Ein sinnliches Angebot
diese Frau unter allen Möglichkeiten entscheiden kann, ob sie nun zur Schulmedizin gehören oder nicht.“
Faith wollte ihn daran erinnern, dass sie mit Emma bereits alle Möglichkeiten durchgesprochen hatte und dass Emma ihre Entscheidung bereits getroffen hatte, als sie in diese Klinik gekommen war. Doch als sie den Mund öffnete, legte Luke ihr einen Finger auf die Lippen.
Sofort erstarrte sie. Ihre Verärgerung war schlagartig verschwunden.
Von Lukes Fingerkuppe schien eine unglaubliche Wärme auszugehen. Faith spürte diese Wärme bis in die Magengegend. Und noch tiefer.
„In diesem Punkt werden wir uns nicht einig werden, egal, wie lange wir auch diskutieren“, sagte Luke leise. „Wir werden in vielen Punkten verschiedener Meinung sein.“ Er lachte. „Das wissen Sie doch ganz genau, Faith.“
Faith wusste nur eines: Zum ersten Mal hatte Luke ihren Namen in diesem seidigen tiefen Tonfall ausgesprochen, und dieser Klang von seinen Lippen machte den Moment zu etwas sehr Intimem. Faith wusste, dass sie danach süchtig werden könnte. Mehr noch als nach seinem Lächeln.
Dann nahm er den Finger von ihren Lippen, und Faith sah ihm nach, als er sich abwandte und den Flur entlang zu den Zimmern ging, in denen die Patienten ohne Termin warteten.
Sie ließ ihn gehen und war noch ganz überwältigt von den widersprüchlichen Gefühlen, die Luke in ihr geweckt hatte. Wie würde er damit zurechtkommen, wenn er nicht mehr hier arbeitete? Aber wichtiger noch: Wie würde sie damit zurechtkommen?
Sieben Stunden später wurde Faith durch das altbekannte leichte Schwindelgefühl daran erinnert, dass sie nicht unbegrenzt belastbar war. Sie war immer noch erschöpft und anfällig für Krankheitserreger. Doch im Moment durfte sie diesem Virus nicht nachgeben. Sie ging in das Bereitschaftszimmer und aß das Putensandwich, das sie sich für die Pause mitgenommen hatte. Ihr Magen erinnerte sie daran, dass noch Platz für ein Dessert war, aber darauf achtete Faith nicht. Sie predigte gesunde Ernährung, und sie wollte mit gutem Beispiel vorangehen. Auch wenn es ihr schwer fiel.
Auf dem Weg zum nächsten Patienten hörte sie ein Kinderlachen. Das Kichern wirkte ansteckend, und in Faiths Ohren klang es unwiderstehlich.
Da ertönte es schon wieder, und Faith folgte dem Klang zu Zimmer drei. Als sie durch den Türspalt schaute, sah sie den fünfjährigen Billy Herndon rücklings auf dem Untersuchungstisch liegen und mit einer Sauerstoffmaske spielen. Billy kam regelmäßig in die Klinik.
Neben ihm, auch auf dem Rücken, lag Luke Walker. Er fiel zwar fast vom Tisch, aber er spielte auch mit einer Sauerstoffmaske. Jetzt hörte Faith auch Billys rasselnden Atem. Anscheinend ein schlimmer Asthma-Anfall.
„So.“ Luke schaute Billy an. „Glaubst du, du kannst dich jetzt zu Catherine setzen?“
„Wenn du mitkommst.“
„Captain Billy muss nach seinem Ausflug ins All jetzt zur Kräuterbehandlung.“
Für Billy war die Behandlung nichts Neues, doch als Teil des Weltraumspiels schien er die Therapie wieder spannend zu finden.
„Hey, du machst das aber zuerst.“ Billy drehte sich zu Luke um. „Und dann kannst du es bei mir machen.“
„Catherine ist die Spezialistin für diese Behandlung, Billy.“ Luke hob hilflos die Schultern. „Da darf nicht mal der Captain widersprechen.“
„Ich will aber, dass du es machst.“ Billy schmollte, zog die Sauerstoffmaske vom Gesicht und atmete sofort wieder rasselnd ein und aus.
Behutsam drückte Luke ihm die Maske wieder aufs Gesicht. „Wie wär’s, wenn ich dich zu ihr begleite und du dann dort bleibst? Abgemacht?“
„Gehst du zuerst? Da atmest du den Duft von den Blumen ein, und Catherine hält deine Hand und singt komische Lieder über Kühe und Bienen.“
Fragend hob Luke eine Augenbraue. „Dann weißt du ja ganz genau, dass es nicht wehtut.“
Verlegen lächelte der Junge. „Eigentlich ja.“
Luke zerzauste ihm das Haar. „Du hast mich reingelegt, Billy. Und fast wäre ich dir auf den Leim gegangen.“
„Ich will aber trotzdem, dass du zuerst gehst. Bitte, Doktor Walker.“ Er schlug die langen Wimpern nieder. „Bitte, bitte.“
Luke schaute auf und sah Faith. „Da kommt ja Faith. Ich frage mich, ob sie weiß, welche Erfolge man in der Bekämpfung von Asthma gemacht hat. Vielleicht weiß sie sogar, dass man dir mit einer ganzen Reihe von Medikamenten helfen könnte.“
„Ja, aber ich bin allergisch dagegen.“ Billy klang fast stolz.
„Genau, das bist
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