Ein sinnliches Angebot
kommen.“
„Ich habe mich zu drei Monaten verpflichtet.“
„Weil Ihr Krankenhaus Sie dazu zwingt.“
„Das kommt aufs Gleiche raus. Ich stehe zu meinem Wort.“
„Auch wenn es gegen Ihre Überzeugung ist?“
„Sie heilen hier Patienten, und das ist auch mein Beruf. Der Sinn meines Lebens.“ Wieder zuckte er mit den Schultern. „Ich bleibe, bis die Zeit um ist.“
Ein Mann, der seinen Beruf aus tiefster Überzeugung ausübte. Für solche Männer hatte Faith schon immer geschwärmt. Fast wünschte sie, er hätte das nicht gesagt. In ihrem Leben gab es keinen Platz für Schwärmerei, und es störte sie, dass sie immer dieses Kribbeln im Magen bekam, wenn sie ihn ansah. „Die … die Patienten warten.“
„Dann ran ans Werk.“
Faith bemerkte, dass seine Mundwinkel zuckten, und auch sie musste lächeln. „Ran ans Werk.“
„Ich wünsche Ihnen einen schönen und erfolgreichen Tag.“
„Ihnen auch.“ Sie folgte ihm auf den Flur hinaus und zum Wartezimmer. Gut, gestand Faith sich ein, ich muss einfach auf seinen knackigen Po starren, aber das würde jede andere Frau an meiner Stelle auch tun.
„Emma Connelly.“ Luke las den Namen auf der ersten Akte.
„Das ist meine Patientin.“ Faith griff nach den Unterlagen. „Sie fangen mit den Patienten ohne festen Termin an. Zuerst Zimmer sechs. Da wartet ein Mann mit verschiedenen Allergien und …“
„Hier steht, dass Emma Connelly an Eierstockkrebs im Endstadium leidet.“
„Ja.“ Faith drückte die Unterlagen an ihre Brust. Es schmerzte, diese Wahrheit so ungeschönt zu hören. Sie kannte Emma jetzt seit vier Jahren und hatte ihren Kampf gegen den Krebs in jeder Phase miterlebt. Jetzt konnte die „Healing Waters Clinic“ nichts weiter tun, als der Frau die letzten Tage so angenehm wie möglich zu gestalten. „Gegen ihre Kopfschmerzen hilft nur noch Aromatherapie. Sie hat sämtliche Arzneimittel abgesetzt, weil sie sich dadurch nur noch elender fühlte. Von Guy bekommt sie Massagen, damit sie die Muskeln entspannt. Ihre Schmerzen sind so stark, dass …“
„Aber es gibt neue Medikamente, die sehr schnell wirken. Wir …“ Als Luke Faiths Blick sah, unterbrach er sich und seufzte entnervt auf. „Richtig. Ich halte besser den Mund.“
„Sie hat alles probiert. Sie ist am Ende.“ Faith sprach sanft, doch jedes Wort fiel ihr schwer. „Jetzt möchte sie nur noch ein bisschen Entspannung. Und die bekommt sie hier. Wir lindern ihre Schmerzen, mehr können wir ihr nicht geben.“
„Prima.“
Faith glaubte, das wäre das Ende der Diskussion. Umso überraschter war sie, dass Luke ihr folgte, als sie sich umwandte und in das Zimmer der Patientin ging. Sie stellte ihn Emma vor, und die beiden fingen sofort an, sich unbekümmert zu unterhalten.
Faith beobachtete Luke dabei, wie er mit seiner charmanten Art Emma dazu brachte, ihm ihre gesamte Krankengeschichte zu erzählen. Er bekam von ihr alle Informationen, und das im Rahmen eines völlig entspannten Gesprächs.
Und Emma lächelte. Faith freute sich jedes Mal, wenn sie diese todkranke Patientin glücklich sah. Emma lächelte sogar, als sie verneinend den Kopf schüttelte, weil Luke sie zu überreden versuchte, noch eine weitere Behandlung mit neuen Pillen gegen die Schmerzen zu beginnen.
Sie wollte bei dem bleiben, was ihr half. Ihre letzten Tage wollte sie so ruhig wie möglich verbringen. Faith wusste es zu schätzen, dass Luke sich weder Verärgerung noch Enttäuschung anmerken ließ. Nach außen hin schien es ihn überhaupt nicht zu stören, dass sein Ratschlag abgelehnt wurde. Er verabschiedete sich freundlich und ging hinaus, sich um andere Patienten zu kümmern, während Faith bei Emma blieb.
Später tippte Faith im Vorübergehen auf Lukes Schulter. „Wieso haben Sie das getan?“ fragte sie ihn. Sie musste es einfach noch einmal zur Sprache bringen.
In einer Wandnische befand sich einer der vielen winzigen Springbrunnen, die überall in der Klinik verteilt waren. Luke beugte sich vor und beobachtete, wie das Wasser über die Felssteine lief. „Was meinen Sie?“
„Dass Sie versucht haben, Emma zur Schulmedizin zu überreden. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass sie daran kein Interesse hat.“
Luke sah Faith lange an und überlegte sich sehr genau, was er sagen wollte.
Faith fragte sich, ob er befürchtete, durch eine falsche Äußerung noch mehr Samstagsschichten schieben zu müssen.
„Wissen ist Macht“, sagte er schließlich nur. „Und ich wollte ganz sicher sein, dass
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