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Ein sinnlicher Schuft

Ein sinnlicher Schuft

Titel: Ein sinnlicher Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Verpflichtungen, während die Stunden verstrichen und sie Meile um Meile zurücklegten. Irgendwann schlief auch Melody auf seinem Schoß ein. Wie würde es sein, das Leben mit einer Frau, die ihm nichts mehr bedeutete, und ohne die Frau, die er gehen ließ? Obwohl er sie liebte.
    Liebte?
    O Gott. Das war es. Er liebte diese verrückte Miss Prudence Filby. Liebte sie von ganzem Herzen, vertraute ihr vollkommen, akzeptierte, nein, verehrte sie genauso, wie sie war. Direkt und ein wenig dreist, mutig und ein wenig rachsüchtig.
    Colin wischte sich mit der Hand über die Augen. Sie zu verlieren würde schmerzen, wenn ihn nicht gar umbringen. Gütiger Gott, was sollte er bloß tun? Seine Finger tasteten nach seinem Taschentuch und fanden stattdessen Jacks Brief.
    Bailiwick hatte ihn ihm heute Nachmittag ausgehändigt, doch Colin hatte bisher keine Gelegenheit gehabt, ihn zu lesen. Jetzt erbrach er das Wachssiegel und faltete die Blätter auseinander.
    »Ich komme zum Brown’s zurück.«
    Endlich. Aber wenn Jack zurückkehrte, war Colin längst ein verheirateter Mann, der in seinem eigenen Haus und nicht länger im Club wohnte. Ob Jack wohl einen ihrer Briefe wegen Mellie erhalten hatte? Glaubte er vielleicht, dass er zu seiner Tochter heimreiste?
    Sorry, alter Knabe. Das Leben entwickelt sich manchmal nicht so, wie man es erwartet.
    Vor der Kutsche trottete der wackere Balthazar durch die Nacht und hielt nicht einmal an, wenn Bailiwick kurz eindöste und die Leinen losließ. Um solche Belanglosigkeiten wie Leinen und Kommandos kümmerte sich der große Schimmel ohnehin kaum.
    Bei Tagesanbruch erreichten sie die Vororte von Bath. Bailiwick brachte die Kutsche auf einem Hügelkamm über der Stadt zum Stehen, und alle taumelten erschöpft heraus.
    Gerade aufgewacht strich sich Pru eine Strähne aus dem Gesicht. »Das also ist Bath«, sagte sie tonlos.
    Evan stellte sich neben sie, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben. »Sieht aus wie Brighton ohne die Möwen. Und ohne das Meer.«
    Melody klammerte sich an Prus Röcke. »Ich seh kein Bad.«
    Colin hob sie hoch. »Die sind überall verstreut, Mäuschen. Das Wasser kommt blubbernd heiß aus dem Boden, und die Leute schwimmen darin herum wie Kartoffeln in einem Topf.«
    Pru trat einen Schritt zurück, weil es sie bedrückte, sich bald von den beiden trennen zu müssen. Er tat sein Bestes für Melody, das wusste sie, was allerdings nicht gleichzeitig bedeutete, dass ihr die Idee, Chantal zu suchen, gefiel.
    Verdammt sollst du sein, Chantal!
    Sie hatte schon immer einmal Bath sehen wollen. Und obwohl sie trüben Gedanken nachhing, betrachtete sie bei ihrer Fahrt durch die Stadt die elegante Architektur und die hübschen Häuser, die in der Morgensonne wie Elfenbein glänzten. Das hier war sichtlich ein Ort für Leute mit der richtigen Ahnenreihe und einem dicken Portemonnaie. Sie hingegen gehörte nicht hierher. Sobald Colin Chantal gefunden und sie von ihren Pflichten, sich um Melody zu kümmern, entbunden hatte, würde sie sich nach einer Arbeit umsehen. Sie atmete tief durch.
    Als sie ihren Namen hörte, blickte sie auf und sah, dass Colin sie erwartungsvoll anschaute. Die Kutsche hielt an einer Straßenecke, und Bailiwick fragte offenbar gerade einen Passanten nach dem Weg. »Entschuldigung, Sir. Was haben Sie gesagt?«
    Er zog die Augenbrauen zusammen. »Ich wollte wissen, wo Chantal sich wohl aufhalten könnte. Haben Sie irgendeine Idee?«
    Chantal. Chantal. Chantal. Pru seufzte. »Sie hat es nur beiläufig erwähnt, ich weiß nicht…« Doch sie kannte Chantal und ihre Vorlieben nur allzu gut. »Beim Damenschneider, würde ich vermuten«, murmelte sie.
    Colin blinzelte sie an. »Wirklich?«
    Pru zuckte die Achseln. »Der Ort ist so gut wie jeder andere, um mit der Suche anzufangen. Miss Marchant würde nicht wollen, dass die anderen Damen ihr modisch voraus sind.«
    Colin kaute auf der Innenseite seiner Wange herum. »Nein, das denke ich auch. Andererseits hat Lord Ardmore behauptet, sie verfüge kaum über Geld. Womit soll sie da Kleider bezahlen?«
    Pru starrte ihn ungläubig an. »Wie bezahlt Chantal denn sonst alles?«
    Evan kicherte verstohlen, während Colin verlegen errötete und den Blick abwandte, um sich zu räuspern. »Also gut. Zu den Damenschneidern. Die sind in der Bartlett Street.« Bailiwick schnalzte mit den Leinen, und die Kutsche setzte sich ruckartig in Bewegung.
    Wann würde sie je wieder in einer Kutsche reisen?, dachte Pru. Andererseits war

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