Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)
Ahnung. Dumm, nicht wahr?«
»Träumst du das häufiger?«
Er zuckte die Achseln. »Das ist alles nur wegen deines Bildes.«
»Ich verstehe nicht.« Sie wusch sich zwischen den Beinen, während er ihr den Rücken zukehrte. Dann griff sie nach dem Eimer mit dem sauberen Wasser, stand auf und spülte schnell die Seife ab. Ihre Haare mussten einen Tag warten.
»Der lebhafteste Traum, den ich hatte, hing mit deinem Gemälde zusammen«, sagte er. »Weil du darauf nackt zu sehen bist. Ansonsten habe ich dich ja nie ohne Hüllen gesehen.«
»Vielleicht hast du ja wegen meines nackten Körpers Albträume bekommen«, meinte sie sarkastisch.
Er drehte sich um und bedachte das Handtuch, das ihren Körper vor seinen Blicken verbarg, mit einem missbilligenden Blick. »Etwas Dümmeres habe ich noch nie gehört. Das Gemälde würde jeden Mann bis in seine Träume verfolgen, jedoch in angenehmer, weil erregender Weise.«
»Dafür musst du dich bei Roger bedanken. Er hat ein unglaubliches Talent, Stimmungen und Atmosphärisches einzufangen. Das muss ich zugeben, obwohl ich nach wie vor wütend auf ihn bin.«
»Du bist anscheinend wirklich stark von ihm beeindruckt.«
»Es war gar nicht so einfach, mich dazu zu überreden, Modell zu sitzen«, erklärte sie. Sie wusste, dass sie sich auf gefährliches Terrain begab, denn bei einem solchen Gespräch war das Risiko groß, einen Fehler zu begehen.
»Wie viele Sitzungen waren eigentlich notwendig?«
Sie zögerte und rief sich die Geschichte in Erinnerung, die sie mit Rebecca und Elizabeth abgestimmt hatte. »Zwei Sitzungen pro Woche und das über mehrere Wochen. Wir haben nicht viel miteinander geredet. Er ist bekannt dafür, dass er sehr konzentriert arbeitet, und außerdem war er an meiner Person nicht interessiert. Er wollte mich lediglich als Modell.«
»Also hast du«, seine Stimme wurde heiser, »nackt dagelegen. Stundenlang. Warum, Susanna? Warum tut ein anständiges Mädchen so etwas? Nur wegen des Abenteuers?«
Sie wandte den Blick ab. »Anfangs dachte ich, das Tuch würde das meiste bedecken, aber allmählich gab er mir das Gefühl, schön zu sein.« Sie wurde rot und wich weiter seinem Blick aus. »Das findest du bestimmt lächerlich.«
»Lächerlich? Gütiger Himmel, Susanna, ich kann seit dem Gemälde an kaum etwas anderes mehr denken. Du bist schön.«
Sie zog das Handtuch fester um ihren Busen, um ihre wachsende Erregung zu verbergen. »Danke, aber dieses Gespräch wird deine Neugier nicht befriedigen. Sprechen wir also lieber über deine Albträume. Vielleicht hast du ja irgendwelche Schuldgefühle, die dich des Nachts heimsuchen.«
»Schuldgefühle? Wegen der Wette? Bestimmt nicht. Oder meinst du wegen der Heirat?«
Abwartend stand sie neben der Wanne und schaute ihn an. Als sie schwieg, sprach er weiter. »Ein bisschen Schuldgefühle vielleicht, aber Bedauern empfinde ich nicht. Bald wirst du im wahrsten Sinne des Wortes meine Frau sein und es auch wollen.« Ein Funkeln trat in seine Augen. »Oder willst du mich bis zum Ende der Wette hinhalten, damit ich deinen Körper nicht zu sehen bekomme? Da würdest du völlig falsch liegen.«
Sie lachte. »Bring lieber nicht die Wette zur Sprache. Damit erinnerst du mich nur an meinen Pakt mit meiner Schwester und meiner Cousine.«
Leo beobachtete, wie sie hinter dem Paravent verschwand, und sein Grinsen verblasste. Er war letzte Nacht vor ihr geflüchtet, vor seinem unerfüllten Verlangen, doch der Versuch, sich beim Kartenspiel und beim Trinken abzulenken, war gründlich misslungen. Er hatte sich gelangweilt und ruhelos gefühlt, wenn er sich nicht in Gedanken gerade mit ihr beschäftigte.
Und jetzt tat er es schon wieder. Er begehrte sie und fühlte sich gleichzeitig für ihr Glück verantwortlich – manchmal fragte er sich, ob sich beides vereinbaren ließ. Wütend über das Gefühlswirrwarr in seinem Innern zog er sich aus, wusch sich schnell in der Wanne und warf sich nur mit einem Handtuch um die Hüften aufs Bett. »Weck mich, wenn es an der Zeit ist, zu Madame Chambord zu gehen«, sagte er, bevor er in einen unruhigen Schlaf fiel.
Es war die letzte Anprobe und ging schnell vonstatten. Anschließend wollte Susanna ein Museum besuchen, und Leo begleitete sie, obwohl er sich ziemlich zerschlagen fühlte, denn der kurze Schlaf am Morgen hatte ihn kaum erfrischt. So setzte er sich still in eine Ecke und schaute Susanna zu, die sich im Kopieren alter Meister übte, um deren Technik zu verstehen. Es
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