Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
herausgekommen ist? Max wird es ihr hoffentlich erzählen.
Allmählich brennen Lauras Füße, und Blasen in den selten getragenen Sandalen kündigen sich an. Auch ihre Arme beginnen von den schweren Tüten zu schmerzen. Zeit, sich einen leckeren Eisbecher zu gönnen. Laura muss nicht lange suchen, denn gerade wird ein Tisch frei. Der Kellner staunt nicht schlecht, als Laura sich gleich den Doppelbecher für Verliebte bestellt und hinzufügt: „Ein Löffel reicht!“
Zurück im Hotel entledigt sich Laura sofort ihrer Sandalen und begutachtet ihre mit Wasser gefüllten Blasen. Solche hatte sie zuletzt als Kind. Glücklicherweise kramt sie aus ihrem Kulturbeutel alte Pflaster hervor. Die müssen fürs Erste reichen. Etwas erschöpft streckt sie sich auf dem breiten Bett aus. Ein kleines Nickerchen wäre jetzt nicht verkehrt. Ein kurzes Schnaufen und schon ist Laura eingeschlafen.
Das Schläfchen tut ihr gut, und es ist bereits 17 Uhr, als sie wieder aufwacht. Um zwanzig Uhr beginnt die Vorstellung, also verbleiben zwei Stunden, bis sie sich auf den Weg machen muss. Sie wirft sich in den Sessel, entdeckt die Fernbedienung auf dem Beistelltischchen und zappt durch die TV-Kanäle. Ihren Geburtstag hat sie sich ein wenig anders vorgestellt. Sie ist noch nie allein zu einer Veranstaltung gegangen. Zu weiterem Grübeln kommt sie nicht, denn es klopft plötzlich an der Tür. Erschrocken springt Laura auf. Wer kann das sein?
„Ja bitte, was wollen Sie?“, möchte Laura durch die geschlossene Tür erfahren.
„Zimmerservice, gnädige Frau!“
„Ich habe nichts bestellt.“
„Das ist richtig, aber haben Sie nicht heute Geburtstag?“
Statt zu antworten, öffnet Laura die Tür, denn jetzt ist sie neugierig geworden. Vor ihr steht ein junges Zimmermädchen und hält einen Obstkorb und ein Glas mit einer rötlichen Flüssigkeit in Händen.
„Mit den besten Wünschen von Kerstin Fischer zu Ihrem Geburtstag“, strahlt die Frau Laura an, „darf ich die Sachen ins Zimmer stellen?“
Bevor Lauras vor Staunen geöffneter Mund Worte zu einer Antwort findet, ist die stellvertretende Gratulantin schon an ihr vorbei ins Zimmer geschlüpft. Nachdem sie die Schale abgestellt hat, hält sie Laura die Hand hin.
„Alles Gute, Frau Baumgartner, auch im Namen unseres Hauses!“
„Vielen Dank! Das ist wirklich eine nette Überraschung.“
Als Laura wieder allein ist, nippt sie an dem Getränk. Wie Kerstin ihn beschrieben hat, muss es sich um den Singapur Sling handeln.
Vom Cocktail leicht beschwingt, bereitet sie sich im Bad auf den bevorstehenden Abend vor. Erst duscht sie ausgiebig, um dann ihre neuen Kleider anzuprobieren. Das Schwarze oder das Rote? Da es sich offensichtlich um einen Frauenabend handelt, kann sie ruhig das Rote mit dem gewagten Ausschnitt tragen. Es werden schon keinem Mann die Augen aus dem Kopf fallen. Die High Heels sehen zwar sehr schick zu dem Outfit aus, aber das Riemchen geht genau über ihre Blase am Fuß und tut höllisch weh. Diesen Zustand wird sie wohl kaum mehrere Stunden ertragen. Die Sandalen sind jedoch nicht besser. Also was soll’s, zur Feier des Tages gönnt sich das Geburtstagskind ein Taxi zum Theater. Schließlich hat Laura die Karte umsonst. Die wenigen Schritte bis zu ihrem Platz im Saal wird sie schon überstehen. Die Schuhe werden dann einfach während der Vorstellung ausgezogen und unter den Vorderstuhl gestellt. Allmählich erwacht so etwas wie Spannung und Vorfreude in Laura. Mit Manfred geht es höchstens in die Oper, die sie stinklangweilig findet. Viel interessanter wäre dagegen ein Besuch im Deutschen Theater zu einem Musical. München hat ständig neue Vorstellungen zu bieten. Sicher gibt es hier in Köln auch Musicalshows , aber die Planung war zu kurzfristig, um dafür Karten zu organisieren. Sorgfältig schminkt sie ihre Augenlider mit einem Goldton und trägt einen roten Lippenstift auf. Anschließend werden die Locken zu einer verwegenen Bananenfrisur hochgesteckt und mit einer paillettenbesetzten Spange zusammengehalten. Welch ein Zufall, dass diese farblich perfekt zum Kleid passt und im Kulturbeutel war. Nichts findet Laura schlimmer, als die Kombination von unterschiedlichen Rottönen. Die Gestylte ist mit ihrem Äußeren sehr zufrieden, und als im Hotelfoyer bewundernde Männerblicke an Laura kleben, ist das ein einzigartig gutes Gefühl.
Kapitel 7
Der ausländische Taxifahrer würde ganz offensichtlich viel dafür geben, ein Chamäleon zu sein. Es
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