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Ein sinnlicher Schuft

Ein sinnlicher Schuft

Titel: Ein sinnlicher Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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es nicht wirklich bequem, und sie sollte froh und dankbar sein, nicht mehr so durchgerüttelt zu werden, dass alle Knochen schmerzten. Also nichts wie zurück in ein einfacheres Leben. Nur sie und Evan.
    O ja, das einfache Leben – ein Leben am Rande des Hunger- und Kältetods oder anderer Schrecken. Wirklich erstrebenswert.
    Als sie die Bartlett Street erreichten, gab es nur ein Schild, nach dem Colin Ausschau hielt.
    Sobald er es erblickte, klopfte er an die Klappe zum Kutschbock, und Bailiwick brachte Balthazar sofort zum Stehen. Leichtfüßig sprang Colin auf den Gehweg. »Wir sind da.«
    Pru schaute ihn verwundert an. »Aber wir wissen doch gar nicht, zu welchem Schneider sie…«
    Colin schenkte ihr ein knappes Lächeln. »Wir fangen einfach ganz oben an.«
    Pru blickte an ihm vorbei auf das Schaufenster. Ihre Augen weiteten sich. »Lementeur? Das ist selbst für Chantal eine Nummer zu groß. Außerdem wusste ich gar nicht, dass er auch in Brighton einen Salon besitzt.«
    »Nun, er kennt jeden, der etwas darstellt, und weiß genau, wer was vorhat. Ich habe ihn kennengelernt, als er Maddie und Melody für die Hochzeit ausstattete, in London allerdings.« Colin nahm das verschlafene Mädchen von Prus Schoß und strich dabei versehentlich über ihren Schenkel.
    Colin schien nichts bemerkt zu haben. »Komm mit, Mellie. Wir besuchen jemanden, den du bestimmt gerne sehen möchtest.«
    Evan schien froh zu sein, endlich aus der Kutsche zu kommen. »Nichts als Kleider«, murmelte er jedoch angewidert.
    »Dann kümmere dich eben um Hector, wenn dir das lieber ist. Der freut sich bestimmt«, tadelte Pru ihn und stieg rasch aus, bevor Colin ihr die Hand reichen konnte. Sie nahm ihm Melody vom Arm und stellte sie auf dem Boden ab. Anschließend klopfte sie ihre Röcke aus und zog eine Augenbraue hoch. »Wer hätte gedacht, dass ich je zu Lementeur gehe.«
    Als sie den Salon betraten, lächelte Colin dem jungen Mann zu, der sie begrüßte. »Hallo. Ist Monsieur zu sprechen?«
    Pru schaute sich neugierig um. Was für eine Umgebung! So luxuriös und stilsicher zugleich. Der Raum war elegant eingerichtet, und überall sah man Ballen und Bahnen feinster Stoffe. Seide und Satin und Samt. Schleifen und Bänder und Spitzenjabots. Pru versteckte ihre abgearbeiteten Hände hinter ihrem Rücken.
    Dann trat der Meister persönlich auf. Von kleiner Gestalt und mit einem berühmten Namen, gepflegt, elegant und schreiend modisch, erschien Englands berühmtester Modeschöpfer wie aus dem Nichts. »Sir Colin! Was für eine freudige Überraschung!«
    »Button«, kreischte Melody und rannte zu dem kleinen Mann. Lementeur lachte und ließ sich unprätentiös auf ein Knie nieder, um Melodys Würgegriff um seinen Hals zu erdulden. Dann setzte er sie wieder auf dem Boden ab und verneigte sich formvollendet vor ihr. »Lady Melody, ich freue mich sehr, dich wiederzusehen. Wie geht es Miss Gordy Anne an diesem herrlichen Morgen?«
    Melody grinste und machte einen kindlichen Knicks. »Gordy Anne braucht ein neues Kleid für eine Hochzeit.«
    »Aha.« Lementeur tippte sich nachdenklich mit einem Finger an die Lippe. Dann zog er schwungvoll ein Seidentaschentuch aus der Westentasche und legte es über seinen Arm, als präsentiere er eine Kostbarkeit. »Feinste chinesische Seide, Madam, gefärbt von edlen Jungfern in einem duftenden Garten. Genau richtig für eine so geschätzte Kundin.«
    Melody kicherte und nahm das Taschentuch mit einem königlichen Nicken an. »Danke, Button.« Dann ließ sie sich im Schneidersitz auf dem Boden nieder, um an Ort und Stelle Gordy Anne in die Seide zu wickeln.
    Pru war begeistert, wie instinktsicher der Modeschöpfer mit dem kleinen Mädchen umging und damit, als Nebeneffekt, den Erwachsenen eine Ruhepause verschaffte. »Meisterhaft«, murmelte sie.
    Lementeurs wacher Blick fuhr über sie und musterte sie vom Scheitel bis zur Sohle. Pru hatte das merkwürdige Gefühl, als habe der Mann exakt Maß bei ihr genommen. Innen wie außen.
    Wie Colin vermutet hatte, wusste Lementeur tatsächlich etwas über Miss Marchant zu erzählen. »Sie legt es darauf an, Eindruck zu machen. Ich weiß nicht, bei wem sie wohnt, aber sie wird oft von einem Dr. Bennett zu den vornehmsten Gesellschaften der Stadt begleitet. Ich bezweifle nicht, dass sie heute Abend auf Lady Beverleys Ball erscheinen wird. Dr. Bennett ist ein guter Freund der Dame.«
    Colin nickte grimmig. »Wenn sie zu diesem Ball geht, dann gehen wir auch.«
    »Wir?«,

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