Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
schade“, täuscht Laura Bedauern vor, denn sie will nur eines wissen: „Wo ist Sven?“ Dabei hält sie die Luft vor Spannung an, denn Frieders Antwort kann hop oder top bedeuten, wie Max sich ausdrücken würde.
„Du hast meinem Bruder das Herz gebrochen! Dafür müsste ich jetzt ganz böse mit dir sein!“, spielt Frieder den Richter, grinst aber schelmisch dabei.
„Was meinst du genau?“, keimt ein Funke Hoffnung in Laura auf, dass für ihre Liebe nicht alles zu spät ist.
Jetzt erzählt Frieder die ganze Geschichte der letzten Monate, denn Sven weihte ihn in seinen Kummer ein. Nachdem Laura die Suite fluchtartig ohne Nachricht verlassen hatte, war Sven ein anderer Mann geworden. Er distanzierte sich immer mehr von der Truppe und zog seine Nummer wie ein Roboter jeden Abend durch. Er weigerte sich fortan, die Maharadscha–Nummer und das Date mit einer neuen Königin der Nacht zu übernehmen. Das führte schließlich immer mehr zum Streit mit Harry und auch den anderen Jungs. Nach der letzten Vorstellung ihrer Tournee in Stuttgart gab Sven seinen Austritt aus der Truppe bekannt. Er würde den Vertrag nicht verlängern und erklärte ganz offen und ehrlich den Grund. Er hätte sich über beide Ohren verliebt, und auch wenn diese Liebe unerfüllt bliebe, könnte er nicht mehr weiter so leben wie bisher. Alle Sixpackboys einschließlich Harry bedauerten Svens Entscheidung und zeigten gleichzeitig Verständnis. Sie wünschten seinem Bruder viel Glück und die Chance, seine Königin wiederzufinden.
Laura kann die Tränen kaum zurückhalten. Was war sie doch für eine blöde Kuh. Sven liebt sie wirklich mit Haut und Haaren, und sie hat ihm misstraut.
Frieder hält ihr ein Taschentuch hin, das sie dankbar ergreift und hineinschnieft , als wolle sie allen Kummer für immer wegprusten.
„Er ist auf Sylt in seinem Ferienhaus! Sven vertritt dort einen befreundeten Arzt“, fährt Frieder ungefragt fort. „Von hier aus kannst du es in drei Stunden schaffen. Natürlich steht dir unser Gästezimmer zur Verfügung, wenn du erst morgen fahren möchtest. Ich würde mich freuen, deine Gesellschaft ein wenig länger genießen zu dürfen.“
Es wäre zwar vernünftig, sich eine Pause zu gönnen und ein wenig zu erholen, aber Laura ist fest entschlossen, ihre letzten Kräfte zu mobilisieren.
„Danke für das Angebot, sei bitte nicht böse, Frieder, aber ich möchte sofort aufbrechen. Ich habe schon zu viel Zeit verplempert, und bitte verrate Sven nicht, dass ich auf dem Weg zu ihm bin!“
„Okay, aber kannst du mir einen Gefallen tun?“
„Gern!“
Frieder verlässt kurz das Zimmer, um mit einem großen Umschlag zurückzukommen. „Hier ist die Post für Sven drin. Ich wollte sie ihm morgen schicken, aber über dich als Postbotin wird er sich bestimmt besonders freuen.“
Der Abschied von Frieder fällt herzlich aus. „Na, dann sehen wir uns hoffentlich demnächst wieder.“
„Wann geht denn eure Tournee weiter?“, möchte Laura wissen.
„Mitte November! Mit dem potenziellen Nachfolger von Sven müssen wir erst einmal eine Weile proben. Du bekommst natürlich eine Freikarte für die Stadt deiner Wahl.“
„Das ist super. Ich werde mir eure neue Show nicht entgehen lassen.“
Durchs weite Deichvorland f ä hrt der Zug die Touristen und Einheimischen auf dem Hindenburgdamm nach Westerland auf Sylt. Laura saugt die Einmaligkeit dieser Landschaft in sich auf, die so ganz anders ist als das Alpenvorland. Nach einer langen Reise ist sie fast am Ziel ihrer Träume. Wie hat sich ihr Verstand gegen die Liebe zu Sven gewehrt, während sich ihre Seele und ihr Körper so sehr nach ihm gesehnt haben. Was für Qualen hat sie die vergangenen Monate ertragen, alles umsonst, oder hat sie erst die Hölle erleben müssen, um das Paradies zu erkennen?
Der Zug erreicht Westerland , und nachdem die Harley wieder festen Boden unter den Rädern hat, macht das Navi sich auf die Suche nach Frieders angegebener Adresse.
Inzwischen ist die Dunkelheit hereingebrochen, und Laura kann gerade noch erkennen, dass der Weg aus der Stadt entlang des Deiches in Richtung Norden führt. Allmählich meldet sich ihr Magen, der Hunger und Durst signalisiert. An Essen war den ganzen Tag über nicht zu denken.
„Sie sind am Ziel!“, behauptet die Navi -Stimme nach einigen Minuten.
„Ja, ich bin hoffentlich angekommen!“, spricht Laura leise zu sich selbst.
Eine hohe Hecke umgibt das Reetdachhaus . Laura findet im Dunkeln keine
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