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Ein sicheres Haus

Titel: Ein sicheres Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Ihr Baby.«
    »Manchmal habe ich das Gefühl, daß mein Baby nicht so wird, wie ich mir das vorgestellt hatte.«
    Geoff trank seinen Kaffee aus, und sein Gesicht nahm einen salbungsvollen Ausdruck an.
    »Nun ja, wissen Sie, man muß seinen Kindern gestatten, eigene Wege zu gehen.«
    »Vielen Dank, Dr. Spock«, sagte ich säuerlich. »Bis jetzt ist das Baby noch nicht mal geboren.«
    Geoff stand auf und wischte sich mit einer Serviette den Mund ab.
    »Sam, ich möchte Ihnen etwas zeigen. Kommen Sie hierher.«
    Er führte mich an ein Fenster seines großen, hoch gelegenen Eckbüros. Er zeigte hinunter auf eine Stelle des Krankenhausgeländes, wo einige Männer mit orangefarbenen Helmen verloren vor einem Baucontainer standen.
    »Wir expandieren«, sagte er. »Stamford expandiert. Wir sind am richtigen Ort, an der richtigen Küste Englands. Nahe bei London, nahe bei Europa, und in grüner Lage. Ich habe einen Traum, Sam. Stellen Sie sich vor, daß dieser Krankenhaustrust sein volles Potential ausschöpft und an die Börse geht. Wir könnten in der Gesundheitsfürsorge das sein, was Microsoft im Computerbereich ist.«
    Bestürzt folgte ich seinem Blick.

    »Ich nehme an, Sie werden mich bitten, Steine in Brot zu verwandeln. Leider kann ich nicht die vollen vierzig Tage hier in der Wildnis bleiben, weil ich zurück muß, damit mein sogenanntes Buch vorankommt.«
    Geoff sah verwirrt aus.
    »Wovon reden Sie, Sam?«
    »Nichts Wichtiges, Geoff. Wir sehen uns nächste Woche, wenn Sie wieder in der realen Welt sind.«
    »Dies ist die reale Welt, Sam.«
    Als ich auf der inzwischen vertrauten Strecke aus Stamford hinausfuhr, kam mir der düstere Gedanke, daß er wahrscheinlich recht hatte, und dann dachte ich an den Rest meiner Welt –
    Elsie, Danny, Finn, mein Buch – und fühlte mich noch schlechter. Elsie war in der Schule, Danny weiß Gott wo, aber als ich nach Hause kam, saß Finn auf dem Sofa, eine Zeitschrift in den Händen, die sie nicht las. Es gab mir einen Stich, als ich in Richtung Arbeitszimmer schaute. Dann holte ich tief Luft und ging zu ihr.
    »Unternehmen wir einen Spaziergang?« schlug ich vor.
    Schweigend machten wir uns auf den Weg, wandten uns nach links und gingen ungefähr eine Meile parallel zum Meer. Dann bogen wir wieder scharf nach links ab. Wir wanderten am Rand eines gepflügten Feldes an einem Graben vorbei, der fast so breit war wie ein Kanal. Vor uns konnten wir nur dünne Baumreihen sehen, gerade ausgerichtet wie Zaunpfähle – zum Schutz gegen den Wind, vermutete ich.
    Mein Geist arbeitete heftig. Wir schrieben den neunzehnten Februar. Finn war jetzt vier Wochen bei uns. Noch zwei, vielleicht drei Wochen, dann würde ich dem ein Ende bereiten.
    Aber für Elsie war es eine vorübergehende Maßnahme des Lebens geworden. Sie liebte es, jeden Morgen nach unten zu kommen und uns beide (Finn in meinem alten Morgenrock, ich in Kleidern, die nur für das Haus geeignet waren) plaudernd beim Kaffee am Küchentisch vorzufinden. Sie mochte es, daß ich sie jeden Morgen zur Schule fuhr, mit den anderen Eltern an der Tür des Klassenzimmers stand, rasch ihre kalte Wange küßte, wenn die Glocke läutete, und sagte: »Ich hole dich heute nachmittag ab.« Und jeden Tag, wenn die Glocke um zwanzig vor vier wieder läutete, rannte sie mit ihrem Mantel und ihrem Schulranzen und gewöhnlich einem Blatt Papier mit buntem Gekritzel darauf hinaus, und ich konnte sehen, daß sie sehr glücklich war, genau so zu sein wie die anderen Kinder. Ich achtete sogar darauf, meine am wenigsten exotischen Kleider zu tragen, wenn ich sie abholte. Ich versuchte, mit den anderen Müttern über Lotionen gegen Kopfläuse und den nächsten Schulbasar zu plaudern. Für ein Weilchen hatte ich den Wunsch, wir würden mit der Szenerie verschmelzen. Zur Teezeit machte Finn Toast mit Honig für Elsie; das wurde zu einer Art Ritual.
    Wenn es Zeit zum Schlafengehen war, erschien sie schweigend in Elsies Zimmer, um ihr gute Nacht zu sagen, während ich ihr vorlas. Eines Tages merkte ich, daß sie uns das Gefühl gegeben hatte, eine richtige Familie zu sein und nicht nur Mutter und Tochter; so hatten wir uns bei Danny nie gefühlt. Und ich wußte auch, es lag daran, daß ich Danny das niemals erlaubt hatte.
    Aber sowohl für Finn als auch für mich war das eine falsche, eine Märchenexistenz. Bald würde sie in ihre eigene Welt zurückkehren. Gute Noten, Verpflichtungen, Partys, Wettbewerb, Sex, Universität, Chancen, Schmerzen.
    Wir kamen zu

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