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Ein sinnlicher Schuft

Ein sinnlicher Schuft

Titel: Ein sinnlicher Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Rühreis erkaltet war. Egal, der Appetit war ihr ohnehin vergangen.
    Er wollte sie verlassen. Der Scheißkerl fuhr einfach weg und ließ sie im Stich.
    Was sollte sie jetzt bloß tun?
    Reiß dich zusammen. Kein Grund, sich betrogen zu fühlen. Was hast du ihm schon bedeutet? Du warst bloß eine Aushilfe, sonst nichts.
    Sie zwang sich tief einzuatmen. Dann noch einmal, hob den Krug mit Wasser an die Lippen und trank.
    Du hast ein Gehirn. Nutz es!
    Ja. Genau. Sie musste den Schmerz und die Enttäuschung vergessen. Das Leben ging schließlich weiter.
    Immerhin hatte Mr Lambert den Gastwirt für eine Woche im Voraus bezahlt. Wenn sie dem Mann einen Teil davon abschwatzte und sofort aufbrach, könnte sie für sich und Evan einen Platz in der nächsten Postkutsche bezahlen. Sie hatte immer noch die drei Schillinge von gestern. Ihre Hand griff in ihre Tasche, doch darin war nichts zu finden, nicht einmal ein Ersatzknopf. Offenbar hatte jemand ihr gestern Abend beim Ausziehen ihren kleinen Schatz weggenommen.
    Schwere Schritte kamen auf sie zu, und als sie den Blick hob, sah sie das rote Gesicht des stämmigen Gastwirts, der ganz offensichtlich bereits ein paar Gläser getrunken hatte. Er schaute sie missmutig an, und alle Hoffnung, bei ihm ein wenig von dem Geld für Kost und Logis lockerzumachen, schwand.
    »Los, steh auf!«, zischte der Mann. »Der Tisch da is für zahlende Gäste.«
    »Aber…«
    Ihr Protest erstarb, als der Grobian mit der Hand ausholte. Schnell rappelte sie sich hoch, den Krug noch immer in der Hand. Sie wich einen Schritt zurück. »Mein Herr hat Ihnen Geld dagelassen, damit ich bleiben kann.«
    Der Gastwirt zog die Oberlippe zurück. »Hat er das?«
    Pru blieb der Mund offen stehen. »Das wissen Sie ganz genau!«
    »Ich weiß bloß, dass ihr mir eine Übernachtung und zwei Mahlzeiten schuldet– du und der Junge. Ich weiß, dass ’n gutes Dutzend Krüge geschrubbt werden müssen, und dann kannst du gleich mit den Nachttöpfen weitermachen.« Er stierte ihren Busen an. »Kann Monate dauern, bis du die Schulden abgearbeitet hast, außer du willst sie auf’m Rücken liegend bezahlen.«
    Pru stand völlig reglos da. Das Blut rauschte wild in ihren Ohren, und in ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken an ihre Zukunft, die ihr jetzt noch trostloser und verzweifelter erschien als zuvor. Was konnte es Schlimmeres geben, als die Sklavin eines brutalen Mannes zu sein und sich ihm für angebliche Schulden zu unterwerfen, die niemals getilgt werden könnten. Evan müsste in einem Gasthaus aufwachsen, wo alle auf ihm herumtrampelten, und bekäme niemals die Chance, sein Geburtsrecht einzufordern.
    Ihr Puls raste, das Herz klopfte bis zum Hals. Sie war von Chantal ausgenutzt und von Mr Lambert im Stich gelassen worden, und jetzt wollte dieser abscheuliche Kerl sie zu seiner Küchenhure machen. Sie hatte sich die Finger wund gearbeitet und immer gebuckelt und zu allem geschwiegen. Doch was hatte es ihr gebracht? Bloß noch mehr Leid.
    Ihre Finger umklammerten den großen, schweren Krug, bis ihre Knöchel weiß hervortraten.
    Bei Gott, jetzt reichte es aber!
    Überraschenderweise protestierte Melody kein bisschen, dass Miss Filby und ihr Bruder sie nicht begleiteten, als Colin sie hochhob und zu dem schon bereitstehenden Einspänner trug. Sie waren jedoch kaum fünf Minuten die Straße hinuntergefahren, da fiel es ihr ein.
    Er spürte, wie sie an seinem Gehrock zupfte. »Wo ist Evan, Onkel Colin? Onkel Colin, wir haben Pru verloren. Du musst noch mal zurück!«
    Er fuhr weiter, den Blick starr geradeaus gerichtet und die Kiefer fest aufeinandergepresst. Jetzt nur nicht weich werden– es war schließlich zu ihrem Besten. Melody brauchte ihre Mutter und nicht bloß einen Ersatz. Und schon gar keinen, der so kränklich war wie Miss Prudence Filby. Gott, wie sie ihn angesehen hatte mit ihren sturmgrauen Augen, die vor Empörung geblitzt hatten, als sei sie von ihm verraten worden, und in denen sich gleichzeitig eine ungeheure Verletzlichkeit widerspiegelte.
    Melody fing an, bitterlich zu weinen, umklammerte mit beiden Armen seinen Oberarm und stampfte mit den Füßen auf. »Fahr zurück, fahr zurück, fahr zurück…«
    Sie war kurz davor, vornüber auf die Straße zwischen Hectors Hufe zu kippen. Colin zog sie mit einer Hand auf seinen Schoß, während er mit der anderen die Zügel hielt. Ihr schrilles Geschrei machte selbst das Pferd nervös.
    Er drückte ihr Gesicht an seine Weste und sprach sanft, aber

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