Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)
sich nach einer Weile umdrehte, saß er schlafend auf seinem Stuhl, den Kopf auf die Brust gesunken, und schnarchte leise.
Er schnarcht , dachte sie verärgert. Ein Grund mehr, um auf getrennten Zimmern zu bestehen. Allerdings hätte sie sich das auch ohne Schnarchen ausbedungen, sobald sie zu Hause waren.
Nur wo war künftig ihr Zuhause? Sie wusste es wirklich nicht, denn bei dieser überstürzten Heirat waren solche Dinge nicht zur Sprache gekommen. Sie hatten bislang über gar nichts gesprochen. Stimmte es beispielsweise, dass ihm Gläubiger ebenso auf den Fersen waren wie ein wütender Vater mit einer Pistole?
Ob nun in London in der Stadtresidenz des Viscount oder auf dem Landsitz der Wades, alles war möglich. Sie wusste nicht einmal, wo er bislang gewohnt hatte. Nur eines war mit Sicherheit vorbei: Nie mehr würde sie Madingley Court ihr Zuhause nennen können. Es schien völlig ausgeschlossen, dort mit Leo im Kreis der ganzen Familie zu leben. Und ohne ihn, das ging ebenfalls nicht, denn das hieße einen neuen Skandal heraufzubeschwören. Es wäre das Letzte, was sie ihrer Familie zumuten würde.
Susanna huschte nach draußen, um das stille Örtchen aufzusuchen, und fand Leo bei ihrer Rückkehr unverändert schlafend auf dem Stuhl sitzen. Sie nahm ihm das Glas aus der Hand und stellte es auf den Tisch, während sie sich traurig fragte, ob sie das in Zukunft wohl häufiger würde tun müssen. Sie streckte sich, denn der Rücken tat ihr von der langen Fahrt immer noch weh. Ihr Blick fiel auf die Wanne, und sie änderte ihren Vorsatz.
Ein heißes Bad würde ihren durchgeschüttelten Gliedern bestimmt guttun.
Schnell begann sie, ihr Kleid aufzuknöpfen. Sie bemerkte nicht, dass Leo sie beobachtete und nur zur Täuschung schnarchte. Susanna war erneut auf ihn hereingefallen.
Unter gesenkten Lidern hervor schaute er genüsslich zu, wie sie sich auszog. Schließlich war sie seine Ehefrau, sagte er sich ohne jedes schlechte Gewissen. Er hatte diesen Plan von Anfang an verfolgt, und es hatte funktioniert. Susanna kam zu ihrem Bad, ohne das Gesicht zu verlieren – und er bekam etwas zu sehen, was sie ihm vorenthalten wollte. Damit war beiden gedient, dachte er.
Susanna zog jetzt die Nadeln aus dem Haar, bis es offen über Schultern und Rücken fiel. Er hätte nie geglaubt, dass das Haar einer Frau so sinnlich sein, ihn so erregen könnte. Oder lag es nur daran, weil es ihm verwehrt war, sie zu berühren? Sie kehrte ihm weiter den Rücken zu, während sie erst aus dem Kleid, dann aus den Unterröcken stieg und alles ordentlich aufs Bett legte. Überrascht registrierte er, dass sie ein Korsett trug, das vorne geschlossen wurde. War das jetzt bloß zweckmäßig oder der neueste Schrei? Er wusste es nicht zu sagen. Immer noch mit dem Rücken zu ihm schnürte sie ihre Stiefel auf, streifte Strumpfbänder und Strümpfe sowie die weiten Unterhosen ab. Fasziniert verschlang er sie mit seinen Blicken, denn mit jedem Teil, das zu Boden fiel, enthüllte sie mehr von ihrer gertenschlanken Gestalt. Er musste schlucken.
Schließlich stand sie im Hemdchen da. Sie wandte sich vom Zuber ab und sah ihn an. Er hatte sich nicht bewegt und schnarchte weiter leise vor sich hin. Sie schlich zu ihrer Truhe und holte einen kleinen Stapel sauberer Kleidung hervor, den sie neben die Wanne legte. Sie warf ihm noch einen letzten Blick zu, bevor sie das dünne Hemd über den Kopf streifte.
Leos Schnarchen drohte sich in ein Keuchen zu verwandeln, aber er beherrschte sich. Ihre warme Haut schimmerte im Kerzenschein wie weicher, sahniger Satin, hell und makellos. Ihr Rücken verjüngte sich zu einer schmalen Taille, und ihre Hüften hatten einen weiblichen Schwung. Ihre Beine waren lang und schlank. Als sie sich über die Wanne beugte, wurden seine Augen ganz groß bei dem erotischen Anblick, der sich ihm bot. War das der Körper auf dem Gemälde? Er betete, dass sie sich umdrehte. Wenn er sie schon heute Nacht nicht besitzen konnte, wollte er zumindest seine Neugier befriedigen. Hatte sie dieses kleine Mal auf ihrem Schenkel, das das Geheimnis um das Aktmodell lüften würde, oder nicht?
Er senkte wieder die Lider. Nur wegen dieses verdammten Gemäldes war er jetzt unglücklich verheiratet – warum befasste er sich überhaupt noch damit? Wenn der Gewinn der Wette sein einziger Lohn blieb, würde er ein ziemlich ödes Leben führen.
Sie stieg in die Wanne und ließ sich mit einem Seufzer hineinsinken, der beinahe wie ein lustvolles
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