Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)
verbringen, während er sich auf Gesellschaften oder in seinem Club mit Freunden beim Kartenspielen die Zeit vertrieb. Oder mit Frauen. Sie war sicher, dass er sich in dieser Hinsicht nicht ändern würde. Ihre Kehle war plötzlich so eng, dass sie Schwierigkeiten hatte zu schlucken.
»Nach der tagelangen Reise ist das Bad wirklich erfrischend«, sagte Leo von hinten.
Eigentlich hatte sie ihn durch Nichtbeachtung strafen wollen, aber das stand sie selbst nicht durch. »Freut mich zu hören. Viel Spaß«, sagte sie deshalb, wenngleich nicht sonderlich freundlich.
»Wir könnten heute Nacht zusammen Spaß haben.« Sein Tonfall klang jetzt träger, die Stimme tiefer.
»Dann machst du wohl Pläne, von denen ich nichts weiß. Jedenfalls bin ich nicht mit von der Partie.« Sichtlich gereizt wirbelte sie herum und stemmte die Fäuste in die Hüften. »Ob wir nun dieses Bett miteinander teilen oder nicht – du wirst mich nicht bekommen.«
Das Wasser ließ seine Haut schimmern – es reichte ihm gerade bis zur Taille, und dankbar nahm sie zur Kenntnis, dass der Seifenschaum den Rest verbarg. Mahnend rief sie sich in Erinnerung, dass sie schon viele nackte Körper gesehen hatte. Ob tot oder lebendig – welche Rolle spielte das?
»Ich verstehe deinen Zorn und bin bereit zu warten«, erklärte er ernst. »Aber du bist meine Frau, Susanna, und so zu tun, als wäre es nicht so, macht es nicht ungeschehen.«
»Du hast mich in diese Ehe getrieben …«
»Du weißt, dass das nicht stimmt. Ich habe dich niemals in eine Falle gelockt. Und wer immer uns beobachtet hat, es geschah nicht mit meinem Wissen.«
»Vielleicht nicht, doch du hast mir nicht erlaubt, mich einfach aufs Land zurückzuziehen. Über den Skandal wäre irgendwann Gras gewachsen.«
»Du kannst nicht ernsthaft dieser Meinung sein.«
»Das kann ich sehr wohl. Es gab keinen Grund, mich zu entführen, außer das Ganze diente einem abgekarteten, schon lange bestehenden Plan.«
Er lehnte sich in der Wanne zurück und legte die muskulösen Arme auf den Wannenrand. »Jetzt denkst du dir Geschichten aus, die absurd sind. Spielst du mit einem Mal wieder die rechtschaffene Jungfer, der bitteres Unrecht widerfahren ist?«
»Du wärst nicht der erste Mann, der des Geldes wegen eine Ehe erzwingt.« Ihre Augen waren feucht geworden, und sie musste blinzeln. »Ich bin nicht mehr so naiv wie noch vor kurzer Zeit. Und du hast dafür gesorgt, dass ich mich geändert habe.«
Steifen Schrittes ging sie zum Tisch und setzte sich, um etwas zu essen. Diese Ehe würde das reine Schlachtfeld werden und alle Kraft und Raffinesse erfordern, die sie nur aufbieten konnte. Allerdings durfte sie nie Leos Täuschungsmanöver und seine Überredungskunst unterschätzen.
Schweigend beendete er sein Bad. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie, wie er tropfnass aus der Wanne stieg, zwang sich allerdings, nicht genauer hinzusehen. Sollte er doch denken, dass er ihre Standhaftigkeit mit seiner Nacktheit ins Wanken brachte – zur Abwechslung würde er mal der Narr sein.
Sie hörte, wie er sich anzog, die Tür öffnete und nach draußen in den Gang sah.
»Du da, Junge, kannst du mit ein paar Dienstboten kommen und frisches Badewasser für meine Frau bringen? Und dann hätten wir gerne noch eine Flasche Champagner. Wir feiern.«
Meine Frau . Die Worte brachten sie zum Zittern. Sie hatte ihm gesagt, dass sie nicht vor seinen Augen baden würde, aber offensichtlich scherte ihn das nicht.
Als das frische Bad hergerichtet und das Essenstablett abgeräumt war, schenkte er sich ein Glas ein und setzte sich.
»Und von welchem Geld wird das jetzt bezahlt, von meinem oder deinem?«, erkundigte sie sich kühl.
»Alles gehört uns ab sofort gemeinsam, meine Liebe. Du hast es unterschrieben.«
Sie seufzte. »Du brauchst mir keine Gesellschaft zu leisten. Der Abend ist noch jung. Vielleicht findest du ja ein paar Saufkumpane in der nächsten Schänke. Das ist doch deine übliche Abendbeschäftigung, nicht wahr?«
»Nicht in meiner Hochzeitsnacht. Zumindest einer von uns muss darauf achten, dass der Schein gewahrt bleibt. Man weiß schließlich nie, wer sich hier so herumtreibt. Auch aus dem hohen Norden können Gerüchte bis nach London dringen.« Erneut nahm er einen großen Schluck von dem Champagner.
Susanna mochte nicht länger zuschauen, wie er ein Glas nach dem anderen leerte. Sie holte einen Skizzenblock aus ihrer Truhe hervor und setzte sich neben das offene Fenster, um zu zeichnen. Als sie
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