Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
mächtig über Helenes Auftritt geärgert, aber als sie Kerstins blitzende Augen und anschließend ihren Stinkefinger in Richtung Zwergin sieht, kann sie vor Lachen kaum atmen. Die Freundin hat offensichtlich die richtige Art, dem Schwiegermonster zu begegnen. Die Tränen versiegen vorläufig.
Schelmisch öffnet Kerstin den Kühlschrank und entnimmt ihm eine Flasche Obstler. „Habe ich extra auf dem Flughafen gekauft, um das Monster heute Abend vorzeitig schachmatt zu setzen. Den mag Helene doch gerne, soweit ich das von meinem letzten Besuch in Erinnerung habe. Dein Manfred legt übrigens laut Max heute eine Nachtschicht ein und kommt erst später. Er muss einen dringenden Fall vorantreiben. Das verschafft uns einen ungestörten Plauderabend.“
Laura ist glücklich, dass Kerstin ihr zur Seite steht. Schon komisch, dass Manfred ausgerechnet bei ihrer Rückkehr etwas Dringendes in der Kanzlei zu tun hat. Vermisst hat er seine Frau scheinbar nicht. Dabei hatte sie sich eingebildet, heute ihren Geburtstag ein bisschen nachzufeiern.
„Weißt du, ob Manfred wegen der Harley sauer ist? Haben Helene oder Max irgendetwas erzählt?“
„Nein, bisher jedenfalls nicht!“
In diesem Moment klingelt ein Handy. Es ist Lauras, das sie leichtsinnigerweise im Flur liegen gelassen hat. „Entschuldige mich bitte kurz!“ Wie von der Tarantel gestochen stürzt sie aus der Küche, um nicht zu riskieren, dass Helene womöglich rangeht. Ihr Herz klopft wie wild, denn insgeheim hofft sie, es möge Sven sein, auch wenn sie vorhat, das Gespräch nicht anzunehmen. Ihre Vermutung bestätigt sich. Diesmal spricht er auf die Mailbox. Damit niemand mithören kann, schleicht Laura ins Bad, das zum Glück nicht von der Zwergin belegt ist. Sie hockt sich auf den Toilettendeckel und ruft mit zitternden Fingern die Nachricht ab:
Bitte ruf mich zurück. Was habe ich getan, dass ich nicht einmal eine kurze Nachricht verdient habe? Bedeute ich Dir gar nichts? Ich vermisse Dich! Dein Sven
Ist das Heuchelei? Warum sollte Sven sie anlügen? Wenn es reine Show von ihm war, würde er sie doch in Ruhe lassen und froh sein, dass sie sich nicht mehr meldet. Laura wird Kerstin konsultieren. Vielleicht hat die Freundin als Außenstehende eine Antwort auf die Frage, was sie tun soll. Wäre es nicht das Klügste, Sven anzurufen und ihm zu sagen, dass es schön mit ihm war, aber jeder wieder in sein Leben zurückkehrt ohne den anderen? Sie müsste die total Coole spielen, und das kann sie nicht. Ihre unsichere Stimme würde ihm sofort verraten, dass er ihr nicht gleichgültig ist und dass die vergangenen Tage kein Spielchen für sie waren.
Ihre Grübelei wird abrupt gestört, als ein mächtiger Donnerschlag das Haus erschüttert. Ein himmlisches Zeichen?
Als sie in die Küche zurückkehrt, hat Kerstin bereits den Tisch fürs Abendessen gedeckt. Sie kennt sich bestens im Baumgartnerschen Haushalt von anderen Kurzbesuchen aus.
„Wieso hast du nur zwei Gedecke aufgelegt?“
„Helene hat eben, als du weg warst, gestanden, dass sie, Erna und Anna bereits im Hollerwirt eine Schlachtplatte verdrückt haben und sie doch nicht zum Abendessen erscheint.“
„Aber das ist normalerweise kein Grund für sie, dem Tisch fernzubleiben. Ihr könnte ja etwas Interessantes entgehen, was sie an ihre Freundinnen weitertratschen könnte.“
Kerstin lächelt spitzbübisch: „Sie ist mit dem Obstler ins Wohnzimmer abgezogen und schaut Hansi Hinterseer.“
„Welch ein Glück, dann können wir ungestört quatschen.“
Nach drei Stunden wirft Laura einen nachdenklichen Blick auf ihre Armbanduhr. „Seltsam, dass Manfred immer noch nicht zurück ist.“
„Sei doch froh, dann musst du ihm erst morgen unter die Augen treten!“, stellt Kerstin lakonisch fest und drückt damit Lauras geheimen Wunsch in Worte aus, die alles andere als erpicht darauf ist, ihrem Mann zu begegnen.
„Du hast recht, gehen wir schlafen. Morgen ist auch noch ein Tag, und der wird sicher nicht so angenehm.“
Die beiden Freundinnen fallen sich in die Arme, um anschließend in ihren Zimmern zu verschwinden.
Laura gelingt es nicht, Ruhe zu finden, denn das Ehebett kommt ihr plötzlich fremd vor, und sie mag nicht daran denken, es wieder mit Manfred teilen zu müssen. Schon hört sie ihren Mann rumoren, und schnell stellt sie sich schlafend, als er ins Zimmer poltert.
„Bist du wach?“, flüstert Manfred so leise, als würde er das Gegenteil hoffen.
Laura reagiert nicht, aus Sorge, er
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