Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
Da mein Geburtstag im März ist, hoffte ich, er hätte sie vielleicht inzwischen anderswo versteckt.“
„Hatte er nicht?“, vermutete Laura richtig.
„Ein Zufall brachte mich auf die Spur, als ich im Februar im Wartezimmer unseres Hausarztes die jüngere Cousine von Erna traf. Normalerweise hätte ich Klara ignoriert, aber der einzige freie Stuhl befand sich ausgerechnet neben ihr. So blieb mir nichts anderes übrig, als ein wenig Small Talk mit ihr zu betreiben. Für einen Bruchteil von einer Sekunde schob Klara ihren linken Pulloverärmel hoch. Du ahnst, was sich dort befand?“
Laura nickte stumm. In diesem Augenblick war sie ihrer Schwiegermutter so nahe wie nie zuvor und vermochte sehr gut nachvollziehen, wie diese sich damals gefühlt haben musste. „Diese Uhr wird es vielleicht mehrmals beim Juwelier gegeben haben!“
„Nein, leider nicht“, schüttelte Helene vehement mit dem Kopf, „ich fuhr gleich nach dem Arzt nach Rosenheim zu unserem Stammjuwelier, um Gewissheit zu erlangen. Er strahlte mich an und fragte, ob mir die Uhr gefallen würde. Er hätte meinem Mann zu dieser geraten, weil sie optimal zu meinem anderen Schmuck passen würde und ein Unikat wäre.“
„Das war wohl ein fataler Fehler von Johannes, ausgerechnet dort das Geschenk für seine Geliebte zu kaufen“, warf Laura treffsicher ein.
„Allerdings!“ Helene redete sich plötzlich in Rage: „Dieses kleine Miststück. Schon immer war sie im Ort dafür bekannt, den Männern schöne Augen zu machen, aber meinem? Darauf wäre ich nicht mal in einem Albtraum gekommen.“
„Hast du deinen Mann zur Rede gestellt?“
„Nein! Für mich stand fest, dass ich ihn wegen seines Seitensprungs nicht verlassen würde. Wohin hätte ich mich wenden sollen? Ich habe keine Ausbildung und war völlig abhängig von Johannes. Außerdem liebte ich ihn sehr. Es blieb nur ein Möglichkeit, nämlich mir das Flittchen vorzuknöpfen und ihr zu raten, zukünftig die Finger von Johannes zu lassen.“
„Und das nahm diese Klara einfach so hin?“
„Nein, natürlich nicht. Ich musste schon einen Trumpf aus dem Ärmel ziehen.“
„Hattest du denn etwas gegen sie in der Hand?“
„Sie lebte eine Zeit lang in München, hatte Drogenprobleme und war wohl schon wegen Dealens vorbestraft. Das hatte mir Johannes mal irgendwann erzählt. Im Ort wusste das niemand, nicht mal Erna. Ich habe es auch nicht weitergetratscht, weil Johannes mich eindringlich darum gebeten hatte.“
„Ließ sie dann wirklich von ihm ab?“
„Ja, sie war von heute auf morgen ganz verschwunden. Von Erna hieß es, sie hätte eine super Stelle am Bodensee in einem Hotel gefunden. Da niemand diese Person wirklich vermisste, fragte keiner groß nach.“
„Und wie reagierte dein Mann?“
Helene stöhnte ein wenig: „Ich beobachtete ihn natürlich wochenlang sehr argwöhnisch, ging immer selbst ans Telefon, wenn es läutete. Zum Glück gab es damals keine Handys, was die Überwachung schwieriger gemacht hätte. Irgendwann vergaß ich die Frau selbst.“
Laura konnte sich trotz aller Ernsthaftigkeit insgeheim ein Schmunzeln nicht verkneifen, denn das Schweigen dürfte der Zwergin sicher nicht leichtgefallen sein. Dass Helene dieses wohlgehütete Geheimnis plötzlich preisgab, ließ den Schluss zu, dass sie ihre Schwiegertochter tatsächlich am Gehen hindern wollte. Aber bei Laura drängte sich unweigerlich der Verdacht auf, dass Helenes Beichte einzig und allein dem Zweck diente, sie weiterhin als bequeme Haushälterin behalten zu können. Sicher würde die Staatsanwältin keinen Finger krümmen und die Zwergin sogar ins Altenheim abschieben, wovor sie berechtigte Panik hatte. Laura tat die Schwiegermutter in diesem Moment sogar ein wenig leid, und sie versicherte ihr, dass von Scheidung bisher keine Rede war, sie aber dringend Abstand bräuchte, um Manfreds Fehltritt und sein schäbiges Verhalten ihr gegenüber zu verarbeiten.
Helene braucht nicht zu wissen, dass für Laura die endgültige Trennung von Manfred schon jetzt feststeht. Sie ist der wahren Liebe in Form von Sven begegnet und selbst, wenn sie nicht mit ihm zusammenkommen sollte, könnte sie nach all den Erlebnissen und ihrem eigenen Gefühlschaos keine normale Beziehung mehr zu Manfred aufbauen. Ihre Ehe mit ihm gehört der Vergangenheit an, und sie hofft, eines Tages nur noch an die schönen Begebenheiten mit ihm denken zu können. Durch Max werden sie zwangsläufig verbunden bleiben und sich Begegnungen der
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