Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
gegurrt.“
„Hast du gestern zu tief ins Glas geschaut oder was faselst du da?“ Allmählich wird Sven ungeduldig, denn in zehn Minuten müsste er in der Praxis sein. Das schafft er zu Fuß heute nicht mehr wie sonst.
„Klär mich endlich auf, wie der verdammte Umschlag vor meiner Haustür gelandet ist und du darfst weiterpennen!“
Frieder realisiert, dass Laura seinem Bruder offensichtlich nicht begegnet ist. „Merkwürdig, deine Königin der Nacht stand gestern überraschend vor der Tür. Sie wollte zu dir, und da habe ich sie samt Post nach Sylt geschickt.“
„Laura? Du meinst meine Laura?“, hakt Sven fassungslos nach.
„Wie viele Lauras kennst du denn? Es ist selbige, wegen der du uns verlassen hast“, lässt Frieder verlauten.
„Warum hat sie dann nicht bei mir geklingelt?“, schreit Sven vor Aufregung in den Hörer.
„Woher soll ich das denn wissen? Hast vielleicht gerade einen Hausbesuch irgendwo gemacht.“ Frieder hat genug von der sinnlosen Diskussion und möchte das Gespräch beenden, vergeblich.
„Ich war den ganzen Abend zu Hause, habe nur noch kurz mit Penelope ein Glas Wein getrunken, um zu überlegen, wie es die nächsten Wochen weitergehen soll.“ Svens Stimme klingt verzweifelt und ratlos, sodass sich Frieders Mitleid regt.
„Na bitte! Du hattest bestimmt die Rollläden nicht unten, und Laura wird euch von außen zusammen gesehen haben. Was für Schlussfolgerungen soll sie wohl daraus gezogen haben, als sie dich mit Penelope gesehen hat?“, trifft Frieder ins Schwarze.
Sven stöhnt auf und kann sein Pech kaum glauben. „Du bist leider schlauer als die Polizei erlaubt. So könnte es gewesen sein.“
„Worauf du dich verlassen kannst. Es ist ja noch früh. Vielleicht erwischst du sie am Bahnhof, bevor der erste Zug abfährt.“
„Was hat sie denn für ein Auto?“
„Gar keins, sie ist wieder mit dem Feuerstuhl unterwegs. Echt heiß die Braut, sag ich dir!“
Sven läuft die Zeit davon, verspricht Frieder aber, ihn anzurufen, wenn er Laura gefunden hat. Schnell meldet er sich per Telefon in der Praxis und bittet die Sprechstundenhilfe, die Patienten bei Laune zu halten. Er würde sich etwas verspäten. In Windeseile rast Sven im Auto seiner Eltern, das sie ihm geliehen haben, zum Bahnhof und sieht in einiger Entfernung das Ende des Zuges. Zu spät! Vor Wut tritt er gegen das Vorderrad des Autos. Hört denn diese Pechsträhne niemals auf? Hektisch ruft er Laura auf dem Handy an, es antwortet aber nur die Mailbox.
Mit hängenden Schultern betritt er die Praxis, um seinen Pflichten nachzukommen. Er versucht sich zusammenzureißen, obwohl seine Gedanken einzig um Laura kreisen. Seine geliebte Königin der Nacht , die er jetzt zum zweiten Mal wegen eines Missverständnisses verloren zu haben scheint. Die fünf Patienten, die er zunächst behandelt, sind Gott sei Dank nur zur Nachuntersuchung gekommen. Svens Konzentration lässt nämlich sehr zu wünschen übrig. Plötzlich streckt die Sprechstundenhilfe den Kopf zur Tür herein.
„Tut mir leid, Dr. Sander! Ich habe gerade einen Notruf erhalten. Sie müssen sofort los. Hier ist die Adresse!“
Sven bittet den Patienten, den er gerade abhorcht, um Verständnis, greift seinen Arztkoffer und nimmt den Zettel mit der Adresse von seiner Helferin entgegen.
Frau Stromeyer blickt auf die Küchenuhr und wundert sich. 10 Uhr und von ihrem einzigen Gast ist nichts zu sehen oder zu hören. Das gekochte Ei ist inzwischen selbst im Wärmer kalt geworden, und die Pensionschefin stellt die Käse- und Wurstplatte zurück in den Kühlschrank, damit sie nicht angammelt . Sie entschließt sich, wenigstens an Lauras Tür zu horchen, ob Geräusche zu vernehmen sind. Es scheint sich nichts im Zimmer zu rühren. Wahrscheinlich ist die junge Frau so erschöpft, dass sie Schlaf nachholen muss. Schon tritt Frau Stromeyer den Rückweg an, als sie glaubt, ein leises Stöhnen durch die Tür zu hören. Zaghaft klopft sie an: „Hallo? Geht es Ihnen gut?“
Keine Antwort, aber ein erneutes Stöhnen. Wie automatisch drückt sie die Türklinke nach unten. Zu ihrer Erleichterung ist die Tür unverschlossen. Laura war viel zu müde und kraftlos, um abzuschließen.
Mit zwei Schritten ist die Pensionswirtin an Lauras Bett, und ein besorgniserregender Anblick bietet sich ihr. Ein knallrotes Antlitz und Schweißperlen lassen auf hohes Fieber schließen. Dabei zittert die Kranke gleichzeitig vor Schüttelfrost und ist nicht ansprechbar.
Frau
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