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Ein sinnlicher Schuft

Ein sinnlicher Schuft

Titel: Ein sinnlicher Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Rücken, um sie nicht für etwas anderes zu gebrauchen. Sie etwa nach ihr auszustrecken wäre eine schlechte Idee, aber ein Gedanke, der ihn nie loszulassen schien.
    Dann trat sie ins Licht. Seine Pru– bloß dass sie überhaupt nicht seine Pru war und auch nicht die umwerfende Ballschönheit. Diese Frau trug ein einfaches Musselinkleid, doch es war die Garderobe einer Dame. Ein bisschen altmodisch vielleicht und ein wenig zu eng im Mieder, ansonsten von Geschmack und Stil. Er hatte sie nie zuvor in solch einem Kleid gesehen.
    »Du siehst aus wie…«
    »Eine Dame?« Sie lächelte und machte einen Schritt auf ihn zu. Er konnte sehen, dass sie ihr herrliches Haar offen trug und dass es sich wie dunkles Feuer über ihren Rücken ergoss.
    »Ja.«
    »Ich bin eine Dame, Sir Colin.«
    Als er sie verständnislos anstarrte, fuhr sie fort. »Meinen Namen kennst du. Ich bin Miss Prudence Filby, Tochter von Mr Atticus Filby, einem Gentleman und Philanthropen, und Adele Spencer Filby. Beide stammten aus sehr alten Familien.« Für einen Moment blitzte die alte, schalkhafte Pru durch, als sie mit einem Lächeln sagte: »Ich bin ein feiner Pinkel.«
    Eine Dame. Merkwürdigerweise war er nicht übermäßig erstaunt, denn etwas Ähnliches ahnte er schon seit Längerem. Ihre korrekte Aussprache, wenn sie sich vergaß, ihre guten Manieren, selbst ihre Art zu gehen und über die Tanzfläche zu wirbeln verrieten eine sorgfältige Erziehung.
    Er rieb sich mit der Hand übers Gesicht. Eine Dame. »Pru, wie kann das sein? Du hast am Theater gearbeitet, ihr wart dem Hungertod nahe!«
    Verlegen strich sie über ihre Röcke und nickte. »Unsere Eltern sind vor fünf Jahren gestorben. Evan und ich mussten allein zurechtkommen. Ich war zu jung und ohne Freunde– ich konnte keine angemessene Arbeit finden. Die Leute sind eher bereit, ein einfaches Mädchen einzustellen.«
    »Was du nicht bist.« Plötzlich stellte er fest, dass er sich hintergangen fühlte. »Du hast mich angelogen.«
    »Ja.« Sie schaute ihn ernst an. »Das tut mir leid. Am Anfang tat ich es, weil ich dich nicht kannte. Zu viel stand auf dem Spiel, um einem Fremden zu vertrauen. Später dann… So viele Male stand ich kurz davor, dir alles zu erzählen.«
    »Und hast es nicht getan.«
    »Du auch nicht«, entgegnete sie nicht ohne Schroffheit. »Melody ist deine Tochter und Chantal ihre Mutter. Dinge, die du vergessen hast zu erwähnen, als wir uns zum ersten Mal sahen.«
    »Aber ich habe es dir so oft beinahe gesagt oder angedeutet.« Er strich sich durchs Haar, und plötzlich packte pures Entsetzen ihn. »Du bist eine Dame! O mein Gott! Was ich mit dir gemacht habe!«
    Der gesellschaftliche Ehrenkodex verlangte, eine junge Dame zu heiraten, die man auf diese Weise kompromittiert hatte. Andererseits glaubte er um Melodys Ansehen willen deren Mutter, also Chantal, heiraten zu müssen. Ein echtes Dilemma. Er schaute Pru an und gab sich keine Mühe, seinen Schmerz zu verbergen. »Chantal und ich sind jetzt verlobt.« Scham überfiel ihn, und es kam ihm vor, als sei er untreu gewesen, als habe er Pru mit Chantal betrogen.
    »Ja, ich weiß. Ich habe gehört, wie du ihr einen Antrag gemacht hast.«
    »Es ist nicht…« Was sollte er noch sagen? »Ich will nur…«
    »Du möchtest Melodys Geburt legitimieren. Völlig verständlich. Sogar bewunderungswürdig. Du würdest alles für Melody tun. Genau wie ich.«
    Colin schüttelte verwirrt den Kopf. »Wenn du das alles weißt, warum hast du dann heute Nacht… Ich meine, im Garten…?«
    Sie beugte sich anmutig vor und schaute ihn ernst an, ihre Augen glänzten silbern im Schein der Kerze. »Sir Colin, sei kein Idiot. Das heute Nacht im Garten ist passiert, weil ich dich liebe. Warum sonst?«
    Sein Herz hämmerte in seiner Brust.
    Sie liebt mich!
    Das durfte sie nicht!
    Aber ich liebe sie ebenfalls!
    Das durfte er nicht!
    »O mein Gott.«
    Idiot! Sag etwas Besseres als das! Sag, was du wirklich sagen willst.
    Schmerz und Sehnsucht wallten in seinem Innern auf, und seine Kehle war wie zugeschnürt, sodass er kaum sprechen konnte. Vor seinen Augen verschwamm alles. »Ich…«
    Mit einem einzigen raschelnden Schritt war sie heran und legte ihm den Finger auf die Lippen. »Nicht«, flüsterte sie, und ihre Augen brannten sich in seine Seele. Ihre Stimme war schwer vor Trauer. »Sag es niemals.«
    Dann trat sie zurück und riss sich sichtlich zusammen, lächelte ihn an. »Du wolltest wissen, wer ich bin. Nun habe ich es dir gesagt.«
    Er

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