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Ein sinnlicher Schuft

Ein sinnlicher Schuft

Titel: Ein sinnlicher Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Sucht?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Jedenfalls brauchen wir einen Arzt.«
    Der andere Mann bedachte ihn mit einem zornigen Blick. »Ich bin Miss Marchants Arzt. Gestatten, Dr. Bennett.« Er kniete neben dem Sofa nieder und nahm Chantals Handgelenk zwischen die Finger, um ihren Puls zu fühlen. »Da rennt sie vor Ihnen davon, und das in ihrer Verfassung! Ich finde, Sie sollten gehen. Sie haben heute Abend bereits mehr als genug Schaden angerichtet.«
    Colin ignorierte die Aufforderung. »Uns wurde berichtet, Chantal sei opiumabhängig. Leidet sie jetzt unter den Folgen?«
    Der Arzt verzog ungehalten das Gesicht. »Es stimmt, dass Miss Marchant eine Abhängigkeit von Opium entwickelt hat, aber nur wegen der großen Schmerzen, die sie oftmals plagen.«
    Colin runzelte die Stirn. »Schmerzen?«, fragte er. »Was für Schmerzen?«
    Pru konnte förmlich zusehen, wie Mitgefühl und Bedauern in ihm von Minute zu Minute wuchsen und wie er ihr im Gegenzug mit jedem Augenblick mehr entglitt.
    Wie kannst du etwas verlieren, was dir nie richtig gehört hat?
    Dr. Bennett beendete seine Untersuchung und erhob sich, um sich unwirsch zu Colin umzudrehen. »Miss Marchant leidet an einer Herzschwäche, Sie Ignorant! Sie ist ständig erschöpft und nicht in der Lage, Aufregung zu ertragen.« Er starrte sie beide an. »Und die Sie ihr ganz offensichtlich bereiten wollen.«
    Ich wusste gar nicht, dass sie ein Herz hat.
    Pru schämte sich sofort für ihre bösen Gedanken, denn Chantal war offensichtlich wirklich krank. Und wenn sie es recht bedachte, war sie das vermutlich schon länger.
    Ich bin schrecklich.
    Sie war so sehr damit beschäftigt gewesen, sie zu verachten, dass sie nie gemerkt hatte, dass es ihr wirklich nicht gut ging. Nur wie hätte sie es merken sollen? Chantal, mochte sie noch so träge sein, verfügte stets über genügend Energie, andere zu schikanieren oder boshaft und unfreundlich zu sein. Jetzt erschien vor Prus geistigem Auge ein differenzierteres Bild von dieser Frau, die zunehmend blasser und teilnahmsloser geworden war. Allerdings konnte sie sich nicht daran erinnern, dass sie jemals Beschwerden oder Schmerzen erwähnt hätte. Und das, obwohl sich Chantal sonst über alles und jeden beklagte.
    Jetzt bewegte sie sich. Als sie die Augen aufschlug, schnappte sie nach Luft. »Gaffin!«
    Colin wandte sich sofort zu ihr um und beugte sich über sie. »Nein, Chantal. Gaffin ist nicht hier.«
    Sie suchte mit panischem Blick das Zimmer ab. »Ich hab ihn gesehen. Im Garten. Er hat mich gefunden!«
    Colin nahm zärtlich ihre Hand. »Chantal, du hast mich im Garten gesehen. Gaffin ist auf dem Weg nach Blackpool, weil er denkt, dass du dorthin vor ihm geflohen bist.«
    Sie blinzelte ihn an, und einen Augenblick lang kam es Pru so vor, als würde sie ihn nicht erkennen, doch dann streckte sie eine bleiche, schlaffe Hand aus und berührte Colins Gesicht. »Bist du das? Mein Darling Colin Lambert?«
    Er legte seine Hand auf ihre und drückte sie an seine Wange. »Ja, ich bin es, Chantal. Ich habe dich gefunden. Du bist jetzt vor Gaffin sicher.«
    Blauviolette Augen, umringt von dichten Wimpern und von genau der richtigen Menge Tränen schimmernd, schauten zu ihm auf. »Du hast mich gerettet! Oh, mein Darling, du kluger Mann. Ich bin dir auf ewig zu Dank verpflichtet.«
    »Eigentlich war ich ja die Kluge«, flüsterte Pru. »Sir Colin hat es sich da noch im Schweinepfuhl gemütlich gemacht.«
    Da erst bemerkte Chantal ihre ehemalige Näherin, gab jedoch nur einen geziert-verächtlichen Laut von sich und wandte sich ab, während Colin Pru einen tadelnden Blick zuwarf. Sofort schämte sie sich für ihre hässlichen Worte, mit denen sie, das musste sie zugeben, Chantal bloß provozieren wollte, ihre schlechte Seite herauszukehren.
    »Sir Colin?« Chantal hielt sich an Colin fest. »Mein Liebster, es ist alles so ein furchtbares Missverständnis. Ich musste aus Brighton fliehen, um Gaffin aus dem Weg zu gehen. Dieses… kleine Problem… hat mich ziemlich verzweifeln lassen. Ich fürchte, er glaubt, ich hätte etwas genommen, was ihm gehört. Du hältst mich doch nicht für eine Diebin, oder?«
    Colin tätschelte ihre Hand und drängte sie, sich wieder hinzulegen. »Es gibt nichts, worüber du dir Sorgen machen musst, Chantal. Reg dich nicht auf. Du warst sehr krank.«
    »Krank.« Chantal seufzte– es war ein langes Ausatmen. »Ja. Ich sterbe.«
    Colin schaute überrascht auf und warf Dr. Bennett einen

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