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Ein sicheres Haus

Titel: Ein sicheres Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Sir«, sagte der andere. »Ich würde mich in Zukunft davor hüten, mitten in der Nacht in fremden Gärten herumzuschleichen.«
    Danny antwortete nicht. Finster sah er die Polizisten und dann mich an und ging zum Haus. An der Haustür holte ich ihn ein.
    »Was hast du denn gemacht?«
    »Mein verdammter Kombiwagen hat im Dorf den Geist aufgegeben, also bin ich zu Fuß gegangen. Jemand hat mich gepackt, und ich habe zurückgeschlagen.«
    »Ich bin froh, daß du gekommen bist, o mein Gott, bin ich froh«, sagte ich und schlang die Arme um seine Taille. »Und es tut mir leid.«
    Ein Kichern stieg in meiner Kehle auf wie ein Schluchzen.

    Wieder hörte ich in der Einfahrt hinter mir Kies aufspritzen.
    Ich drehte mich um und sah ein ziviles Fahrzeug quietschend anhalten. Die Tür öffnete sich, und eine stämmige Gestalt stieg aus. Baird. Er kam auf uns zu. Dann blieb er stehen und musterte Danny mit verschlafenen Augen.
    »Verdammter Sauhaufen«, sagte er und ging an uns vorbei ins Haus.
    »Jetzt habe ich einen verdammten Kaffee nötig.«
    »Ihre Leute waren unwahrscheinlich schnell hier«, sagte ich.
    Baird saß am Tisch, den Kopf in die Hände gestützt. Danny stand in der entfernten Ecke, ein Glas Whisky in der Hand, das er gelegentlich aus der Flasche in seiner anderen Hand auffüllte.
    »Meine Leute waren in der Nachbarschaft«, sagte Baird.
    »Warum?«
    »Wie ich hörte, haben Sie Frank Laroue kennengelernt.«
    »Hat Daley Ihnen das erzählt?«
    »Wir halten ihn für einen gefährlichen Mann, Sam. Und jetzt hat er Kontakt mit Ihnen aufgenommen.«
    Einen Augenblick lang war ich verwirrt.
    »Wieso …? Hören Sie etwa mein Telefon ab?«
    »Das war doch eine naheliegende Vorsichtsmaßnahme«, sagte Baird.
    »Scheiße«, sagte Danny und ging hinaus.
    »Wieviel weiß er?« fragte Baird.
    »Wieviel weiß ich ? Warum hat man mir das alles nicht gesagt?
    Ist Laroue ein Verdächtiger?«
    Baird runzelte die Stirn und sah auf seine Uhr.
    »Verdammter Mist«, sagte er. »Ich glaube, es ist wahrscheinlich, daß die Mackenzie-Mörder mit der Terrorismuswelle in der Stamford-Gegend von Essex in Verbindung stehen. Wir hielten es für möglich, daß hier ein Anschlag auf Fiona Mackenzie verübt werden könnte. Bitte sagen Sie Ihrem Freund, daß ich mich entschuldige.« Er stand auf, um zu gehen. »Zu Ihrer Information: Morgen …« Er stockte und lächelte matt. » Heute wird eine Operation stattfinden, geleitet von einem Kollegen namens Carrier, und es wird in der ganzen Gegend Festnahmen geben. Darunter auch die von Frank Laroue, dem man verschiedene Vergehen, wie das der Verschwörung und des Aufrufs zur Gewalt, zur Last legt.«
    »Ach du liebe Güte«, sagte ich. »Dann kann ich wohl davon ausgehen, daß mein Drink mit ihm verschoben werden muß.«
    »Das war nicht besonders vorsichtig«, sagte Baird. »Wie auch immer, ich bin überzeugt, daß Sie jetzt vollkommen sicher sind.«
    »Und was ist, wenn es nicht die militanten Tierschützer waren, die die Mackenzies umgebracht haben?«
    »In dem Fall waren die Mörder vermutlich Einbrecher.«
    »Was haben sie gestohlen?«
    »Es ging schief. Sie wurden gestört. Wie auch immer, Sie sind jetzt sicher.«
    »Nein, bin ich nicht. Gegen Abend kommen meine Eltern zum Essen.«

    Später an diesem Morgen, um zehn Uhr, klopfte jemand schüchtern an die Tür. Ein dünner junger Mann, eigentlich noch ein Junge, dessen Haar zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden war, stand mit einer Tüte und einem nervösen, anbetenden Lächeln davor. Als er mich sah, verschwand das Lächeln.
    »Miss Fiona wollte ein wenig Gemüse«, sagte er und drückte mir die Tüte in die Hand.
    »Frisch vom Bauernhof. Was kommt als nächstes?« fragte Danny.

    »Vielleicht echte Hausmannskost?«
    Finn und Elsie kamen aus der Küche. Beide hatten die Ärmel hochgekrempelt, und um Elsies Taille war ein Geschirrtuch geschlungen.
    »Warum machen Sie beide nicht einen Spaziergang, bevor Ihre Mutter kommt?« fragte Finn.
    War das das Mädchen, das noch vor ein paar Wochen kaum ein Wort herausgebracht hatte? Sie trug ihre neuen dunkelblauen Jeans und ein weißes Baumwollhemd; ihr dunkles Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden und wurde von einer Samtschleife gehalten. Ihr Gesicht war jetzt gebräunt von unseren Spaziergängen und gerötet von der Hitze des Ofens. Sie sah sauber und mädchenhaft aus mit ihren biegsamen Gliedern und ihren starken, schmalen Schultern; ich wußte, wenn ich näher bei ihr stünde, könnte ich ihre

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