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Ein sinnlicher Schuft

Ein sinnlicher Schuft

Titel: Ein sinnlicher Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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eindringlich an. »Ich verstehe. Ich werde Ihnen das Geld statt ihrer geben. Sie hätten mich früher darüber informieren sollen.«
    »Ja, Sir.« Ihr Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen.
    Bitte, lass es kein Fehler gewesen sein, es ihm zu sagen. Bitte, lass es ihn verstehen.
    »Nun, da der Ring kaum lange genug fort war, um vermisst zu werden, wollen wir kein Wort mehr darüber verlieren.«
    Sie traute ihren Ohren nicht. »Sir?«
    Er steckte den Ring in seine Westentasche und neigte den Kopf zu ihr hinüber. »Miss Filby, ich bin kein Monster, wissen Sie? Ich habe genug Zeit mit Melody verbracht, um zu wissen, dass Kinder manchmal sehr merkwürdige Vorstellungen entwickeln. Ich würde Evan niemals dafür bestrafen, dass er einen Fehler begangen hat.«
    Pru runzelte die Stirn. »Oh, ich schon, Sir.«
    Er grinste sie an. »Sie werden ihn bestimmt nicht schlagen, das wissen Sie genau.«
    »Aber…« Dieser Mann war wirklich ein Rätsel. »Wollen Sie damit sagen, ich soll es einfach so hinnehmen?«
    »Nein. Es ist natürlich falsch zu stehlen. Ich denke, eine angemessene Strafe wäre beispielsweise, Hector bis zum Ende unserer Reise jeden Abend zu striegeln.«
    Pru hätte am liebsten gelacht, wenn sie nicht so dicht dran gewesen wäre, vor Erleichterung zu weinen. »Das ist keine Strafe für Evan.«
    »Nichtsdestotrotz ist es eine ehrliche Arbeit, und es wird ihm Zeit geben, über seinen Fehler nachzudenken. Liegt darin nicht eigentlich der Sinn jeder Bestrafung?«
    Genau das hätte auch ihr Vater sagen können, und diese Erkenntnis schnürte ihr den Hals zu. Tränen stiegen in ihre Augen, und ihre Stimme versagte. Sie nickte nur und blickte zu Boden, während alles vor ihren Augen verschwamm.
    Chantal, von allen Frauen auf dieser Welt hast du das größte Glück.
    »Es bleibt jedoch natürlich die Frage, was ich mit Ihnen mache.«
    Überrascht schaute sie auf. Seine Augen, die so grün leuchteten, dass sie den Frühlingstag fast verblassen ließen, waren mit einem merkwürdig ernsten Ausdruck auf sie gerichtet. »Was meinen Sie damit, Sir?«
    »Ich habe Ihre Angst gespürt, als Sie mir den Ring gaben. Haben Sie wirklich geglaubt, ich würde Sie und Evan ins nächste Gefängnis werfen lassen?«
    Sie senkte den Blick und verkrampfte die Hände. »Solche Dinge passieren, Sir.«
    Seine Finger umfassten ihr Kinn und hoben es an, damit sie ihm in die Augen blickte. Sie hoffte, er spürte den Schauder nicht, der sie bei seiner Berührung durchlief.
    Sein Blick war warm und verständnisvoll, drückte sogar mehr noch aus, nämlich Bewunderung. »Dann, Miss Filby, beweist das, was Sie getan haben, nicht nur, dass Sie ehrlich sind«, sagte er sanft, »sondern auch mutig. Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen. Und ich erwidere es absolut.«
    Damit wandte er sich ab und ging nach vorne, um Melody von Hectors Rücken zu heben. Pru blieb wie angewurzelt stehen, denn etwas sehr, sehr Merkwürdiges war soeben passiert. Die Welt hatte sich verändert, war mit einem Mal nicht mehr vollkommen gegen sie.
    Sie hoffte bloß, das Gefühl auch wirklich genießen zu können, denn nun empfand sie eine andere Scham ihm gegenüber. Wie würde er reagieren, wenn er herausfand, dass sie gar nicht diejenige war, für die sie sich ausgab?
    Eine Gruppe von Reitern trabte die Landstraße hinunter. Riesige Felder erstreckten sich zu beiden Seiten, flach, grün und ohne besondere Merkmale außer den weißen Flecken der Schafe zwischendrin und Mauern aus verwitterten Steinen.
    Die Männer hatten jedoch keinen Blick für die ländliche Idylle. Konzentriert behielten sie die Straße im Auge. Je früher sie die geflohene Frau fanden, umso eher konnten sie sich wieder ihren Geschäften widmen. Nur ein Mann schaute sich um. Er ritt als Letzter und hielt so viel Abstand nach vorne, dass der aufgewirbelte Staub ihm die Sicht nicht trübte. Wachsam suchten seine Augen die Gegend ab, auf dem Sprung wie ein Raubtier.
    Er hätte sich an die Spitze setzen können, denn er war ihr Anführer, aber er zog es vor, niemandem den Rücken zuzukehren, nicht einmal seinen eigenen Leuten.
    Vielleicht gerade denen nicht. Sie waren ein wilder Haufen und reagierten beim kleinsten Anlass mit Gewalt. Ihren Geschäften kam das zwar zugute, doch einer sicheren Reise konnte es abträglich sein.
    Das Geräusch trappelnder Hufe verlangsamte sich, und der letzte Reiter zügelte sein Pferd. Ein böiger Seitenwind trieb die Staubwolken auseinander und ermöglichte eine freiere Sicht auch

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