzt an.
    »Ich bin Ihr Passierschein für die bessere Gesellschaft auf dem Land, Sam.«
    »Sie werden mich nicht wollen, Michael. Ich stamme aus der unteren Mittelklasse.«
    Er lachte.
    »Ich bin sicher, daß sie in Ihrem Fall eine Ausnahme machen werden.«

    12. KAPITEL
    »Sie hält mich für einen Nichtstuer. Warum sollte ich höflich zu ihr sein?«
    »Du bist ein Nichtstuer! Versuch, wenigstens nicht allzu ruppig zu sein. Oder mach einen langen Spaziergang und sei überhaupt nicht hier.«
    Danny legte eine Hand um meine Taille, während ich am Spülbecken stand, und biß mich in die Schulter.
    »Ich habe Hunger, und ich bin gern hier.«
    »Ich wasche das Geschirr ab«, sagte ich unwirsch. Danny ging mir heute auf die Nerven, wie er mir gestern auf die Nerven gegangen war. Nachdem wir von der Beerdigung zurückgekommen waren, Finn ausführlich davon erzählt hatten und Michael Daley auf einen Drink geblieben war – Danny hatte ihn düster angestarrt, als hätten er und ich den Tag zusammen im Bett verbracht und nicht auf einer Beerdigung, während Michael merkwürdig nervös auf ihn reagierte –, hatten wir eine leidenschaftliche Wiedervereinigung gefeiert, als Elsie im Bett war; aber die beiden folgenden Tage waren nicht gut verlaufen.
    Danny hatte rumgehangen, wie es seine Art war, hatte ausgiebig gefrühstückt, während Sally um ihn herum saubermachte, war erst gegen Morgen ins Bett gekommen und hatte sich mit nach Bier riechendem Atem an mich gedrückt – und das hatte mich geärgert. Er hatte sich für Finn nicht zusammengenommen, obwohl er auch nicht richtig grob gewesen war, und auch das hatte mich gereizt. Er hatte sein Geschirr ungewaschen im Spülbecken stehenlassen und seine Kleider ungewaschen in die Ecke meines Zimmers geworfen, er hatte meinen Kühlschrank fast leergegessen, ohne irgend etwas Neues zu besorgen, und dann war ich über meine eigene Pingeligkeit verärgert. Wollte ich nicht, daß Danny Danny war? »Kannst du nicht wenigstens den Tisch decken oder so?« beschwerte ich mich.
    »Den Tisch decken? Laß sie doch ihre Gabel selbst aus der Schublade nehmen. Sie wird frühestens in einer Viertelstunde hier sein. Warum gehen wir nicht einfach nach oben?« Jetzt waren seine Hände unter meiner Bluse.
    Ich stieß seine herumwandernden Finger mit meinen seifigen weg.
    »Elsie und Finn sind nebenan.«
    »Sie haben erst das halbe Rätsel gelöst.«
    »Es ist ganz nett, sie hierzuhaben, nicht?«
    Danny ließ mich los und setzte sich schwerfällig an den Küchentisch. »Tatsächlich?« fragte er.
    »Was paßt dir daran nicht?«
    »O Gott«, er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, »ich will nicht über deine Patientin reden.«
    Ich nahm fünf Gabeln aus dem Plastikkorb neben der Spüle und knallte sie vor ihn auf den Tisch.
    »Im Kühlschrank ist Quiche. Mach sie warm. Eiscreme ist im Tiefkühlschrank. Ich glaube, du bist eifersüchtig auf

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