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Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)

Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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genaue Gegenteil seiner kleinen, rundlichen Frau, und das schüttere, ehemals blonde Haar zeigte bereits viele graue Strähnen.
    O Gott, warum hatten sie sich nicht abgesprochen, welche Erklärung sie geben sollten. Nervös schaute Susanna zu Leo hin. Und wartete gespannt darauf, welche Geschichte er ihnen auftischen würde.
    Verliebt schaute er ihr ins Gesicht, bevor er sich an die anderen wandte. »Meine Frau verkehrte in den gleichen Londoner Kreisen wie ich, und ich kenne ihren Bruder sehr gut. Zudem interessieren wir uns beide für Kunst, und das vor allem hat uns zusammengebracht.«
    Kunst, dachte sie amüsiert. Ihre Kunst? Oder dieses Gemälde in seinem Club, das sie versucht hatte zu stehlen? Aber zumindest war es eine harmlose Geschichte, die die Wahrheit umschrieb und immerhin keine glatte Lüge darstellte. Leo war ein wirklich geschickter Taktiker, dachte sie anerkennend. Meisterlich, wie er sie durch diese prekäre Situation manövriert hatte. Und zum ersten Mal kam ihr so richtig zum Bewusstsein, dass sie inzwischen seiner Diskretion absolut vertraute. Dennoch erschrak sie, als er sich plötzlich vorbeugte, als wolle er ein großes Geheimnis verraten.
    »Während einer Landpartie auf Bramfield Hall erkannten wir schließlich, was wir füreinander empfinden«, erklärte er, und Susanna fühlte sich einer Ohnmacht nahe. Die beiden jüngeren Töchter mit den gleichen blonden Ringellöckchen kicherten bloß albern, während die verwitwete ältere Schwester sie unter zusammengezogenen Augenbrauen nachdenklich anschaute.
    »Ich überzeugte Susanna davon, dass wir nicht lange warten sollten«, fuhr Leo fort. »Schließlich sind wir beide alt genug, um alleine zu entscheiden, was wir wollen.«
    Die Blicke aller Frauen am Tisch richteten sich auf Susanna, und sie wusste, dass ihr in den Augen der Gesellschaft fortgeschrittenes Alter nicht unbemerkt geblieben war. Aber sie beobachtete nur fasziniert Leo, der – davon war sie überzeugt – in wenigen Sekunden die Wahrheit über ihre Heirat sagen würde.
    »Weil wir außerdem keine Hochzeit mit allem Drum und Dran wünschten, fuhren wir einfach nach Gretna Green und haben uns dort trauen lassen«, sagte er und grinste über seinen gelungenen Streich.
    Einen Moment lang herrschte Schweigen, bevor Lady Edgecumbe entzückt in die Hände klatschte. »Dann ist das jetzt Ihre Hochzeitsreise«, rief sie. »Sie machen uns so glücklich, uns die Ehre zu geben.«
    Mrs Appleby, die verwitwete Tochter, sah nicht so aus, als würde sie die Gefühle ihrer Mutter teilen, und der Blick, den sie auf Leo richtete, war voller Fragen. Bestimmt vermutete sie hinter dieser überstürzten Heirat andere Gründe. Wie die meisten, die jetzt bald die Monate zu zählen begannen.
    Auch nach dem Abendessen unterhielt Leo seine Gastgeber, allerdings jetzt mit anderen Geschichten. Er konnte hinreißend erzählen, und alle hingen an seinen Lippen. Susanna gewann mehr und mehr den Eindruck, dass niemand mehr seine Version ihrer Eheschließung anzweifelte.
    Überhaupt überraschte ihr Mann sie an diesem Abend immer aufs Neue. Plötzlich fachsimpelte er mit Lord Edgecumbe über Getreideanbau, wovon er ihrer Einschätzung nach nicht die geringste Ahnung hatte. Sein Gastgeber jedoch hörte ihm interessiert zu und nickte zustimmend zu seinen Ausführungen. Verrückt, dachte Susanna, einfach verrückt.
    Und Leo? Er genoss es sichtlich, im Mittelpunkt zu stehen, und natürlich flirtete er mit den Mädchen. Fragte sie nach ihren Verehrern aus, damit sie sich geschmeichelt fühlten, obwohl er genau wusste, dass sie noch die Schulbank drückten. Er brachte sie zum Kichern und Erröten, und Susanna meinte tatsächlich bei Lady Edgecumbe einen Anflug von Bedauern festzustellen, dass Leo als potenzieller Schwiegersohn aus dem Rennen war.
    Susanna setzte ihre Brille auf, griff nach dem Buch, das sie mitgebracht hatte, und tat so, als würde sie lesen. Irgendwann im Verlauf des Abends merkte sie plötzlich zu ihrer Bestürzung, dass Leo ernsthaft flirtete. Nicht mit den kleinen Mädchen, sondern mit der reizenden Witwe. Um Gottes willen, dachte sie, er führte sich ja auf wie ein Schürzenjäger! Und das bei einem angeblich schwer verliebten Mann in den Flitterwochen. Indes schien sie die Einzige, die sich daran störte, denn Mrs Appleby taute zusehends auf angesichts seines Charmes und ließ sich sogar von ihm dazu überreden, ein Lied zum Besten zu geben.
    Susanna bekam eine Vorahnung von dem, was sie in

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