Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
Stromeyer eilt zum Telefon und ruft sofort einen Arzt.
Laura blinzelt durch einen Dunstschleier und nimmt die Konturen eines ihr völlig fremden Zimmers wahr. Eine Nadel in ihrer rechten Armvene signalisiert, dass sie an einer Infusion hängt. Nur nebulös kann sie sich an ihre wirren Träume oder besser Halluzinationen erinnern. Sven saß in einem weißem Kittel auf ihrer Bettkante, hat ihr die schweißnasse Stirn abgewischt, ihr die Hand gestreichelt und immer wieder beteuert, dass alles gut werden wird.
Dann war da diese Frau, die sie in Svens Haus an seiner Seite gesehen hatte und die Laura immer wieder an neue Infusionen anschloss. Sie wollte schreien Gehen Sie weg, lassen Sie mich und Sven in Ruhe , aber sie brachte keinen Ton heraus. Wollte diese Frau sie umbringen, um Sven für sich zu haben? Ein Albtraum jagte den nächsten.
Alles hatte Laura offensichtlich im Fieberwahn geträumt, und jetzt weiß sie nicht, was wirklich passiert ist.
Der Raum ist hell und freundlich und lässt sogar durchs Fenster die Aussicht aufs Meer zu. Die Wellen türmen sich hoch auf und bilden Schaumkronen. Nur wenige Drachen tanzen wild am Himmel um die Wette, deren Lenker selbst Mühe haben, ihre Beine sicher auf dem Boden zu halten. Wie sehr hatte sich Laura immer einen Urlaub auf Sylt gewünscht. Manfred dagegen zog es angeblich nicht in den Norden, schon gar nicht auf diese Insel mit ihrem Schickimicki -Image. Stattdessen ging die Reise entweder nach Südtirol oder an die Adria. In Wahrheit war wohl Helene der Grund, die die lange Autofahrt scheute, und die Fliegerei war ihr von jeher verhasst. Warum ist Manfred nie auf die Idee gekommen, einmal allein mit seiner Frau an die Nord- oder Ostsee zu fahren? Als ob Helene nicht einmal einige Tage allein mit Max in Bad Hollerbach hätte verbringen können. Andere Großmütter schaffen das spielend, tun es sogar gerne, damit die Eltern mal eine Auszeit für sich haben. Helene dagegen bekam regelmäßig einen Kreischanfall , wenn die Schwiegertochter es in Erwägung zog, Manfred auf eine Geschäftsreise zu begleiten. Klar, dann hätte sie zumindest kochen müssen, obwohl genug Geld auf ihrem Konto liegt, um notfalls essen zu gehen.
Plötzlich kehrt Lauras Erinnerung an das Pensionszimmer in der Sanddüne zurück. Es ging ihr sehr schlecht, und sie hatte sich gleich ins Bett gelegt. Was danach geschah, davon hat sie keinen blassen Schimmer.
Langsam schweift Lauras zurückgewonnener, klarer Blick durchs Zimmer und bleibt verwundert an dem Blumenstrauß hängen, der auf einem Tisch neben dem Kleiderschrank steht. Jemand muss sie besucht haben, während sie im Dämmerzustand lag. Frau Stromeyer ? Würde eine Pensionschefin einem Gast Blumen ins Krankenhaus bringen, noch dazu rote Rosen? Wohl kaum, es sei denn, sie trägt an dem Klinikaufenthalt Schuld, was ja nicht der Fall ist.
Bevor Laura zu weiteren Überlegungen kommen kann, betritt eine Krankenschwester das Zimmer und lächelt sie begeistert an.
„Wie schön, es geht Ihnen besser. Ich bin Schwester Barbara. Der Doktor wird sich riesig freuen. Leider ist er schon nach Hause gegangen, weil er nicht damit gerechnet hat, dass Sie heute noch zu sich kommen. Ich soll gut auf Sie aufpassen!“ Vorsichtig entfernt die Schwester die Infusionsnadel und klebt ein Pflaster auf die Einstichstelle. „So, jetzt bringe ich Ihnen erst einmal ein kräftiges Essen.“
Laura versteht nur Bahnhof: „Wo bin ich denn überhaupt? Was ist mit mir passiert?“, bringt sie mit trockenen Lippen mühsam hervor.
„Sie sind in der Klinik Meeresbrise . Dr. Bodde hat hier neben seiner Praxis Belegbetten. Frau Stromeyer aus der Pension Sanddüne hat dort angerufen, weil Sie nicht mehr ansprechbar waren.“
„Wie lange ist das her?“
„Das war vor drei Tagen.“
„Was habe ich denn?“ Laura kann nicht glauben, dass sie schon so lange in der Klinik liegt.
„Da kamen wohl einige Dinge unglücklich zusammen. Grippaler Infekt gepaart mit starkem Erschöpfungszustand. Da kann es passieren, dass der Körper nicht mehr mitspielt. Genaues wird Ihnen der Doktor morgen bei der Visite erklären. Ich hole Ihnen jetzt das Abendessen.“ Schon verschwindet Schwester Barbara aus dem Zimmer.
Der Zurückgebliebenen wird es plötzlich siedendheiß . Drei Tage hat sie weder bei Kerstin noch bei Max etwas von sich hören lassen. Wo ist ihre Tasche? Ihr Handy? Sie muss unbedingt bei ihnen anrufen. Kerstin wird ja bereits in Kapstadt sein. Laura setzt sich
Weitere Kostenlose Bücher