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Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)

Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)

Titel: Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rike Stienen
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Anzahl von Ehejahren eine Geliebte zu leisten, nannte er ihren Namen: Sissi . Mehr nicht! Erst auf Nachfragen erfuhr Laura, dass es sich bei ihrer Nebenbuhlerin um eine Münchner Staatsanwältin handelt, mit der Manfred schon seit Jahren beruflich am Gericht zu tun hat. Das erste Mal nähergekommen waren sich die beiden bereits im Vorjahr auf dem Strafrechtskongress in Mailand.
    Laura fiel es wie Schuppen von den Augen, weil er nach seiner damaligen Rückkehr nicht mehr ganz der Alte war. Sie hatte es auf seinen mitgebrachten grippalen Infekt geschoben, den er sich höchstwahrscheinlich von der Sissi-Tussi eingefangen hatte. Tagelang lag er im Bett, und sie hatte ihn noch bemuttert und gepflegt, dass selbst Helene meinte, sie würde es mit der Fürsorge übertreiben. So krank wäre Fredi nicht.
    „Wie dumm und naiv ich bin“, klagt sich Laura selbst an und schließt den Koffer, „da habe ich den tollsten Mann der Welt ins All geschossen, um an meinem maroden Ehegelöbnis festzuhalten.“
    Sie setzt sich neben den Koffer aufs Sofa und schaltet ihr Handy ein. Seit Tagen versucht sie ihrerseits, Sven eine SMS zu senden, erhält weder eine Empfangsbestätigung noch die erhoffte Antwort. Wer weiß, vielleicht hat er inzwischen eine Freundin oder will einfach nichts mehr von ihr wissen. Schließlich hat ein Mann wie Sven es nicht nötig, einer Frau nachzustellen, die ihn mehrfach abgewiesen hat.
    Verzweiflung überfällt Laura, die nicht weiß, wie sie mit Sven in Kontakt treten soll. Mit Manfred ist sie erst einmal so verblieben, dass sie für einige Zeit nach Frankfurt reist und in Kerstins Wohnung bleibt. Sogar den alten, klapprigen Golf gesteht er ihr großzügig zu. Natürlich durchschaut Laura ihren Noch-Ehemann, der lediglich Angst hat, sie könne sich erneut an seinem Baby , der Harley, vergreifen. Ansonsten ist es ihm recht, dass sie aus seinem Leben vorerst verschwindet und nicht er seine Bequemlichkeit aufgeben muss. Niemals hätte Laura es für möglich gehalten, dass ausgerechnet die Zwergin am meisten unter der Entscheidung leiden könnte, dass sie wohl für länger oder für immer die Familie verlassen wird.
    Helene tauchte plötzlich in ihrem Zimmer auf, schniefte verdächtig und versuchte tatsächlich, Laura zum Bleiben zu überreden. Ihr Fredi wäre in der Midlife-Crisis und würde sich bestimmt nach einiger Zeit wieder einkriegen. Bei ihrem Johannes wäre das in dem Alter auch so gewesen. Nie zuvor hatte Helene von einer Entgleisung ihres Mannes gesprochen, sondern ihn immer auf einen goldenen Sockel gehoben. Er war der Held ohne Furcht und Tadel. Laura konnte ihre Wissbegier nicht zügeln und hakte vorsichtig nach: „Hat Johannes dich auch betrogen?“
    Helene nickte und blieb stumm.
    „Wie hast du es denn herausgefunden?“
    Es war Helene anzumerken, dass es ihr selbst nach so vielen Jahren schwerfiel, daran zu denken, geschweige denn darüber zu reden. Schließlich begann sie zögerlich mit ihrem Bericht.
    „Es war etwa zwei Wochen vor Weihnachten. Ich wollte eine Versicherungspolice in den Safe legen.“ Helene stockte einen Moment, bevor sie weitererzählte: „Dort stach mir sofort ein Schmucketui ins Auge, das mir unbekannt war. Meine Neugierde konnte ich nicht zügeln und öffnete es. Es handelte sich um eine goldene Armbanduhr mit Brillanten besetzt. Zwar hatte ich mir keine gewünscht, aber Johannes schenkte mir oft zu bestimmten Anlässen Schmuck. Sogleich bekam ich wegen meiner Schnüffelei ein schlechtes Gewissen. Johannes wollte mich bestimmt zu Weihnachten damit überraschen. Schnell nahm ich die Police wieder aus dem Safe und legte sie auf seinen Schreibtisch, damit meine Entdeckung nicht auffiel.“
    „Und, konntest du deine Freude über das Geschenk zu Weihnachten glaubhaft vortäuschen?“, wollte Laura gerne wissen.
    „Das war gar nicht nötig!“ Helenes heruntergezogene Mundwinkel verliehen ihrem Gesicht einen verbitterten Ausdruck. „Das Etui lag nicht unterm Baum, stattdessen ein Rosenheimer Theaterabo für mich allein. Erst im Nachhinein wurde mir die Bedeutung klar. Damit wollte mich mein Mann wohl einige Zeit für seine Schäferstündchen aus dem Verkehr ziehen.“
    Laura zog vor Erstaunen die Augenbrauen hoch: „Aber wer hat die Uhr erhalten?“
    „Die Ungewissheit zerfraß mich fast, denn ich hatte erst am zweiten Weihnachtsfeiertag die Gelegenheit, heimlich im Safe nachzuschauen. Die Uhr lag nicht mehr da, aber ich traute mich nicht, Johannes zur Rede zu stellen.

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