Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
müssen. „Wir werden das morgen bei unserem Termin erörtern. Machen Sie sich keine Sorgen! Ihr Mann wird ausbluten. Dafür bin ich bekannt!“, plusterte sich Manfred vor seinem Klienten auf und versuchte, aus der Notlage Kapital zu schlagen.
Helene schüttelte den Hörer. Hatte sie jetzt jemand anderen in der Leitung? Was faselte ihr Sohn denn da Idiotisches von wegen Termin und ausbluten?
„Fredi, bist du noch dran?“, krächzte sie erneut in die Muschel.
Manfred nutzte die Gunst der Stunde. „Bis morgen, gnädige Frau, und einen schönen Tag!“ Dann legte er schnell auf. Seine geniale Idee, Helene einfach als Kundin erscheinen zu lassen, verfehlte seine Wirkung nicht. Der neue Mandant zeigte sich beeindruckt und übertrug Manfred ein sehr lukratives Scheidungsmandat. Scherzend meinte er allerdings: „Dass Sie mir nicht die Fronten verwechseln! In meinem Fall muss die Frau bluten.“
Seit diesem Tag kann Laura ihren Mann auf seinem Handy nur zu bestimmten, vereinbarten Zeiten erreichen. Seine Sekretärin in der Kanzlei hat obendrein die Anweisung, Helene gar nicht mehr zu ihm durchzustellen. Natürlich hat sie deswegen beleidigt aufgemuckt und wollte ihren Sohn zurechtweisen, dass er seine Mutter nicht einfach im Regen stehen lassen kann. Hinsichtlich beruflicher Dinge ist Manfred jedoch genauso stur wie Helene, wenn er privat auch Wachs in ihren Händen ist.
„Sie sind am Ziel!“, verabschiedet sich die Navi -Stimme.
Laura seufzt erleichtert, als sie das von Kerstin angegebene Hotel in der Nähe des imposanten Doms erreicht, und dehnt erst einmal alle ihre Gliedmaßen.
An der Rezeption staunt der Angestellte über Lauras Outfit und die alte Reisetasche, verzieht aber keine Miene, wie es ihm sein Job gebietet.
„Ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt in unserem Haus“, lässt er verlauten und legt die Chipkarte fürs Zimmer auf den Tresen. „Benötigen Sie Hilfe bei Ihrem Gepäck?“
Laura sieht seinem Gesichtsausdruck an, dass das eine automatische Frage ist und nicht wirklich an sie gerichtet, denn von Gepäck kann bei ihr keine Rede sein. „Nein, vielen Dank, das schaffe ich allein.“
Das langsam in die komfortable Badewanne plätschernde warme Wasser klingt wie Musik in Lauras Ohren. Der Geruch von duftendem Rosenzusatz hüllt sie ein und lässt sie die schmerzenden Glieder fast vergessen. Hinter den geschlossenen Augen läuft der Tag noch mal vor ihr ab:
Der Schrecken, als der Golf nicht anspringen wollte, die Entscheidung, Manfreds liebstes Spielzeug zu entführen und nach fast zwanzig Jahren wieder Motorrad zu fahren, die Radarfalle und der nette Polizist, die Eskorte, die sie nach Köln so gentlemanlike begleitete. Schon verrückt! Sie hätte sich das alles vor einer Woche selbst nicht zugetraut.
Endlich kann Laura etwas entspannen. Gegen ihren Willen taucht Sven vor ihrem inneren Auge auf, was ihr Unbehagen bereitet, nicht weil ihr der Gedanke an ihn unangenehm ist, sondern weil er das Gegenteil bewirkt, nämlich ein wohliges Kribbeln und einen erhöhten Puls auslöst. Sven ist offensichtlich an ihr interessiert gewesen. Zu schade, dass sie mit Annäherungsversuchen oder Komplimenten überhaupt nichts anzufangen weiß. Jede andere Frau hätte dies zu nutzen gewusst. Ob sie ihn wirklich anrufen soll? Aber was könnte sie schon in den Hörer flöten? „Hallo, ich bin’s, die Motorradmaus ohne Benzin. Gilt dein Angebot noch?“ Was für ein Quatsch. Sie braucht ja gar keine Hilfe, was für einen Grund sollte der Anruf haben? Sven würde es als plumpe Anmache ihrerseits auffassen. „Nicht mit mir, ich bin glücklich verheiratet!“, versucht sie sich die Idee im Selbstgespräch wieder auszureden, auch wenn sie ihre altmodischen Moralvorstellungen gern einmal über Bord werfen würde. Auf der anderen Seite, was ist schon dabei, wenn er heute Abend mit Kerstin und ihr ausgehen würde? Ihre Freundin ist schon lange ohne feste Beziehung und würde die Bekanntschaft zu einem interessanten, gut aussehenden Mann bestimmt nicht verschmähen. Und was sie selbst betrifft: Manfred ist weit weg und wird es nicht erfahren. Außerdem macht Sven nicht den Eindruck eines frauenfressenden Monsters. Während Laura sich ihrer Fantasie hinsichtlich einer Begegnung mit dem attraktiven Mann und möglichen Folgen hingibt, ahnt sie nicht, dass der in diesem Moment ebenfalls an sie denkt.
Sich ins angewärmte, flauschige Badehandtuch einhüllend, begibt sich Laura ins Zimmer, in dem ihre
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