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Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)

Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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mehr der makellose junge Held war, den alle bewunderten, zog sie sich von ihm zurück. Er hatte sie enttäuscht, stell dir das mal vor!«
    Sie spürte seine Betroffenheit und teilte seine Empörung. Die Söhne waren also nur als gesellschaftliche Vorzeigeobjekte für sie interessant. »Wie traurig«, sagte sie, und es kam von ganzem Herzen. Ihr schien es, als habe er ein weiteres Geheimnis seiner Kindheit enthüllt, das ihr half, ihn ein bisschen besser zu verstehen.
    »Glücklicherweise hatte Simon meine Großmutter.«
    »Und dich und Georgina, oder nicht?«
    »Schon, obwohl wir uns ziemlich hilflos fühlten, zumal als die Jüngeren. Was sagt man zu einem Bruder, der gerade erblindet ist? Dass alles wieder gut wird?« Er schlug mit der Hand auf den Tisch. »Seitdem dreht sich bei meiner Mutter alles nur noch um mich«, fuhr er in leicht sarkastischem Ton fort. »Ich allein bin jetzt ihr Lieblingskind, und deshalb nimmt sie mich vor jeder üblen Nachrede in Schutz und tut so, als sei ich mit Engelsflügeln zur Welt gekommen.«
    Leo und Engelsflügel, das entlockte ihr ein kleines Lachen trotz der an sich traurigen Geschichte. Wie würde wohl diese merkwürdige Lady auf sie reagieren? Immerhin nahm sie ihr als Schwiegertochter den Sohn weg, und wenn sie dann noch herausfand, dass sie Leo nicht gerade vergötterte …
    Sie hoffte bloß, dass sie nicht mit dieser Dame zusammenleben musste.
    »Mach dir keine Sorgen wegen deiner Eltern«, sagte er. »Wir werden sie als Erstes besuchen. Halten sie sich momentan in London auf?«
    »Ich glaube, sie wollten nach Cambridgeshire.«
    »Dann fahren wir dorthin. Willst du sie in einem Brief auf das bedeutsame Ereignis vorbereiten?«
    Sie zögerte. »Nein. Das sollte man ihnen lieber persönlich mitteilen.«
    Sie trocknete sich ab und zog schnell ihr Nachthemd über den Kopf, wobei sie Leo nicht aus den Augen ließ. Genau in dem Moment drehte er sich um, ehe sie ihm Einhalt gebieten konnte. Langsam stand er auf, und das Lächeln verschwand von seinem Gesicht. Dann begann er sich auszuziehen. Sie wollte wegschauen, schaffte es jedoch nicht sofort. Erst als er das Hemd abstreifte, brach der Bann. Sie ging ans Fenster, wo das Aquarell zum Trocknen lag. »Ich bin morgen noch nicht so weit, um abzureisen«, hörte sie sich sagen.
    »Wie du wünschst.«
    »Du willst nicht wissen, warum nicht?«
    »Ich nehme an, dass es weitere Blumen gibt, die Tyler unbedingt sehen sollte.«
    Verflixt. Er kam nicht im Entferntesten auf den Gedanken, sie könnte irgendetwas Unpassendes hinter seinem Rücken tun, aber genau einen solchen Verdacht wollte sie wecken. Um Zweifel bei ihm zu säen, ihn an Flucht, einen anderen Mann oder was immer denken zu lassen, aber sie hatte es wohl ungeschickt angefangen. Jedenfalls schien Leo sich seiner Sache ziemlich sicher zu sein.

Kapitel 14
    Nach einer unruhigen Nacht, in der bei Leo wolllüstige Wachzustände mit bedrohlichen Träumen wechselten, saß er am nächsten Morgen einsam in ihrem Zimmer und trank seinen Kaffee. Susanna war bereits zum Zeichnen losgezogen, und er hatte kein Wort darüber verloren, ihr auch nicht seine Begleitung aufgedrängt. Sie sollte begreifen, dass er bereit war, ihr alle Freiheiten zu gewähren, die sie brauchte. Und sie sollte ihr Leben genießen.
    Sie hatte ganz friedlich geschlafen diese Nacht. Als die Sonne aufging, beobachtete er sie, wie sie mit halb gelösten Haaren in den Kissen lag. Wegen der sommerlichen Temperaturen, die seit dem Vortag herrschten, war die Decke weit nach unten geschoben, und ihre Füße lugten seitlich heraus.
    Bezaubernd, dachte er und fasste sich gleich an den Kopf. Er musste wohl verrückt geworden sein, ihre Füße zu bewundern. Füße! Weiter oben wäre ungleich interessanter, doch ihre Schenkel, auf denen sich das verräterische Mal befand – oder auch nicht –, blieben züchtig verhüllt. Allerdings erkannte er, dass sie unter dem Deckbett einladend weit gespreizt waren, was ihn in nicht unbeträchtliche Erregung versetzte. Wie gerne hätte er sich zu ihr gelegt, doch bislang widersetzte sie sich allen Annäherungsversuchen.
    Er musste Geduld haben, sagte er sich immer wieder. Vor allem tat es ihm nicht gut, ständig an sie zu denken und wie es wäre, wenn … Er sollte sich ablenken, beschloss er. Nur welche Möglichkeiten gab es schon in diesem gottverlassenen schottischen Nest. Hier konnte man heiraten, sonst nichts!
    Als sie zwei Tage später mit der Kutsche die Grenze nach England

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