Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)
sich besorgt, ob es so bleiben würde. Ob er sie in Zukunft nach wie vor faszinierend fand. Oder würde er eines Tages die Augen vor Langeweile verdrehen?
»Hast du beim Kartenspielen eigentlich gewonnen?«, fragte sie, um das Thema zu wechseln.
»Ich gewinne immer«, erwiderte er mit einem Grinsen.
Weil er ein phänomenales Gedächtnis hatte, dachte sie triumphierend. »Auch wenn du betrunken bist?«
»Ich bin kaum einmal richtig betrunken«, sagte er und wechselte das Thema. »Habe ich dir schon gesagt, wie hübsch du in deinem neuen Kleid aussiehst?«
»Danke.« Das Kompliment ließ sie erröten. Susanna wunderte sich über sich selbst. Wie wichtig es ihr inzwischen war, was er über sie dachte, wie er sie sah. Auch über seine Scherze lachte sie inzwischen bereitwillig. Er hatte sie ganz schön umgekrempelt. Doch je enger er sie an sich band, desto schwieriger würde es für sie sein, wenn sein Interesse an ihr nachließ. Vielleicht war es besser, sich vor dieser Gefahr rechtzeitig zu schützen.
»Ich muss die Bilder an Mr Tyler auf den Weg bringen«, sagte sie, während sie an etwas ganz anderes dachte. Dass er nämlich den schönsten Körper hatte, den man sich denken konnte. Natürlich waren ihre Vergleichsmöglichkeiten gering, nackte Männerleichen zählten wohl kaum.
»Wir müssen schauen, ob wir die Gelegenheit dazu finden – sonst muss Tyler eben warten«, meinte Leo und warf sein Hemd auf einen Sessel.
Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. War er tatsächlich eifersüchtig? Wie war ihr denn diese Meisterleistung gelungen? Fast hätte sie aufgelacht, doch sie unterdrückte die Anwandlung gerade noch rechtzeitig. Diesen kleinen Triumph würde sie für sich behalten.
»Für Tyler zu malen ist so eine Beschäftigung, die mich ausschließt«, fuhr Leo fort, während er nach seiner Zahnbürste suchte.
»Aber Leo, versuchst du etwa eine Gemeinsamkeit zu finden? Etwas, das wir zusammen machen könnten? Du wirst ja noch ein richtiger Ehemann.«
»Ich mag Kartenspiele. Bestimmt hat man dir wie jeder anderen jungen Dame ein paar beigebracht. Vielleicht magst du morgen Abend mit mir und den Wyndhams Karten spielen.«
»Und was tust du im Gegenzug für mich?« Oh, sie forderte ihn wirklich heraus.
Ein träges, leicht lüsternes Lächeln breitete sich auf sei nem Gesicht aus. »Ich könnte so viel für dich tun, Susanna.«
»Und woher willst du wissen, ob ich das, was du mir zeigst, nicht schon kenne?«, fragte sie.
Er lachte und lehnte sich mit dem Rücken an den Kleiderschrank. »Was sollten wir denn sonst miteinander machen, Mrs Wade? Ich habe eindeutig keinerlei Interesse an Käfern …«
»Schmetterlingen.«
»Auch nicht so sehr an den Ateliers berühmter Künstler. Kunst allerdings, das ist etwas anderes. Immerhin brachte sie uns zusammen. Lass uns über deine Kunst sprechen – deine Tätigkeit als Modell, um genau zu sein.«
Sie musste alle Kraft aufbieten, damit sie gelassen blieb. »Leo, bitte, es handelte sich nur um ein einziges Bild. Ich bin kein professionelles Modell.«
»Was ist mit der Kette?«
»Wie bitte?«
»Die Kette auf dem Gemälde. Ich habe sie noch nie gesehen, und du bist kaum der Typ Frau, der die Familienjuwelen in dieser Weise zur Schau stellt.«
»Das war sehr derb.«
»Handelt es sich überhaupt um ein Erbstück?«
»Würde ich einen Schmuck tragen, der leicht über meine Identität Auskunft geben könnte?«
»Du bist davon ausgegangen, dass das Gemälde nie öffentlich ausgestellt würde.«
Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Musst du mich wieder an Rogers Verrat erinnern? Im Übrigen war der Schmuck nicht echt. Er lag mit anderem Tand in einer Schublade.«
Er musterte sie eindringlich. »Ich war bereits versucht, deine Truhe zu durchsuchen.«
»Etwas so Gewöhnliches würdest du nicht tun.«
Er stieß einen übertrieben lauten Seufzer aus. »Stimmt, so etwas wage selbst ich nicht.«
»Aber du stellst ziemlich unverblümte Fragen«, hielt sie ihm vor. Statt sie zu berühren, fügte sie im Stillen hinzu. »Mit der Verführung klappt es offenbar nicht wie geplant. Hast du endlich erkannt, dass selbst dein berühmter Charme seine Grenzen hat?«
»Wie es scheint, hast du Angst, es herauszufinden.«
Seine Provokation gelang, denn die Anspielung ließ sie übermütig werden. »Na, mach schon. Versuch es doch. Ich fordere dich heraus.«
Kapitel 16
Susanna forderte eigentlich nie jemanden heraus und nahm Herausforderungen auch nie an. Dafür war
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