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Ein sicheres Haus

Titel: Ein sicheres Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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sehr entschieden.
    Finn drückte noch einen Tropfen aus meinem Daumen, und Elsie verschmierte ihn zu etwas, das eher wie eine zertretene Himbeere aussah. Ich betrachtete meinen Daumen.
    »Es tut weh«, sagte ich.
    »Lassen Sie mal sehen«, meinte Finn. Sie nahm meine Hand und schaute sich den Daumen an. Er wies einen roten Fleck auf.
    Sie beugte sich vor und tupfte ihn mit ihrer Zunge ab, dann sah sie mich mit ihren großen, dunklen Augen an.
    »So«, sagte sie. »Jetzt sind wir Blutsschwestern.«

    18. KAPITEL
    »Sam, Sam, wachen Sie auf.«
    Ein Flüstern dicht an meinem Ohr riß mich aus wirren Träumen. Ich sah in ein weißes Gesicht, hörte ein angstvolles Wimmern. Ich setzte mich auf und schaute auf die blaßgrünen Zahlen meines Radioweckers.
    »Finn, es ist drei Uhr früh.«
    »Ich habe draußen was gehört. Da ist jemand.«
    Ich runzelte ungläubig die Stirn, aber dann hörte ich es auch.
    Etwas knarrte. Jetzt war ich hellwach in der pechschwarzen Kälte. Ich nahm Finn bei der Hand und rannte mit ihr den Gang zu Elsies Zimmer hinunter. Ich hob Elsie samt Daunendecke, Teddy und allem auf und trug sie in mein Schlafzimmer. Sie hatte den Daumen noch im Mund und einen Arm ausgestreckt.
    Ich legte sie auf mein Bett. Sie murmelte etwas, rollte sich mit Daunendecke und Bär zusammen und schlief weiter. Ich nahm den Telefonhörer ab. Neun, neun, neun.
    »Hallo, Sie wünschen?«
    Ich konnte mich nicht an die Nummer erinnern, die Baird mir gegeben hatte. Vor Frustration heulte ich beinahe.
    »Ich bin in Elm House in der Nähe von Lymne. Da ist jemand auf dem Grundstück. Wir brauchen die Polizei. Bitte sagen Sie Inspector Baird vom CID Stamford Bescheid. Mein Name ist Samantha Laschen.« O Gott, sie wollte, daß ich es buchstabierte.
    Warum konnte ich nicht Smith oder Brown heißen? Endlich war sie fertig, und ich legte den Hörer auf. Ich dachte an die Autopsieberichte über die Mackenzies, und plötzlich hatte ich ein Gefühl, als krabbelten Insekten über meine Haut. Finn klammerte sich an mich. Was war jetzt am besten zu tun? Mir schwirrte der Kopf. Die Tür zum Schlafzimmer verbarrikadieren? Allein nach unten gehen und vielleicht irgendeinen Eindringling so lange hinhalten, bis die Polizei kam? Auf einmal ging es mir nur noch um Elsie. Sie hatte das nicht gewollt, sie war für nichts von all dem verantwortlich.
    Würde sie sicherer sein, wenn ich sie irgendwie von Finn fernhalten könnte?
    »Finn, komm mit«, zischte ich.
    Ich hatte den vagen Plan, mir irgendwo eine Waffe zu besorgen, aber plötzlich – sicher zu schnell, um schon die Reaktion auf meinen Anruf zu sein – hörte ich Automotoren, aufspritzenden Kies, sah blinkende Lichter. Ich schaute aus dem Fenster. Da standen Polizeiwagen, dunkle Gestalten liefen umher, ich sah Taschenlampen aufblitzen und einen Hund. Ich ging zu Finn, nahm sie in die Arme und murmelte in ihr Haar.
    »Jetzt ist es gut, Finn. Du bist in Sicherheit. Die Polizei ist da.
    Das hast du gut gemacht, Schätzchen, sehr gut. Du kannst dich jetzt entspannen.«
    Es klopfte an der Tür. Ich sah aus dem Fenster. Eine Gruppe uniformierter Beamter stand auf dem Weg, eine zweite befand sich weiter entfernt. Noch ein Wagen fuhr vor. Ich rannte die Treppe hinunter, warf mir einen Morgenrock über und öffnete.
    »Sind alle in Ordnung?« fragte der vorderste Beamte.
    »Ja.«
    »Wo ist Fiona Mackenzie?«
    »Oben, mit meiner Tochter.«
    »Dürfen wir hereinkommen?«
    »Natürlich.«
    Der Mann drehte sich um.
    »Sichert den ersten Stock!« befahl er.
    Zwei Beamte, einer davon weiblich, drängten sich an mir vorbei und rannten die Treppe hinauf; ihre Füße polterten auf dem Holz.

    »Was ist eigentlich los?«
    »Haben Sie einen Moment Geduld«, sagte der erste Beamte.
    Ein anderer Polizist kam angerannt und flüsterte ihm ins Ohr.
    »Wir haben einen Mann gefaßt. Er sagt, daß er Sie kennt.
    Können Sie kommen und ihn identifizieren?«
    »Ja.«
    »Möchten Sie sich erst anziehen?«
    »Nein, ist schon gut.«
    »Dann kommen Sie bitte hier entlang. Er sitzt dort drüben im Auto.«
    Mein Herz klopfte so heftig, daß es fast weh tat, als ich mich den schattenhaften Umrissen im Wagen näherte, und dann mußte ich einfach lachen. Da saß Danny, völlig zerzaust, fest zwischen zwei Polizisten eingeklemmt.
    »Das ist in Ordnung«, sagte ich. »Er ist ein Freund. Ein enger Freund.«
    Widerstrebend ließen die Polizisten ihn los. Ich sah, daß einer von ihnen sich ein Taschentuch an die Nase drückte.
    »Nun,

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