Ein silbernes Hufeisen
Händen, die sich bereits an seinem Hemdkragen zu schaffen machten. Warnend blickte er Guinievaire dabei an.
„ Du weißt, es geht nicht,“ erinnerte er sie eindringlich. „Was sollen wir tun, wenn dein Vater herausfindet, wie wir deine Reitstunden verbringen?“ Tony hatte beinahe ein schlechtes Gewissen deswegen, immerhin hatte er ein Versprechen gegeben, und Guinievaire machte weiterhin keinerlei Fortschritte.
Dennoch, auch weiterhin vollkommen unbelehrbar schlug sie ihre schwarzen Wimpern einige Male schnell und gekonnt aufeinander, dann erwiderte sie mit unschuldiger Stimme: „Ich werde es ihm nicht erzählen, Tony, wie sollte er es also erfahren?“
Diese andauernde Diskussion war aussichtslos und überflüssig und kaum fruchtbar, und bisher war sie dies niemals gewesen, aber Guinievaire war zugleich beeindruckend stur. Je heftiger sie jedoch versuchte, ihren ungewöhnlichen Willen durchzusetzen, desto trotziger wurde auch Tony, der nun einmal tun wollte, was richtig war. Und so schüttelte er auch diesmal aufs Neue den Kopf, woraufhin Guinievaire sich mit einem frustrierten und ungeduldigen Geräusch von ihm losmachte, sich erhob und dann, während sie auf und ab ging, die sommersprossigen Arme streckte. Wieder einmal war er ihr mit seiner Zurückweisung zu nahe getreten und zudem mochte sie es eigentlich generell nicht leiden, wenn Tony nicht tat, was sie befahl.
„ Guinievaire, glaub mir, ich würde all dies auch wirklich gerne vergessen,“ wollte er sie deshalb beschwichtigen, denn es war keine Lüge, sein körperliches Interesse an ihr war vielleicht vorsichtig, aber es war durchaus vorhanden. Seine Liebste warf ihm lediglich einen distanzierten Blick zu. Seine Worte hatten sie kaum versöhnlich gestimmt. Zumeist vermochten nur gekühlter Alkohol und großartige Musik dieses Kunststück sofort zu verbringen, unglücklicherweise hatte Tony jedoch weder das eine, noch das andere bequem zur Hand in diesem Moment, also musste er sich mühsam weiter auf einem anderen Weg um eine Einigung bemühen. Er beschloss, ihr ein Versprechen zu machen, denn Guinievaire, die ihn kannte, wusste, dass er es einhalten würde.
„ Sobald es mir möglich ist, Guinievaire, bitte glaube mir, werde ich gerne die Nacht mit dir verbringen,“ sagte er, wenn auch etwas peinlich berührt, denn Tony sprach ganz und gar nicht gerne über solch delikate Themen. „Aber das erste Mal sollte etwas Besonderes sein, und du solltest es genießen können ohne dir Sorgen machen zu müssen, verstehst du denn nicht?“
Scheinbar abwesend betrachtete sie derweil ihre schöne Erscheinung in Tonys neuem Spiegel ohne ihn, der mit sich kämpfte, eines Blickes zu würdigen. „Das erste Mal,“ murrte sie, während sie sich das helle, grüne Kleid ordnete. „Natürlich.“
Etwas vorwurfsvoll sah Tony sie wegen dieser finsteren Antwort an, als er sich nun ebenfalls aufrichtete. Auch jenes Verhalten, dass sie bösartig wurde, bekam sie nicht, was sie wollte, war ihm durchaus bereits bekannt. Unwahrheiten ihre Jungfräulichkeit betreffend konnte er jedoch ganz einfach nicht mit dem üblichen Gleichmut, den er für sie aufbrachte, begegnen.
„ Guinievaire, dies ist kein Thema, über das ich lachen kann,“ warnte er sie, wenn auch nach wie vor sanft, wobei sie seinen verletzten Blick endlich auffing. Zunächst erschien sie weiterhin missmutig, dann schlug sie jedoch kurz die Wimpern aufeinander und dann lächelte sie und die Distanz war aus ihren grünen Augen verschwunden.
„ Es tut mir leid,“ räumte sie seufzend ein, weswegen Tony natürlich umgehend versöhnlich gestimmt war, dabei erhob er sich und ging zu ihr herüber. Er konnte ihr nicht böse sein, denn selbst wenn sie zuweilen ein wenig anstrengend war, so war dies doch nur eine Maske, die sie aus Gewohnheit trug, nicht mehr als ein Selbstschutz ihrer zarten Person, und unter dieser schönen Hülle von Arroganz und Unnahbarkeit verbarg sie nicht weniger als ihre sehr wohl bewahrte Unschuld und auch die unvorstellbare Verletzlichkeit, die damit einher ging.
Sanft legte er also nun, nachdem sie sich versöhnt hatten, die Arme um sie und sie ließ ihn großmütig gewähren. Von Beginn an hatte er dabei gewusst, er musste geduldig sein, denn sie würde zweifellos noch etwas Zeit mehr brauchen bis sie ihm wirklich vertraute und bemerkte, dass er nicht war wie die anderen Männer, die sie in großen Mengen vor ihm gekannt hatte und die sie immer nur als schönen Körper gesehen
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