Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
angewidert in das Brötchen und spült mit Kölsch nach. Als sie gerade im Begriff ist, das passende Geld auf den Tisch zu legen, brummt ihr Handy in der Hosentasche. Das Display meldet Kerstin.
„Bitte bekomme jetzt keinen Schreikrampf!“, beginnt sie ohne Umschweife, „ich sitze in London fest!“
„Wieso das denn?“
„Die Fluglotsen streiken seit heute Morgen! Ich hatte die Hoffnung, dass es nur einige Stunden dauern würde. Jedenfalls ist mein Flug gestrichen, und ich komme frühestens morgen hier weg. Es tut mir so leid.“
„Du Ärmste! Mache dir keine Sorgen um mich. Ich kann kaum einen Knochen bewegen und werde es mir in dem tollen Hotelbett bequem machen.“
„Wieso schmerzen deine Knochen?“
„Ich bin mit Manfreds Harley unterwegs. Der Golf ist nicht angesprungen.“
„Meine Güte, ich kann es kaum glauben. Du und Motorrad fahren? Was sagt denn dein Mann dazu?“
„Der weiß noch nichts von meinem Ausflug. Die Beichte ist erst morgen fällig. Ich wollte vermeiden, dass irgendjemand mein Vorhaben hätte verhindern können.“
„Na hoffentlich überlebst du die!“
Laura vernimmt als Hintergrundgeräusch eine Ansage der Flughafensprecherin.
„Du, ich muss aufhören. Mein Chef hat mich kurzfristig bei einem Bekannten privat in der Londoner Innenstadt untergebracht. Ich melde mich wieder, sobald ich weiß, auf welchen Flieger ich umbuchen kann. Schlaf schön in deinen Geburtstag und freu dich auf meine Überraschung!“
Laura wundert sich, denn den Singapur Sling hatte sie ja bereits erraten.
Ein Sonnenstrahl, der sich durch die nicht ganz zugezogenen Vorhänge mogelt, weckt das Geburtstagskind.
Laura räkelt sich genüsslich in der rosafarbenen Seidenbettwäsche, und ihr fällt auf, dass ihre Glieder nicht mehr allzu sehr schmerzen. Schon lange hat sie nicht mehr so gut geschlafen; kein Schnarchen oder Schnaufen beeinträchtigte ihre süßen Träume, in denen Sven eine Rolle spielte. Laura versucht sich genau zu erinnern, aber in diesem Moment klingelt das Handy auf dem Nachttisch, das am Akkulader hängt. Ein bisschen mulmig wird es Laura in der Magengegend. Was soll sie Manfred bloß sagen? Ob er schon Bescheid weiß? Ein Blick auf das Display erleichtert sofort ihr schlechtes Gewissen. Es ist ihr Sohn. „Hallo! Alles klar bei euch?“
„Das frage ich eher dich, Ma! Aber zunächst einmal alles Liebe und Gute zum Geburtstag und möge in Erfüllung gehen, was du dir erträumst!“
„Danke dir, Max. Es ist schon komisch ohne euch, ohne Torte, die gleich gierig von Oma seziert würde“, kommt es mit einem Seufzer bei Max an. „Nun sag schon, ist Papa stinksauer wegen der Harley ?“
„Das weiß ich nicht. Er hat gestern lediglich auf den Anrufbeantworter gesprochen, dass er gut angekommen ist und sich heute zu deinem Geburtstag noch mal melden wird.“
„Na, dann bleibt mir die Beichte nicht erspart. Ich hatte schon gehofft, sein erster Ärger wäre bereits verraucht, wenn er mit mir telefoniert. Überhaupt läuft alles schief. Stell dir vor, in London geht wegen eines Lotsenstreiks kein Flugzeug raus. Kerstin konnte gestern nicht kommen und hängt dort fest.“
„Das ist ja blöd. Jetzt bist du bei deinem Geburtstagsfrühstück ganz allein.“ In Max’ Stimme schwingt echtes Bedauern mit.
„Hoffentlich bin ich nicht völlig umsonst nach Köln gefahren. Vielleicht geht der Streik heute weiter. Falls das der Fall sein sollte, mache ich mich gleich auf den Rückweg.“
„Ist das nicht ein bisschen anstrengend? Warum schaust du dir nicht wenigstens Köln mal an und gönnst dir etwas Gutes an deinem Geburtstag? Oma halte ich schon in Schach.“
Laura reibt sich nachdenklich das Kinn: „Du hast recht. Kerstin hat das Zimmer sowieso für mehrere Tage gebucht, und meine geschundenen Glieder würden es mir auch danken, noch einen Tag zu pausieren.“
„Erobere Köln für mich mit und genieße den Tag. Versprichst du mir das?“
Laura ist direkt gerührt über Max’ Worte. „Na ja, vielleicht ist es wirklich besser, wenn ich erst morgen zurückfahre. So groß ist meine Lust momentan nicht, mich wieder auf die Harley zu schwingen. Bitte ruf mich nach deinem Dienst noch mal an und berichte mir, wie es bei euch zugeht.“
„Mach ich, Ma! Bis heute Abend!“
Schon ist Max aus der Leitung, und Laura lässt das Handy auf die Bettdecke fallen. Ihre Tour nach Köln steht anscheinend unter keinem guten Stern, und das Gespräch mit Manfred hat sie noch vor sich. Kaum ist
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