Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
leider allein genießen.“
„Wieso, willst du mir den Singapur Sling über den Ärmelkanal beamen?“
Kerstin kann ein Kichern nicht unterdrücken: „Warte es ab! Heute gehst du zur Feier des Tages in eine besondere Vorstellung. Es sind zwei Karten im Theater am Rhein hinterlegt. Zu schade, dass ich nicht dabei bin. Wir hätten einen Mordsspaß.“
„Wie heißt die Aufführung denn?“, fragt Laura, die an ein Theaterstück denkt.
„ Ladies Dreams ! Es ist heute Premiere. Ich musste meine guten Beziehungen spielen lassen, denn die ganze Tournee ist seit Monaten ausverkauft.“
Frauenträume? Laura hat noch nie von solch einem Stück gehört, will aber nicht als Trampel vom Dienst gelten. Das kann ja nichts Schlimmes ein. Vielleicht ein Kabarett?
Laura verspricht Kerstin, allein hinzugehen und beeilt sich, die nächste Rundfahrt zu erwischen.
Sie ergattert einen Freiluftplatz im Doppeldeckerbus und lehnt sich entspannt zurück. Es kann losgehen: Köln kompakt.
Etwa ein Dutzend Japaner sitzen verstreut um sie herum, deren Sprachgewirr sie förmlich einlullt. Warum diese Touristen eine Rundfahrt in deutscher Sprache mitmachen, bleibt ihr zunächst ein Rätsel. Der Gedanke ist kaum zu Ende gesponnen, da beugt sich einer der Japaner zu Laura und bittet sie in bestem Deutsch, einen Blick auf ihren Stadtplan werfen zu dürfen, der aus ihrer Handtasche hervorschaut.
„Darf ich einen Moment die Karte ausleihen?“, grinst der junge Mann sie freundlich an.
„Ja, klar!“ Laura reicht ihm das Gewünschte leicht irritiert. „Dafür möchte ich gerne wissen, woher Sie so gut deutsch sprechen.“
Der Japaner zeigt auf seine Freunde. „Wir alle studieren in Mainz Germanistik.“
Die Unterhaltung der beiden wird unterbrochen, als eine Stimme die Fahrgäste auffordert, für einen kurzen Stopp am Gürzenich , wo die legendären Karnevalssitzungen abgehalten werden, die Kameras bereitzuhalten. Laura nutzt ihre neue Bekanntschaft, um sich mit ihrem Handy fotografieren zu lassen.
Im Schnelldurchlauf geht es weiter, vorbei an römischen Baudenkmälern, dem Rathaus, mittelalterlichen Stadttoren und am Dom. Die Zeit verrinnt im Schokoladenmuseum, wo tausend süße Verführungen auf ihre Genießer warten, und Laura kann es kaum glauben, als die Lautsprecherstimme sich für das Mitfahren und Zuhören bei den Gästen bedankt.
Sie findet sich auf der Hohe Straße wieder und schaut sich zunächst etwas ratlos um. Wenn sie geglaubt hat, sich in einem der exklusiven Läden neu einkleiden zu können, belehrt sie der Blick auf die Preisschilder eines Besseren.
Unglaublich !, staunt Laura. Wie kann sich jemand solche Preise leisten? Zwar hat sie sich vorgenommen, an ihrem Geburtstag mal alle fünfe gerade sein zu lassen und nicht auf den Euro zu schauen, aber mehrere Hundert Euro für ein stinknormales Kleid übersteigen ihr bisheriges Vorstellungsvermögen. Das sind Preise wie in der Maximilianstraße in München. Schnell verlässt Laura das Geschäft und versucht in den Nebenstraßen ihr Glück, in denen zahlreiche Boutiquen um die Gunst der Touristen buhlen. Hier macht es Spaß zu stöbern. Laura nimmt sich Zeit, einige Kleider anzuprobieren und kauft gleich zwei, ein rotes, mit ausgeschnittenem Dekolleté und ein schwarzes, eleganteres. Fehlen noch die passenden Schuhe. Nach kurzen Bedenken ersteht sie High Heels mit Pailletten.
Erst als sie mit ihren Einkaufstüten wieder auf die Straße tritt, wird ihr bewusst, dass sie gar nicht weiß, wie sie den restlichen Tag gestalten soll. Auf einmal fühlt sie sich einsam und verlassen. Wäre Kerstin oder Manfred doch an ihrer Seite! Die plötzliche Freiheit erscheint ihr in diesem Moment nicht mehr interessant. Was die Familie wohl gerade in diesem Augenblick macht? Max wird noch Dienst haben. Ob Manfred inzwischen mit seiner Mutter telefoniert hat? Sicher lässt Helene die Gelegenheit nicht ungenutzt, kräftig über Laura und ihre überstürzte Reise nach Köln zu stänkern. Dass sie mit der Harley unterwegs ist, wird sie gegen die Schwiegertochter auszuschlachten wissen. Laura kann sich ihr Grinsen in den schillerndsten Farben ausmalen. Ob Erna und Anna heute Morgen geschniegelt und gestriegelt auf der Matte standen, um sich die Geburtstagstorte in den Magen zu hauen und anschließend zum Baldriansee zu fahren? Bei dieser Vorstellung muss Laura voller Schadenfreude laut lachen, sodass sich Passanten stirnrunzelnd nach ihr umschauen. Wie Helene wohl aus dieser Nummer wieder
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