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Ein sinnlicher Schuft

Ein sinnlicher Schuft

Titel: Ein sinnlicher Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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nach vorne. Er sah, dass seine Männer etwas umringten, bunte Kleidung blitzte auf, und er hörte den lauten Protest einer Frau. Grinsend verzog er das Gesicht. Am besten ließ er den Kerlen ihren Spaß. Es würde nicht lange dauern.
    Der Mann wendete sein Pferd und ritt in ein Feld hinein, setzte über eine Steinmauer und wartete dort erst einmal ab. Von seinem Aussichtspunkt konnte er sehen, dass die Gruppe drei Frauen festhielt, die bunte Röcke und Blusen trugen. Dennoch schienen sie keine Zigeunerinnen zu sein, Bäuerinnen allerdings erst recht nicht. Vielleicht handelte es sich ja um Mitglieder einer der vielen Wanderbühnen.
    Obwohl ihn ein Anflug von Neugier überkam, ging er der Sache nicht nach. Er hatte keine Zeit mit anderen Frauen zu verlieren, wenn doch nur eine einzige seine Gedanken beherrschte. Ungeduldig zuckte er zusammen, und sein Pferd machte einen Satz nach vorne.
    Während er es beruhigte, glaubte er fernes Donnergrollen zu vernehmen, und als er aufblickte, sah er ein ziemlich großes Pferd, das die Straße entlangdonnerte und diese Geräusche erzeugte. Ohne anzuhalten preschte es auf die Gruppe der Reiter zu, und nun war ebenfalls zu erkennen, dass auf dem mächtigen Schimmel ein Riese saß. Weil der Bandenchef bei diesem Anblick unliebsame Streitereien fürchtete, eilte er zu seinen Leuten, um sie zum Weiterreiten aufzufordern. Im gestreckten Galopp nahm er sie mit sich fort und brachte sie damit um das Vergnügen, die Frauen weiter belästigen zu können.
    Dieses Mal blieb er an der Spitze, um das Tempo vorzugeben. Keine Verzögerungen mehr. Nichts würde ihn noch von ihr fernhalten.
    John Bailiwick, denn um niemand anderen handelte es sich, schloss die Augen und betete.
    Das Pferd war das Problem. Der Wallach, den Wilberforce für ihn aufgetrieben hatte, hörte auf den Namen Balthazar. »Der beste Gaul der Welt«, hatte der Wirt der Poststation gesagt, doch schnell fand Bailiwick heraus, dass Balthazar ganz und gar kein friedlicher Weiser wie der gleichnamige König aus dem Morgenland war, sondern ein ausgesprochener Satansbraten.
    Ein wunderschönes, riesiges Geisterpferd, das direkt aus der Hölle zu kommen schien. Mit rosa Bändern allerdings, von der Hand der Wirtstochter in seine Mähne geflochten. Bailiwick hatte sie nur deshalb dringelassen, weil er vermutete, dass sie Melody entzücken würden.
    Aber vorher musste er erst einmal Sir Colin einholen.
    Jetzt peitschten die Bänder wie zur Strafe in sein Gesicht, ließen seine Augen tränen. Natürlich weinte er nicht, das tat er nie. Es lag nur an der Geschwindigkeit in Verbindung mit dem scharfen Wind und den Schleifen.
    Balthazar schien sich nur bei extremen Gangarten wohlzufühlen. Entweder er trottete gemächlich dahin oder raste, als sei der Leibhaftige ihm auf den Fersen. Außerdem besaß er die Unart, dass nur er selbst entschied, ob er es gerade langsam oder schnell mochte. So war er den größten Teil des Tages träge vor sich hingetrabt, und erst, als Bailiwick bereits alle Hoffnung aufgegeben hatte und schon nach einer Bleibe für die Nacht suchen wollte, hob das riesige Schlachtross plötzlich die Nase, gab ein Geräusch wie ein Fanfarenstoß von sich und begann loszupreschen. Über Hügel und durch Täler, vorbei an Bauernhöfen und Weiden, dabei Klumpen von Kies und Dreck aufwirbelnd, die dem hilflosen Reiter ins Gesicht flogen.
    Der tröstete sich bei diesem wilden Ritt damit, dass er noch froh sein konnte, wenn Balthazar in die gewünschte Richtung rannte und nicht etwa eigenmächtig nach London zurückkehrte. Der junge Lakai hatte keine Ahnung, wie lange er bereits auf diesem Ungetüm saß, doch es kam ihm vor wie eine Ewigkeit.
    Etwas anderes dämmerte ihm langsam: dass sie vermutlich bei diesem gestreckten Galopp die Abzweigung nach Basingstoke und Ardmore Hall verpasst hatten, wo er Sir Colin vermutete. Diesen Tipp hatte ihm der Theaterdirektor in Brighton gegeben. Wilberforce hatte nämlich von London aus diskret Erkundigungen eingezogen, was oder wen das junge Clubmitglied in dem Seebad wohl suchte.
    Der Majordomus traf fast immer ins Schwarze. Nur was seine Reitkünste anging, da hatte er ihn überschätzt, denn die waren eher mäßig. Allen wäre mehr damit gedient, er hätte sich per Postkutsche auf die Suche nach Sir Colin und Lady Melody gemacht anstatt hoch zu Ross. Nun war es zu spät. Allerdings hatte er schon manches Stoßgebet zum Himmel geschickt, während er fast willenlos auf dem Pferd saß. Und

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