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Ein sicheres Haus

Titel: Ein sicheres Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Seife und den Talkumpuder riechen.
    Sie gab mir das Gefühl, alt und verwittert zu sein. Sie kam näher, nahm mir die Tüte aus den Händen und schaute hinein.
    »Kartoffeln«, sagte sie. »Und Spinat. Genau, was wir wollten, nicht, Elsie?«
    »Wer war dieser Junge?« fragte ich.
    »Och, das war Roy, Judiths Sohn«, sagte sie beiläufig. Sie kannte wesentlich mehr Leute aus der Gegend als ich. Sie kicherte. »Ich glaube, er ist in mich verknallt«, und dann wurde sie rot von den Haarwurzeln bis zum Hals, auf dem die Narbe bereits verblaßte.
    Danny sah ihr nach, als sie ging.
    »Sie sieht gut aus.«
    »Du und dieser Junge mit dem Pferdeschwanz!« sagte ich.
    Danny lachte nicht.
    Draußen war der Himmel von einem blassen Hellblau, und obwohl es vor ein paar Tagen geschneit hatte – nadelspitze, gemeine kleine Schneeflocken, die sich an den Rändern der rötlichen Felder sammelten –, war die Luft mild. Ich hatte alle Heizkörper ausgeschaltet und die Fenster geöffnet. Im Garten leuchteten die ersten Narzissen, und die Tulpen, noch mit geschlossenen Knospen, standen in einer dichten Reihe.
    »Ja, sollen wir einen Spaziergang machen?« fragte Danny.
    »Wann kommen deine Eltern?«
    »Wir haben noch gut zwei Stunden Zeit. Laß uns über Stone-on-Sea gehen« – obwohl die Ufermauern das Meer längst zurückgedrängt hatten und das Dorf von ödem Marschland und merkwürdigen, auf dem Trockenen stehenden Hafenmolen umgeben war – »und von da aus ans Wasser.«
    Es war so mild, daß wir nicht einmal Jacken brauchten. Durch das Küchenfenster konnte ich Finn erkennen, die sich mit konzentriert gerunzelter Stirn über irgend etwas beugte. Elsie war nicht zu sehen. Danny zog mich enger an sich, und lange gingen wir im Gleichschritt schweigend nebeneinander her.
    Dann begann er zu sprechen.
    »Sam, da ist etwas, worüber ich mit dir reden muß.«
    »Was denn?« Sein Ton war ungewöhnlich ernst, und mich überkam eine unerklärliche Angst.
    »Es hat mit Finn zu tun, natürlich, und mit dir und auch mit Elsie. Ach, Mist, ich weiß nicht, komm her.«
    Er blieb stehen, zog mich eng an sich und vergrub sein Gesicht an meinem Hals.
    »Was ist los, Danny? Sag’s mir, wir hätten schon längst reden sollen, bitte, sag es mir.«
    »Nein, warte«, murmelte er. »Körper reden besser.«
    Ich schob meine Hände unter seinen Pullover und sein Hemd und fühlte seinen warmen, starken Rücken nackt unter meinen Fingern. Das Gesicht noch immer an meinem Hals, während seine Bartstoppeln meine Wange kitzelten, öffnete er den Gürtel meiner Jeans, schob eine Hand hinein und umfaßte meinen Po.

    Mein Atem wurde flacher und keuchend.
    »Nicht hier, Danny.«
    »Warum? Es sieht uns keiner.«
    Um uns herum breitete sich in alle Richtungen Marschland aus, durchsetzt von verkümmerten Bäumen und verrottenden Booten, die gestrandet waren, als die See von den Mauern gezähmt wurde. Mit kundiger Hand öffnete Danny meinen BH.
    Ich zog seinen Kopf an den langen, nicht ganz sauberen Haaren zurück und sah, daß sein Gesicht in einer Art konzentrierter Unruhe verzogen war.
    »Keine Angst, Liebster«, sagte ich, knöpfte seine Hose auf und ließ ihn meine herunterziehen, und verzweifelt stieß er in mich hinein, während mein Jeans und mein Slip wie Fesseln um meine Fußgelenke hingen. So standen wir ineinander verschlungen inmitten des großen, leeren Raums unter einer milden Sonne, und ich dachte, wie würdelos ich aussehen mußte. Ich hoffte, daß kein Farmer beschloß, diesen Weg zu nehmen, und fragte mich, was meine Mutter wohl dazu sagen würde.

    »Das«, sagte Danny mit vollem Mund, während meine Mutter ihn über den Tisch hinweg mißbilligend ansah, »ist toll, Finn.«
    Finn hatte uns gebratene Lammkeule mit Knoblauch und Rosmarin, Folienkartoffeln mit Sauerrahm und Butter und grob gehackten Spinat serviert, und sie hatte gestern im Supermarkt sogar daran gedacht, Minzsauce zu kaufen. Mein Vater – so angezogen, wie er es für lässig hielt: in Tweedjackett, Hose von unbestimmbar gräulicher Farbe, mit offenem Kragenknopf am makellos gebügelten Hemd und einem Scheitel, der wie eine neue, rosafarbene Straße durch sein dünn werdendes graues Haar verlief –, hatte zwei Flaschen Wein zutage gefördert.
    Meine Mutter aß höchst manierlich, tupfte sich nach jedem Bissen die Lippen ab und trank hin und wieder vorsichtig ein Schlückchen von ihrem Wein. Finn aß fast gar nichts, saß aber mit leuchtenden Augen am Tisch, ein nervöses Lächeln um

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