Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)
hatte. Sie tat sich schwer, über ihren Schatten zu springen. Und zuzugeben, dass sie irrte, das verbot ihr der Stolz. Prinzipientreue mochte ja in der Regel lobenswert sein, doch nicht in einer Situation, die guten Willen von beiden Seiten erforderte.
Er zog Hemd und Hose aus. »So, das reicht. Weiter brauchst du dich nicht auszuziehen«, erklärte sie.
»Mit Unterhosen ins Bett? Was für eine originelle Vorstellung. Das habe ich noch nie getan.«
»Dann kannst du jetzt damit anfangen.«
Sie stieg ins Bett und rutschte ans andere Ende.
»Willst du nicht wenigstens deinen Morgenmantel ausziehen?«, fragte er.
»Nein.«
Er kletterte neben sie ins Bett und stellte erleichtert fest, dass sie zumindest nicht weiter von ihm wegrückte. Sie drehte sich lediglich auf die Seite, kehrte ihm den Rücken zu und kroch bis zum Kinn unter die Decke.
Nachdem er die Kerze gelöscht hatte, lag er mit hinter dem Kopf verschränkten Armen nachdenklich neben ihr. Er war kein Mensch, der lange lamentierte. Gut, seine Hochzeitsnacht war eine glatte Enttäuschung, aber – das musste er zugestehen – die Umstände waren ja nicht gerade romantisch gewesen. Wer weiß, wie alles gelaufen wäre, wenn Lord Bramfield sie nicht erwischt hätte. Immerhin hatte er deutlich ihre Leidenschaft gespürt, ihre Bereitschaft zur Hingabe. Und obwohl er nicht müde wurde zu betonen, sie sei als Ehefrau undenkbar für ihn, war ihm die spröde, gescheite und provokante Susanna nicht mehr aus dem Kopf gegangen.
Seit jenem Abend nicht, als er sie zum ersten Mal sah, wie sie da in Jungenkleidung vor dem Gemälde stand. Nie zuvor wäre er auf die Idee gekommen, eine Frau wie sie interessant zu finden, doch genau das war geschehen. Und bestimmt hatte es nichts mit mehr Wette zu tun, wie er sich gerne einredete. Absolut nichts. Es ging ihm allein um sie, erkannte er.
An ihrem gleichmäßigen Atmen merkte er, dass sie schlief. Überraschend schnell dafür, dass sie mit großen Bedenken in sein Bett gestiegen war. Er konnte spüren, wie sich ihr Körper allmählich entspannte, und am liebsten hätte er sich an sie geschmiegt. Zu früh, mahnte er sich. Um sie zu gewinnen, musste er alles vergessen, was zwischen ihnen bereits geschehen war, und bei null anfangen. Sie umschmeicheln, verführen und sie neu gewinnen. Nicht nur ihren Körper, sondern auch ihr Herz und ihren Verstand. Wenngleich es nicht leicht würde, Susannas Abwehr zu durchbrechen und ihre Bedenken zu zerstreuen, es gab keine andere Möglichkeit. Dieses Mal ging es immerhin um mehr, nämlich um ihrer beider Leben.
Nach langem Grübeln schlief Leo ebenfalls ein, doch sie folgte ihm in seine Träume. Er sah das Bild vor sich, die golden schimmernden Rundungen lockten ihn. Jeden Moment würde die Frau auf dem Gemälde zum Leben erwachen, schien es ihm. Stattdessen verblassten plötzlich die Farben, und Risse begannen die Oberfläche wie spröde Spinnwebfäden zu überziehen. Die Farbe platzte ab, die Leinwand bröckelte, und Leo erwachte mit einem noch größeren Gefühl der Furcht als vorher.
Kapitel 13
Susanna erwachte langsam und fühlte sich so wohlig warm, als sei sie in einen Kokon eingesponnen, der nicht nur die Kälte abhielt, sondern auch alle unangenehmen Gedanken. Nur mühsam fand sie in die Wirklichkeit zurück. Wollte diese Geborgenheit nicht aufgeben, sich nicht erinnern.
Ihre Heirat.
Ihr Ehemann lag an ihren Rücken geschmiegt, seine Schenkel drückten sich an ihre, und seine Hüften drängten sich an ihr Hinterteil.
»Guten Morgen, Mrs Wade«, murmelte er an ihrem Nacken.
Es kam für sie völlig überraschend, als seine weichen Lippen sich auf ihren Hals drückten, genau wie die sehr offensichtliche Erektion an ihren Po.
Ihr erster Gedanke war aufzuspringen und aus dem Bett zu flüchten, aber das würde ihn entweder amüsieren oder verärgern, und so ließ sie es.
Doch als sich seine Hand langsam über ihren Brustkorb nach oben tastete, packte sie sein Handgelenk und schob es weg. »Verzeihung. Es war nicht meine Absicht, dich in eine peinliche Situation zu bringen. Offenbar habe ich unwissentlich in der Nacht deine Wärme gesucht, und dann … Nun ja.« Er grinste sie verschlafen an.
Sie setzte sich auf. Eigentlich gefiel es ihr ja, ihn so dicht bei sich zu spüren, und ihr Körper reagierte noch immer auf die Berührung seiner Haut und auf seine unverkennbare Erregung. Eine innere Stimme drängte sie, sich wieder zu ihm zu legen, sich an ihn zu pressen und alles,
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