Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein sinnlicher Schuft

Ein sinnlicher Schuft

Titel: Ein sinnlicher Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
gehofft, sein Bett mal wieder eine Nacht für sich zu haben, ohne von um sich strampelnden und tretenden kleinen Füßen gestört zu werden.
    Die schlafende Pru von seinem Oberkörper zu lösen und auf ihr Kopfkissen zu schieben erwies sich als gar nicht so einfach, denn sie sträubte sich, schien sich nur ungern von der Wärme seines Körpers entfernen zu wollen. Der Gedanke, sich von ihr unter ihre Decke ziehen zu lassen, war ausgesprochen verführerisch.
    Schließlich machte er sich vorsichtig von ihr los, ohne sie zu wecken. Er zog seine Weste zurecht und vermisste die Wärme ihrer Hand, die so lange darunter geruht hatte, ging hinüber zum Kamin und betrachtete die schlafenden Kinder. Melody lag zusammengerollt auf der Seite, den Kopf auf einem Kissen und Gordy Anns Arm, der schon ganz nass war, im Mund. Evan hatte sich, auf dem Rücken liegend, am anderen Ende der Bank breitgemacht und schnarchte, einen Arm übers Gesicht gelegt, wie ein Großer. Seine Füße steckten noch in den Stiefeln.
    Was sollte er mit dem Jungen machen? Ihn bei seiner Schwester lassen? Nur konnte die schwerlich in ihrem gegenwärtigen Zustand auf ihn aufpassen, und er war schließlich noch ein Kind. Resigniert rieb Colin sich den Nacken und hoffte, dass das Bett in seinem Zimmer sehr, sehr groß sein würde.
    Es war es nicht.
    Drei Wochen zuvor waren die Gedanken eines hageren, dunkelhaarigen Mannes mitten auf dem Indischen Ozean zu den Freunden in London gewandert. Er wusste, dass sie auf seine Heimkehr warteten, doch er zögerte, was er ihnen schreiben sollte.
    Während der letzten drei Jahre hatte er England so oft wie möglich den Rücken gekehrt und sich auf die überseeischen Besitzungen und Plantagen seines Onkels zurückgezogen, obwohl er dort nicht wirklich gebraucht wurde. Was auch Colin und Aidan klar war, und genau deshalb machten sie sich Sorgen um Jack.
    Aber er zog es weiterhin vor, der Heimat fernzubleiben. Wie lange tat er das schon? Dreieinhalb Jahre oder gar vier? Vermutlich irgendwas dazwischen, aber es spielte keine Rolle. Nichts spielte mehr eine Rolle seit jenem Ereignis, das seine Verbindungen zur Außenwelt gekappt hatte.
    Er wandte den Blick von dem leeren Blatt und ließ ihn auf einem kleinen Stapel von Briefen auf seinem Schreibtisch ruhen, der von einer großen Muschelschale beschwert wurde, gefunden am Strand irgendeiner tropischen Insel. Er versuchte sich zu erinnern, wo das gewesen war. Er wusste es nicht, denn er hatte sich auf seiner Flucht über so viele Meere und durch so viele Länder treiben lassen, dass er die Übersicht verlor.
    Flucht?
    So hatte Colin es in einem der Briefe genannt, die auf eine Antwort warteten. »Hör auf davonzulaufen«, hatte sein Freund ihn bedrängt. »Ganz egal, wohin du auch gehst– dein Cousin bleibt tot, und du bist jetzt der Erbe von Strickland. Dieser Tatsache kannst du nicht entkommen, also bleib lieber gleich bei uns.«
    Aidan hatte das Gleiche geschrieben, es nur viel kürzer und knapper ausgedrückt. »Komm nach Hause. Blakely ist tot. Du lebst. Davonzusegeln ändert nichts daran.«
    Das Schiff rollte, als sei es betrunken, doch Jacks Hand blieb ruhig. Seit beinahe drei Jahren trank er nicht mehr, denn es waren zu viele Drinks gewesen. Dahin wollte er nicht zurück, denn er verletzte andere Menschen, körperlich und seelisch, und tat lauter andere dumme Dinge.
    Trotzdem ließen ihn seine Probleme nicht los.
    Warum kämpfte er überhaupt? Er glaubte an nichts mehr, nicht an Ehre, nicht an Edelmut, nicht einmal an das Land, für das er fast gestorben wäre. Sein mangelnder Glaube entsprang indes weder Bitterkeit noch Zynismus. Er konnte sich einfach nicht daran erinnern, warum er an etwas glauben sollte.
    Er nahm ein Blatt, tauchte seine Schreibfeder in das Tintenfass und schrieb eine einzige Zeile.
    »Ich komme in den Brown’s Club zurück.«
    Er schrieb nicht, warum, denn das wusste er nicht. Es fiel ihm schlicht kein anderer Ort mehr ein, an den er hätte fliehen können.
    Prudence streckte die Arme unter der Decke weit aus. Sie spürte weiches Bettzeug und nicht bloß einen harten Strohsack mit einer rauen Decke darüber. Echtes Leinen und flauschige Gänsedaunen.
    Ein richtiges Bett. Wie zu Hause. Noch halb im Schlaf rollte sie sich seufzend auf den Bauch und drückte ihr Gesicht in das Kissen. Es musste schon ziemlich spät sein. Mama würde ungehalten sein, falls sie nicht bald aufstand und half, den kleinen Evan anzuziehen…
    Es dauerte nicht lange, bis

Weitere Kostenlose Bücher