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Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)

Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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Augen schienen zu glühen – und setzten ihr Inneres in Flammen. Sollte er darauf gehofft haben, dann war seine Rechnung aufgegangen. Sie erinnerte sich nur zu gut an die Gefühle, die sie damals im Salon von Bramfield Hall erfassten. Als sie unter ihm lag und er all die sündigen, aber zugleich himmlischen Dinge mit ihr tat. Sie schloss die Augen, ohne dass sich die Bilder verdrängen ließen. Susanna begann zu ahnen, dass sie sich ihm vermutlich nicht mehr lange verweigern würde.
    »Drehst du dich jetzt bitte um«, sagte sie.
    Er zog sich einen Stuhl ans Fenster.
    »Nimm dir doch eines der Bücher vor, die ich heute gekauft habe.«
    »Nein, danke«, erwiderte er trocken.
    Unmut stieg in ihr auf. Wieso gab er sich so desinteressiert an allem, was ihr wichtig war. Bücher, Bildung, interessante Gespräche? Sie wusste so wenig von ihm. Auch nicht, ob er je eine Universität besucht hatte. Sein Bruder war in Cambridge gewesen, aber er? Susanna hätte ihre Seele dafür gegeben, studieren zu dürfen, doch Frauen war der Zugang zu höherer Bildung versagt.
    Sie zog sich rasch ganz aus, wobei sie sich durch einen kurzen Blick zur Seite vergewisserte, dass er sein Versprechen hielt. Er saß am Tisch, den Rücken ihr zugewandt, und spielte mit ihrem Bleistift. Trotzdem malte sie sich aus, was passieren könnte, wenn er jetzt auf seinen Rechten bestand. Sollte sie, nackt wie sie war, die Flucht ergreifen und nach dem Constable schreien? Sich lautstark beschweren, dass ihr frischgebackener Ehemann mit ihr schlafen wollte? Sie biss sich auf die Unterlippe und musste bei dieser Vorstellung beinahe lachen.
    Sie stieg in die Wanne und setzte sich schnell hin. »Auch wenn wir jetzt verheiratet sind, habe ich unsere Wette nicht vergessen.«
    »Glaub mir, ich ebenfalls nicht. Aber sollte man nicht meinen, eine Frau würde ihrem Ehemann helfen, damit er gewinnt?«
    »Pah«, machte sie verächtlich. »Nicht wenn es der Ehefrau schadet. Davon abgesehen habe ich jetzt sogar noch mehr Grund, deinen Sieg nicht zu wollen.«
    »Rache?«, fragte er über die Schulter. »Was anderes kann es wohl kaum sein.«
    Mit dem eingeseiften Waschlappen begann sie sich gründlich zu waschen: Gesicht, Oberkörper, Arme … Immer wenn sie ihn zwischendurch auswrang, hallte das Tröpfeln unnatürlich laut in dem kleinen Zimmer wider. Sie sah, dass er weiter den Bleistift zwischen den Händen bewegte, und Erinnerungen kehrten zurück, wie diese Hände sie durch ihre Kleidung hindurch berührt hatten, bis sie glaubte, den Verstand zu verlieren.
    »Wir müssen unseren Eltern schreiben«, sagte sie und erschrak beim Klang ihrer atemlosen Stimme. Immer wieder verriet sie sich. Um sich abzulenken, begann sie ihre Beine zu schrubben.
    »Warum? Sie werden es noch früh genug erfahren.«
    »Du kannst mich nicht ewig geheim halten, wie sehr du dir das auch wünschen magst.«
    »Aus welchem Grund bitte sollte ich meine bezaubernde junge Frau verstecken?«
    »Stimmt, das hatten wir ja bereits diskutiert, sie werden froh sein, dass du ihnen weniger auf der Tasche liegst.«
    »Mach dir keine Gedanken, Mrs Wade. Mein Bruder muss mich nicht finanziell unterstützen, und ich habe auch keine Geheimnisse vor ihm. Es ist einfach so, dass wir uns nicht sehr oft schreiben.«
    Sie zögerte und nahm den Lappen von ihrem feuchten Gesicht. »Das ist wirklich schade.«
    »Hast du meine Mutter einmal auf einer Gesellschaft kennengelernt?«
    »Nein.«
    »Gut, dann glaub mir einfach, dass es bei mir mit der Benachrichtigung nicht eilt.«
    »Ihr kommt also nicht gut miteinander aus«, meinte sie, und Mitgefühl stieg in ihr auf.
    Er lachte. »Keineswegs. In den Augen meiner Mutter kann ich gar nichts falsch machen.«
    Sie runzelte die Stirn. »Dann verstehe ich dich nicht.«
    »Um ihre Söhne hat meine Mutter immer ein gewaltiges Getue gemacht. Wir waren von jeder Kritik ausgenommen, während sie an meiner Schwester ständig herummäkelte oder sie einfach links liegen ließ.« Er drehte den Kopf etwas zur Seite, sodass sie sein Profil sehen konnte. »Du und meine Schwester, ihr werdet die besten Freundinnen werden.«
    »Sie hatte es bestimmt nicht leicht, aber du schon. Schließlich liebt sie dich«, meinte sie.
    »Liebe? Würdest du das Liebe nennen, wenn eine Mutter es nicht erträgt, ihrem kranken Kind beizustehen. Weil sie sich selbst zu sehr bedauert, dass ihr das widerfahren ist. Mein Bruder erblindete, doch den Trost und das Mitleid beanspruchte sie für sich. Nachdem er nicht

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