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Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)

Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)

Titel: Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rike Stienen
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krank geworden, und ich soll die Karte zurückgeben.“
    Lauras Gesichtszüge entspannen sich: „Gerne, was bin ich Ihnen schuldig?“
    „Es wäre mir eine Freude, Ihnen die Karte schenken zu dürfen.“
    „Gibt es tatsächlich noch wahre Gentlemen auf diesem Erdball?“, stellt Laura diese Frage zunächst dem Universum und meint zu ihrem Gönner: „Das kann ich nicht annehmen.“ Sie kommt sich vor wie ein kleines Mädchen, zu dem die Mutter sagt: Du darfst nichts von einem Fremden nehmen, nicht mal ein Bonbon. Eine innere Stimme flüstert Laura etwas anderes zu: Lass dir die Karte nicht entgehen, du wirst es nicht bereuen! Ein unvergesslicher Abend wartet auf dich!
    „Dann sage ich einfach ganz lieben Dank und wünsche Ihrer Tochter gute Besserung!“
    „Das werde ich ausrichten. Sie wird sich bestimmt freuen, dass die Karte in die Hände einer so hübschen Frau wie Ihnen gelangt ist. Viel Spaß!“ Schon hat der Wohltäter seinen Rückweg angetreten und bahnt sich den Weg hinaus ins Freie.
    Laura hat sich kaum von dieser Begegnung erholt, als ihr das Handy in den Sinn kommt. Vielleicht hat jemand auf die Mailbox gesprochen. Ihre Vermutung bewahrheitet sich, und erstaunt lauscht sie der Stimme ihrer Schwiegermutter: „Hallo Laura, hier ist Helene. Meine Güte, bist du schwer zu erreichen. Ich möchte dir zum Geburtstag gratulieren, obwohl ich sauer bin wegen Erna und Anna.“
    Dass die Zwergin es über sich bringt, ihrer Schwiegertochter zu gratulieren, ist bestimmt auf Max’ Mist gewachsen, da ist sich Laura sicher. Als sie gerade ihrem Sohn eine diesbezügliche Frage per SMS stellt, erklingt der Gong zum Einlass in den Saal.
    Sie zeigt ihre Karte an der Eingangstür des Saales und erhält von der Abreißerin eine Nummer in die Hand gedrückt.
    „Was soll ich damit?“, möchte sie wissen.
    „Lassen Sie sich überraschen“, kommt die freundliche Antwort, „eine bestimmte Zahl gewinnt heute Abend etwas ganz Besonderes! Vielleicht ist es Ihre. Viel Glück!“
    Laura blickt auf den Zettel mit der Nummer 13. Was soll es hier schon zu gewinnen geben? Vielleicht ein Glas Sekt in der Pause?
    Die Halle hat sich bereits gut gefüllt, als sie mit einem Blick auf ihre Karte erstaunt feststellt, dass sich ihr Platz in der zweiten Reihe in der Mitte befindet. Sie weiß nicht, ob sie sich über die Nähe zur Bühne freuen soll oder nicht. „Na ja, hören und sehen werde ich gut, und meine Schuhe kann ich zum Glück auch unter die Vorderreihe stellen“, überlegt Laura, die in dem Moment von einem einzigen Gedanken beherrscht wird - ihre High Heels endlich ausziehen zu können.
    Wie ein Ameisenhaufen laufen die Zuschauer hin und her, und es wird ungewöhnlich laut geschnattert. Das mag sicher daran liegen, dass die Besucher tatsächlich fast ausschließlich Frauen sind. Von den Opernveranstaltungen ist Laura es gewohnt, dass man nicht mal ein herunterfallendes Taschentuch hört. Nie wird sie vergessen, als sie bei der Hochzeit des Figaro während der Vorstellung plötzlich eine Art Erstickungsanfall erlitt und schrecklich husten musste. Die Blicke der Platznachbarn hätten sie fast getötet, wenn Helene ihr nicht kräftig auf den Rücken geklopft hätte. Sie verpasste Laura ein Bonbon, und sie konzentrierte sich aufs Lutschen, was das Gefühl, abhusten zu müssen, unterdrückte. Laura unterstellte ihrem Schwiegermonster damals, nicht aus reiner Nächstenliebe gehandelt zu haben. Sicher war es der Zwergin unendlich peinlich, dass sie die Aufführung störte. Trotzdem war sie dieses eine Mal wirklich froh, ihre Schwiegermutter mitgenommen zu haben. Ansonsten ist ihr diese Begleitung lästig, aber Manfred besteht darauf. Seine Mutter müsse auch ab und zu mal Kulturluft schnuppern, ist sein Argument. Laura befürchtet neuerdings, dass es Helene beim nächsten Opernbesuch einfallen könnte, Erna und Anna ebenfalls in diesen Genuss zu bringen. Dann wird sie zu Hause bleiben, das ist klar wie Kloßbrühe. Wenn Manfred allein die drei Grazien auf einem Haufen erlebt, kapiert er vielleicht endlich, wie ätzend sie sind. Fast wünscht sich Laura das Szenario und muss bei dieser Vorstellung lächeln. Dass ihr Mann als Erwachsener immer noch wie ein Kleinkind um die Gunst seiner Mutter buhlt, wird sie wohl nie begreifen. Auch ein zurate gezogenes Psychologiebuch brachte sie nicht wirklich weiter. Darin hieß es lediglich, dass besonders die Menschen ein Leben lang hinter der Liebe ihrer Mutter herwinseln , die davon als Kind

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