Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
„Hauptsache, du beeilst dich. Ich muss nämlich leider am späten Nachmittag pünktlich wieder im Theater antreten. Harry kennt da keine Gnade. Muskeltraining, anschließend Maske für die Vorstellung.“
Laura ist schneller als der Schall in einer der Kabinen abgetaucht. Sie hat gar nicht vor, einen der Bikinis anzuprobieren, sondern Max anzurufen, wegen dem sich ihr schlechtes Gewissen regt. Während sie selbst sich mit einem Muskelmann vergnügt, wartet der Arme in den Klauen der Zwergin bestimmt schon sehnsüchtig auf ihre Rückkehr. Vorsichtig riskiert sie einen kurzen Blick durch den Schlitz des Kabinenvorhangs in den Verkaufsraum. Weit und breit nichts zu sehen. Ist Sven gar mit dieser ominösen Claudia in der Besenkammer verschwunden? Also jetzt geht wirklich die Fantasie mit ihr durch. Er wird ja wohl mit einer alten Bekannten reden dürfen.
Endlich ist nach mehreren Klingeltönen Max’ Stimme zu hören: „Wer stört mich?“
„Ich bin’s! Deine Mutter!“
„Ach, die gibt es noch?“, kommt es in gewohnt flapsigem Tonfall zurück.
„Du, ich kann jetzt keine langen Erklärungen abgeben.“ Laura verrät bewusst nicht, dass sie sich in einer Ankleidekabine eines Kaufhauses befindet und davor ein sexy Boy auf ihren Auftritt als Bikinimodel wartet. Ihr Sohn würde mit Recht an ihrem Verstand zweifeln. „Ich komme heute nicht nach Hause! Bitte besänftige Oma.“
„Okay, mach ich, wenn mein Dienst aus ist!“
„Wieso, ich denke du hast heute frei?“
„Nein, habe ich nicht, aber ist auch egal. Ich muss Schluss machen!“
Max ist zu beschäftigt, um näher nachzuhaken, warum seine Mutter in Köln bleibt und scheinbar komisch drauf ist, was er aus ihrem Geflüster schließt. Er hat nämlich eine volle Bettpfanne in der anderen Hand, deren Inhalt ihm den Atem raubt und ein Würgen im Hals verursacht.
Laura ist fürs Erste beruhigt, wenigstens Max im Bilde über ihr Bleiben in Köln zu wissen. Aber wie kommt sie jetzt aus der bescheuerten Bikininummer wieder heraus?
„Laura?“, fragt Sven vorsichtig vor dem Kabinenvorhang als Silhouette auftauchend. „Alles okay, hast du dich für ein Modell entschieden?“
Erschrocken zuckt Laura zusammen, wähnte sie Sven doch mit Claudia beschäftigt. Auf der anderen Seite erleichtert, ihn wieder in ihrer Nähe zu wissen, verneint sie stotternd seine Frage.
„Das habe ich mir gedacht!“ Eine Hand reicht zwei Einteiler an der Seite des Vorhangs in die Kabine. Wenn Laura bis zu diesem Zeitpunkt an den hellseherischen Fähigkeiten von Sven gezweifelt hat, so wird sie nun eines Besseren belehrt. Er ist ein wirklicher Womanizer und weiß, was Frauen fühlen und was nicht.
Laura ist sich sicher, dass ihr ein Badeanzug gut steht, und sie entscheidet sich für den schwarzen, ohne ihn anzuprobieren. Nur raus hier aus dem Kaufhaus!
Claudia lässt es sich nicht nehmen, Sven das Versprechen abzuringen, mit ihr demnächst nach einer Vorstellung etwas trinken zu gehen. Sie schmatzt ihm zum Abschied nicht nur auf beide Wangen einen Kuss, sondern auch auf den Mund.
Laura kann den Gedanken kaum ertragen, dass sich dieses Geschöpf bei einem Treffen an Sven ranschmeißen wird, denn Claudias schmachtender Blick spricht für sich.
Als sie wieder im Cabrio sitzen, wagt Laura nachzuhaken, was es mit Claudia auf sich hat. Scheinheilig lobt sie deren Hilfsbereitschaft: „Nette Person! Irgendwann musst du einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen haben.“ Sie hofft natürlich, dass Sven verraten wird, woher er Claudia kennt und wieso sie entsprechend vertraut mit ihm umgeht.
Sven antwortet nicht gleich, konzentriert der Stimme des Navis lauschend, ordnet er sich auf die linke Spur ein. Angespannt wartet Laura auf Svens Erklärung, der jedoch weiter den Anweisungen folgt. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit kommt er auf das Thema zurück.
„Ja, das war wirklich ein Freundschaftsdienst, denn Claudia hat heute frei.“ Mehr scheint er nicht preisgeben zu wollen, hat aber die Rechnung ohne Laura gemacht.
„War sie auch schon mal eine Königin der Nacht ?“ Laura wird richtig übel bei dem Gedanken. Obwohl sie weiß, dass es schon Dutzende Kandidatinnen vor ihr gab, soll nicht diese aufgemotzte Tussi darunter gewesen sein. Sie schaut Sven vorsichtig von der Seite an und entdeckt ein verschmitztes Lächeln. Ahnt er, dass Laura eifersüchtig ist?
„Gönnst du ihr das nicht?“, trifft er den Nagel auf den Kopf.
„Ich habe kein Recht, es jemandem nicht zu
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