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Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)

Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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drohte ein verheerender Sturm auszubrechen. Entsetzt über sich selbst kämpfte er mit allen Kräften dagegen an. Es gelang ihm, einigermaßen die Ruhe zu bewahren, aber er würde nicht vor ihr zu Kreuze kriechen.
    »Glaub, was du willst – trotzdem wirst du mich heiraten«, sagte er nur. »Und was deine Mitgift betrifft. Meinst du nicht, ich könnte mir diesbezüglich jederzeit eine wirklich interessante Option sichern?«
    »Sofern du einen Vater findest, der bereit ist, dir seine Tochter anzuvertrauen.«
    »Dass ich mir Sorgen um deinen Ruf mache, spielt also keine Rolle für dich?«
    »Nein, im Grunde nicht. Wenn du mich einfach in Ruhe lassen würdest, könnte ich mich aufs Land zurückziehen und dort unbehelligt leben, während du weiter deinem lockeren Junggesellendasein in der Stadt frönen könntest. Indem du mich an dich bindest, muss ich hingegen den Spott der Gesellschaft ertragen. Und das Mitleid vielleicht. Später dann das Gerede über wechselnde Mätressen.«
    »Welche Motive du mir auch unterstellen magst, glaub mir zumindest eine Sache: Ich will wirklich nicht, dass dein Bruder oder dein Cousin gezwungen sind, dir wegen meines Verhaltens zu Hilfe zu eilen.«
    »Schön, du wirst dein schamloses Treiben eher im Geheimen fortsetzen.« Sie zögerte. »Ich weiß, dass viele Frauen den Blick vor der Untreue ihrer Ehemänner verschließen. Aber …«
    Ihre Stimme brach, sie drehte den Kopf und sah mit leerem Blick auf das geschlossene Fenster. »Aber ich wollte eine andere Art von Ehe«, flüsterte sie und drückte die Faust gegen den Mund.
    »Respekt und gemeinsame Interessen, ich weiß«, sagte er voller Sarkasmus. »Das hast du mir erzählt. Ich wollte auch eine andere Art von Ehe – mit einer Frau, die mir ein gemütliches, friedliches Zuhause schafft, die mich zu offiziellen Anlässen begleitet, die gerne in mein Bett kommt und mir Kinder schenkt.«
    »Das kannst du von mir nicht erwarten«, erklärte sie mit einer Stimme, die kalt und leer wie ein Wintermorgen klang. »Nichts davon.«
    Er wusste oder hoffte zumindest, dass Wut und Verbitterung, die aus ihr sprachen, sich irgendwann legen würden. »Mit diesen Reden erreichst du gar nichts. Die Gesellschaft glaubt, dass wir durchgebrannt sind, und wir werden ihre Erwartungen erfüllen.«
    Sie versank in eisiges Schweigen und schaute blicklos aus dem Fenster.
    Sie brauchten anderthalb Tage bis Schottland, obwohl der Kutscher ein zügiges Tempo vorlegte und die Pferde während der Fahrt immer wieder gewechselt wurden. Bei ihrer ersten Rast musterte Leo Susanna eingehend. Ihm kam es vor, als habe sie sich vorerst mit ihrem Schicksal abgefunden – ihrer beider Schicksal, rief er sich in Erinnerung. Sie war bereit gewesen, nach Hause zurückzukehren, weil man sie in einer kompromittierenden Situation ertappt hatte, aber nach Gretna Green aufzubrechen und die Heirat platzen zu lassen … Ob sie das wagte? Ein solcher Schritt würde ihr und ihrer Familie endgültig und nachhaltig schaden. Als vernünftige Frau sollte sie das wissen.
    Trotzdem traute er ihr nicht ganz über den Weg und hielt sich wach, solange sie nicht schlief. Die Reise entwickelte sich ganz schön anstrengend.
    Dann erreichten sie am Sark River die englisch-schottische Grenze. Von jetzt an wurde die Straße schlechter und die Landschaft öder. Nichts war mehr zu sehen, was das Auge erfreut oder die Stimmung gehoben hätte. Vereinzelte ärmliche Hütten standen in der Nähe kleiner Tannenschonungen; der Rest war gänzlich trostlos, und auf den kargen Feldern arbeiteten armselige Kinder. Susanna wirkte bleich und erschöpft, sprach nur noch mit ihm, wenn es unumgänglich war, was nicht häufig geschah. Die meiste Zeit döste sie im Dämmerschlaf vor sich hin.
    Er hatte das Gefühl, als würde ihm die Kleidung am Körper kleben, denn in den letzten zwei Tagen war die Hitze in der Kutsche teilweise unerträglich gewesen. Zu den äußeren Qualen kamen die inneren: Es belastete ihn, mit dieser schweigsamen Frau, die ihm nur Verachtung entgegenbrachte, auf so engem Raum eingesperrt zu sein. Und an die Heirat mochte er erst recht nicht denken.
    Kurz hinter dem Fluss mussten sie an einer Schranke halten und Maut bezahlen. Außerdem wurde noch ein besonderer Service geboten: eine ganz schnelle Eheschließung für Paare, die einen Verfolger auf den Fersen hatten, der die Hochzeit verhindern wollte. Vermutlich machte der Mann gute Geschäfte. Wer so weit gekommen war, wollte vielleicht kein Risiko

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