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Ein sicheres Haus

Titel: Ein sicheres Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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sie. »Er ist hübsch. Er steht Ihnen.«
    Ich blieb mitten im Raum stehen, den Wasserkessel in der Hand. Bobbie lächelte entzückt und verlegen.
    »In einem kleinen Laden ganz bei uns in der Nähe, ich dachte, ich würde darin vielleicht zu dick aussehen.«
    »Überhaupt nicht«, sagte Finn.
    Eine Welle von Gefühlen überrollte mich – Erstaunen über Finns Sicherheit im Auftreten, Scham, weil ich Bobbie so vernachlässigte, Zärtlichkeit für meine Schwester, die man mit einer so kleinen Bemerkung glücklich machen konnte. Aber dann hörte ich, wie Bobbie Finn fragte, was genau sie denn eigentlich studiere. Es läutete an der Haustür, ich hörte Stimmengemurmel, und dann erschien Danny an der Küchentür.
    »Ein Mann namens Baird«, sagte er.
    »Ich spreche in der Küche mit ihm. Kannst du die anderen ins Wohnzimmer bringen?«
    »Ich fühle mich wie ein verdammter Butler«, sagte Danny und sah zu Roberta hinüber.
    Baird setzte sich an meinen Küchentisch und spielte mit einem Becher herum.
    »Möchten Sie einen Kaffee?«

    »Nein, danke. Ihr Dunstabzug muß repariert werden. Ich könnte ihn mir ansehen, wenn Sie wollen. Ihn auseinandernehmen.«
    Ich setzte mich ihm gegenüber.
    »Was gibt es?«
    »Ich kam zufällig vorbei.«
    »Niemand kommt zufällig an Elm House vorbei.«
    »Dr. Daley sagt, daß Miss Mackenzie gewisse Anzeichen von Besserung erkennen läßt.«
    »Ein paar.«
    »Hat sie irgend etwas über das Verbrechen gesagt?«
    »Rupert, ist etwas passiert?«
    »Alles bestens«, sagte er förmlich. »Ich wollte nur sehen, wie es Ihnen geht.«
    »Bei uns ist auch alles bestens.«
    Er stand auf, als wollte er gehen.
    »Ich möchte Sie nur bitten«, sagte er, als sei ihm das gerade erst eingefallen, »daß Sie weiterhin auf alles Ungewöhnliche achten.«
    »Natürlich.«
    »Nicht, daß da irgend etwas wäre, aber wenn Ihnen etwas Ungewöhnliches auffällt oder wenn Miss Mackenzie irgend etwas sagt, wählen Sie 999, und verlangen Sie Stamford Central 2243. Das ist der schnellste Weg, mich jederzeit zu erreichen, Tag und Nacht.«
    »Aber ich werde diese Nummer natürlich nicht brauchen, Rupert, weil Sie mir ja erklärt haben, wie vollkommen ungefährlich die Situation ist und daß ich mir keine Sorgen zu machen brauche.«
    »Absolut nicht. Und das gilt noch immer, obwohl wir gehofft hatten, es wäre inzwischen schon zu einer Verhaftung gekommen. Ist das die einzige Tür nach draußen, abgesehen von der Haustür?« Er griff nach der Klinke und probierte sie aus. Sie schien nicht sehr stabil.
    »Sollte ich Gitter anbringen lassen?«
    »Natürlich nicht.«
    »Rupert, es wäre bestimmt hilfreicher, wenn Sie mir sagen würden, nach wem ich Ausschau halten soll.«
    »Sie sollen überhaupt nach niemandem Ausschau halten.«
    »Haben Sie einen Verdächtigen oder eine Beschreibung oder ein Phantombild?«
    »Wir gehen verschiedenen Möglichkeiten nach.«
    »Rupert, hier wird nichts passieren. Keiner kümmert sich um Finn, und keiner weiß, daß sie hier ist.«
    »Das ist der Sinn der Sache.«
    »Mein Gott, Rupert, da war doch dieser Brand in einem Fuhrpark am Montag. Wie viele Kälbertransporter wurden zerstört? Vierzig?«
    »Vierunddreißig Lastwagen erlitten Schäden verschiedenen Ausmaßes.«
    »Sollten Sie also nicht unterwegs sein und den Tierfreunden Schwierigkeiten machen, statt mir Angst einzujagen?«
    »Ich denke, daß einige meiner Kollegen auch dort ermitteln.
    Tatsächlich …« Er beendete den Satz nicht.
    »Haben Sie einen Verdächtigen? Weshalb sind Sie wirklich hier?«
    »Ich wollte nur mal vorbeischauen. Und jetzt gehe ich. Wir bleiben in Verbindung.«
    »Möchten Sie Finn sehen?«
    »Besser nicht. Ich will sie nicht nervös machen.«
    Wir gingen zusammen zu seinem Wagen. Mir kam ein Gedanke.

    »Haben Sie von Mrs. Ferrer gehört?«
    »Nein.«
    »Sie wollte Finn besuchen, ihr ein paar Sachen bringen, und ich dachte, es könnte Finn helfen, sie zu sehen.«
    »Das ist im Augenblick wohl keine so gute Idee.«
    »Aber vielleicht könnte ich sie besuchen. Ich fürchte, keiner hat sich in irgendeiner Weise um sie gekümmert. Und ich würde mit ihr auch gern über die Familie sprechen, über Finn. Könnten Sie mir vielleicht ihre Adresse geben?«
    Baird blieb stehen und schaute zu meinem Haus zurück, anscheinend tief in Gedanken versunken. Er rieb sich die Augen.
    »Ich werde darüber nachdenken.«
    Wir verabschiedeten uns, und für den Bruchteil einer Sekunde hielt er meine Hand fest. Ich hatte das Gefühl, er

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