Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein sinnlicher Schuft

Ein sinnlicher Schuft

Titel: Ein sinnlicher Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
betastete Colin seinen Kiefer. Nicht gebrochen. »Was ist komisch, Evan?«
    »Sie haben gesagt, Gewalt is keine Antwort auf gar nix, als es um die Al…«
    Als Colin missbilligend eine Augenbraue hochzog, änderte Evan sogleich seine Ausdrucksweise ab. »Als Miss Marchant beleidigt wurde.« Evan grinste. »Aber dann haben Sie ihn wie ’n rasender Bierwagen getroffen, als er seine Pfoten nich von Pru lassen konnte.« Evan legte den Kopf schief und schaute von einem zum anderen. »Das war echt klasse.«
    Er schlenderte beschwingt davon, während Colin und Miss Filby sich größte Mühe gaben, einander nicht anzusehen. Und lieber nicht darüber nachdachten, welch aberwitzige Schlüsse eine solche Beobachtung zuließ.
    Es gelang ihnen nicht.
    Da sie sonst nichts zu tun hatten, als darauf zu warten, dass Lord Ardmore sich von der Schlägerei erholte, brachten Pru und Colin die Kinder hinauf in das beste Gästezimmer. Die Wände bestanden aus unbearbeiteten Holzpaneelen, und der windschiefe Rahmen des kleinen Fensters ließ viele Ritzen frei, durch die der Wind pfiff. Doch es gab eine Feuerstelle, und alles sah peinlich sauber aus.
    »Es is nix Besonderes, Sir«, hatte Olive gesagt, »aber die Tür hat ’n Schloss.«
    Pru machte sich daran, die völlig überdrehte Melody fürs Bett fertig zu machen, während die beiden Männer, der große und der kleine, für sich eine Schlafstatt auf dem Fußboden vorbereiteten.
    »Ich denke, wir sollten heute Nacht alle zusammen in einem Zimmer schlafen«, hatte Colin gemeint. »Obwohl Rugg ein ordentlicher Mann ist, halte ich das hier für keinen Ort, an dem eine Dame ohne Schutz bleiben sollte.«
    Pru erwiderte nichts darauf, freute sich jedoch, dass er von ihr als Dame sprach, und war erleichtert, nicht allein mit den Kindern im Zimmer zu sein.
    Auch protestierte sie nicht, als er darauf bestand, dass sie und nicht er mit Melody das Bett teilte, sondern kuschelte sich dankbar unter den dick mit Stroh gefüllten Bezug. Das Leinen war grob, roch aber nach Seife und frischer Luft, und obwohl sichtbar alt, machte alles einen sauberen Eindruck, und es gab ausreichend Decken. Zusammen mit dem Feuer im Kamin fand sie es richtig gemütlich.
    Melody bestand auf einer Gutenachtgeschichte, und Colin tat ihr den Gefallen. Während er mit seiner tiefen Stimme erzählte, hielt Pru die Kleine in den Armen und beobachtete, wie sich die Gesichtszüge nach den Aufregungen im Schankraum langsam entspannten. Was für ein schönes Kind, dachte sie. Und so tapfer und immer freundlich. Sie schlief einfach zwischendurch ein bisschen, und anschließend war ihre Welt wieder in Ordnung. Pru lächelte zärtlich.
    Ich könnte sie lieben.
    Ich glaube, ich tue es bereits.
    Mr Lambert schien fest entschlossen, Chantal zu heiraten und sie zu Melodys Mutter zu machen. O Gott, was für eine Vorstellung! Der Gedanke, sich am Ende ihrer Reise von Melody verabschieden zu müssen, schmerzte sie mit einem Mal so sehr, dass sie ihr Gesicht in den weichen Locken des Mädchens versteckte.
    Obwohl Melody inzwischen eingeschlafen war, erzählte Mr Lambert seine Geschichte weiter, denn Evan hörte hellwach und gebannt zu. »Und deshalb verliebte sich die Prinzessin von Spanien in Käpt’n Jack– schließlich war er der einzige ihr bekannte Mann, der ihre Vorliebe fürs Klettern verstand. Nur leider konnte Käpt’n Jack sie nicht heiraten.«
    »Warum nicht?« Evans ehrfurchtsvolles Flüstern ließ Pru insgeheim lächeln.
    »Weil er dann mit dem Segeln hätte aufhören müssen, und selbst für die Prinzessin wollte er nicht von den Weltmeeren lassen. Doch da sie eine so vorbildliche Gefangene gewesen war– und eine gute Köchin– und ihm ein schönes Sümmchen Lösegeld eingebracht hatte, bot er ihr an, sie überall hinzubringen, wohin immer sie wollte. Aber mochte sie etwa zurück nach Spanien, zu dem Vater, der ihr nicht erlaubte, auf Bäume zu klettern? Natürlich nicht. Sie erzählte Käpt’n Jack, dass sie einmal von einer Insel gehört habe, auf der die Bäume so groß und breit wurden und sich so ausdehnten, dass die Leute es einfach aufgaben, sie abzuholzen, um Platz für ihre Häuser zu schaffen, sondern stattdessen beschlossen, hoch oben in den Baumwipfeln zu leben. So weit oben, dass sie von ihrer Geburt bis zum Tag ihres Todes niemals auch nur eine Zehe auf den Erdboden setzen mussten. Nun, Käpt’n Jack hatte die Weltmeere umsegelt…«
    Zehnmal und mehr, dachte Pru, während sie mit geschlossenen Augen

Weitere Kostenlose Bücher