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Ein skandaloeser Kuss

Ein skandaloeser Kuss

Titel: Ein skandaloeser Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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zu kommen. Lord Sturmpole ist der einzige Arbeitgeber weit und breit, und niemand riskiert, bei ihm in Ungnade zu fallen. Es gelang mir schließlich mithilfe eines Brieföffners, das Schloss zu entsperren. Im Haus war es still, alle schliefen bereits, und Lord Sturmpole nahm zweifellos an, dass ich am nächsten Morgen zur Vernunft gekommen wäre.“
    Sie trank einen Schluck Tee, dann fuhr sie fort zu berichten. „Ich packte ein paar Kleidungsstücke zusammen und was ich an Geld übrig hatte, anschließend schlich ich mich in Lady Sturmpoles Ankleidezimmer und nahm mir drei ihrer Kleider und das Nadelgeld, das sie in einer Schublade ihrer Kommode aufbewahrte. Es war nicht viel, nicht annähernd die Summe, die mir an Lohn zustand. Dann sah ich zu, dass ich fortkam. Die Umspannstation liegt nicht weit entfernt von Lord Sturmpoles Anwesen, und ich schaffte es gerade noch, die Expresskutsche zu erreichen.“
    Mittlerweile war Bromwells Wut ein wenig abgekühlt und hatte kaltem Zorn und fester Entschlossenheit Platz gemacht. Er würde dafür sorgen, dass Lord Sturmpole seine Tat bereute, auch wenn es dank der Gegenwehr seines Opfers bei dem Versuch geblieben war.
    „Was Sie getan haben, erscheint mir vollkommen gerechtfertigt“, beruhigte er die verängstigte Frau, die ihm gegenübersaß.
    „Mir auch, sonst hätte ich nicht den Mut dazu gehabt“, erwiderte sie prompt. „Aber ich bin sicher, Lord Sturmpole wird mich des Diebstahls anklagen, wenn er mich findet.“ Sie seufzte. „Jedenfalls wissen Sie nun, weshalb ich allein reiste und vorgab, Lady Eleanor zu sein.“
    Sie lehnte sich vor und umklammerte die Tasse so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. „Ich schwöre Ihnen, Mylord, ich habe Lord Sturmpole nicht im Geringsten ermutigt oder ihn glauben lassen, seine Aufmerksamkeiten wären mir willkommen.“ Ihr Blick war eindringlich, als habe sie einen Strafrichter vor sich und als läge ihr Leben in seinen Händen. „Bevor ich diesen Diebstahl beging, habe ich noch nie etwas Ungesetzliches getan, das müssen Sie mir glauben.“
    Es fiel ihm nicht schwer, auf ihre flehentlichen Worte zu reagieren. „Ich glaube Ihnen. Der Mann wollte Sie um Ihren Lohn prellen, also nahmen Sie stattdessen ein paar Kleider. Und er ließ sich etwas viel Schlimmeres als Diebstahl zuschulden kommen. Er versuchte, Ihnen Gewalt anzutun.“
    Sie war eine starke, mutige Frau, doch ihr Zusammenzucken bei seinen letzten Worten machte ihm klar, welche Qualen sie trotz allem ausgestanden hatte.
    „Vergeben Sie mir, wenn meine Wortwahl Sie belastet“, fuhr er sanfter fort. „Aber ich versuche juristisch zu denken, weil ich überzeugt bin, dass seins das viel größere Verbrechen ist. Er sollte dafür ins Gefängnis gehen, wenn nicht an den Galgen.“
    „Er ist ein einflussreicher Mann.“
    „Dem Einhalt geboten werden muss“, erwiderte Bromwell fest und stand auf.
    Nell fühlte sich unendlich erleichtert, dass der Viscount ihr glaubte, und gleichzeitig beunruhigte sie sein Zorn. Er wirkte so aufgebracht, als wäre er selbst betroffen.
    „Ich nehme an, Sie sind nicht die erste Frau in seinen Diensten, der er so etwas antut, und es steht zu befürchten, dass Sie auch nicht die letzte sind, wenn er nicht weggesperrt und verurteilt wird.“
    Sie war so sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, dass sie nicht darauf gekommen war, sich zu fragen, ob es außer ihr selbst noch andere Frauen gegeben hatte, die Opfer von Lord Sturmpoles lüsterner Gier geworden waren. „Ich verstehe“, flüsterte sie erschüttert.
    Lord Bromwell begann, auf und ab zu laufen, genau wie sein Vater. „Ich werde mit meinem Freund Drury reden. Er ist der beste Strafverteidiger, den wir in England haben, und er wird wissen, was zu tun ist, um Sturmpole vor Gericht zu stellen und Ihre Sicherheit zu garantieren.“ Er blieb stehen und sah sie beschwörend an. „Sie müssen mir versprechen, dass Sie hier bleiben – als Lady Eleanor –, bis das gelungen ist.“
    Sein Ton war ruhig, doch in seinen Worten klang eine Härte durch, die sie von ihm nicht kannte, und seine Miene verhieß nichts Gutes. Der Mann, der im Augenblick vor ihr stand, war nicht der wohlerzogene, kultivierte Viscount Bromwell, sondern der Nachfahre von Kelten, Römern, Angelsachsen, Wikingern, Normannen – sämtlichen Kriegervölkern, die je englischen Boden betreten hatten.
    „Überlassen Sie meinen Vater mir“, fuhr er fort. „Ich sorge dafür, dass Sie weiterhin willkommen

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