Ein Sixpack zum Verlieben (German Edition)
an die Zimmertür klopft und kurz darauf eintritt. Freundlich stellt sie sich als zuständig für die Verwaltung der Belegbetten vor.
„Penelope Bodde . Ich hoffe, es geht Ihnen wieder besser“, leitet sie die Konversation ein.
Laura reißt die Augen auf, und es schnürt ihr die Kehle zu. Niemand anderes, als die Frau aus Svens Wohnzimmer spricht zu ihr. Wie elegant sie heute im Gegensatz zu jenem verhängnisvollen Abend aussieht! Aber in den eigenen vier Wänden läuft jeder in Freizeitkleidung herum. Bei diesem Gedanken wird Laura erneut flau im Magen, und sie hat Mühe, ein Würgen im Hals zu unterdrücken.
Offensichtlich bemerkt Penelope Lauras schlechte Gemütsverfassung nicht, denn sie fährt in unverfänglichem Plauderton fort: „Mein Mann kann Sie leider nicht persönlich begrüßen, aber sein Vertreter hält gleich die Visite ab. Ich hoffe, es fehlt Ihnen an nichts. Wenn doch, scheuen Sie sich nicht, Ihre Wünsche den Schwestern mitzuteilen.“
Penelopes letzte Worte dringen bereits nicht mehr an Lauras Ohr, deren Finger sich in der Bettdecke verkrampfen. Was hatte diese Frau gesagt? Ihr Mann sei verhindert? Ist Sven womöglich der vertretende Arzt und vergnügt sich mit der Frau seines Freundes, solange dieser abwesend ist? Frieder hatte gesagt, dass sein Bruder für einen Arzt einspringt. Nein, Laura will und kann das nicht glauben. Aber im Grunde weiß sie nicht mehr über Sven, als er ihr in Köln von sich und seinem Leben preisgegeben hat.
Mühsam und mit einem erzwungenen Lächeln reagiert Laura endlich, als Penelope den Raum wieder verlassen will. „Vielen Dank. Ich brauche im Moment nichts.“ Am liebsten würde sie auf der Stelle ihre Tasche greifen und im Nachthemd das Weite suchen. Sie will Sven nie mehr wiedersehen. Bevor sie zu weiteren Fluchtspekulationen kommt, erscheint eine andere Krankenschwester namens Paula mit dem Frühstück, das sie auf den Tisch neben dem Blumenstrauß abstellt. „Schaffen Sie es schon, sich hier rüber an den Tisch zu setzen?“
Laura zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung! Ich kann es ja mal versuchen.“
„Wissen Sie was? Ich habe noch eine bessere Idee. Was halten Sie davon, wenn ich einen Rollstuhl auftreibe und Sie in unserem tollen Wintergarten frühstücken?“
„Ich habe doch gar nichts zum Drüberziehen “, protestiert Laura leise.
„Keine Sorge!“ Die Schwester öffnet den Zimmerschrank und zieht einen nagelneuen, weißen Bademantel hervor, Größe 38.
Laura findet es rührend von Frau Stromeyer , dass sie Sachen für sie besorgt hat. Hoffentlich kann sie das in irgendeiner Weise wiedergutmachen.
Etwas schwach und wackelig auf den Beinen setzt sich Laura mithilfe der Schwester in den Rollstuhl, was ihr vor Augen führt, dass eine Flucht aus der Klinik im Moment unmöglich erscheint. Zunächst schiebt Paula sie durch einen Gang, an dessen Wänden viele Bilder mit Sylter Motiven hängen, bevor die Schiebetür zum Wintergarten auftaucht. Laura wundert sich, dass sie die einzige Patientin dort ist. Es ist ihr recht so, denn mit jemandem reden, wäre zu anstrengend. Sie muss ihr Inneres erst einmal sortieren. So einen fantastischen Wintergarten nennen garantiert nur wenige Kliniken ihr Eigen. Exotische, große Kübelpflanzen, wohin das Auge blickt. Überall laden Tische aus Korbgeflecht, bequeme Stühle und sogar Rattanliegestühle zum Verweilen ein. In der Mitte des Raumes sorgt ein gemauerter Brunnen für beruhigendes Wasserplätschern. Wäre Laura nicht so verzweifelt und zerrissen, könnte sie den Aufenthalt in diesem Haus glatt genießen und als Wellnessoase betrachten.
Kurze Zeit später bringt die freundliche Schwester das Tablett nach, auf dem sich eine Fülle von Leckereien befindet wie in einem Fünf-Sterne-Schuppen. Lauras Lebensgeister kehren allmählich zurück, als sie ihren Mund nach dem Essen mit einer Serviette abtupft und sich ganz dem Ausblick auf das Meer hingibt. Wie herrlich das Wellenspiel und die tanzenden, schreienden Möwen darüber. Längst sind die Strandkörbe im Winterquartier, und wenige Touristen trotzen in diesen frühen Morgenstunden dem Herbstwind. Wie gerne würde Laura es ihnen gleichtun, aber sie weiß, dass es eine Weile dauern wird, bis sie wieder ganz bei Kräften ist.
Plötzlich ist das Geräusch der Schiebetür zu vernehmen, und ein wohlbekannter Duft durchströmt den Raum, den Laura unter tausend anderen sofort erkennen würde.
Obwohl ihr Herzschlag rasant Fahrt aufnimmt und ins Stolpern
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