Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
sei.«
Sie blickte erneut auf den Text. Etwas darin fesselte ihre Aufmerksamkeit.
»Was steht da noch?«, fragte Daphne.
Celia fuhr zusammen. »Es wurde laut dem örtlichen Friedensrichter als Eigentum der vermissten Braut von Lord Hawkeswell identifiziert … Oh je, dann ist wohl doch eine Leiche darin verwickelt. Wie traurig.«
Daphne wandte sich wieder ihrem Buch zu. Celia ging zu Audrianna herüber und warf einen Blick auf ihren Brief. »Du hast eine so schöne Handschrift, Audrianna. Ich bewundere deine Schreibkunst. Es ist eindeutig, dass dies von einer Dame geschrieben wurde.«
Während sie die unsichtbaren Worte auf dem leeren Blatt Papier bewunderte, legte Celia das Skandalblatt auf den Schreibtisch und deutete darauf. »Das verheißt nichts Gutes, oder? Dieses Ridikül und das Schicksal dieser vermissten Dame. Kein Wunder, dass Lizzie nicht weiterlesen wollte, nachdem sie diese tragische Geschichte gesehen hat.«
Ihr Finger zeigte nicht auf die Ridikül-Geschichte. Sondern tippte auf die darunter.
Frische Geschichten aus Brighton lassen vermuten, dass ein gewisser illustrer Herr, der vor nicht allzu langer Zeit noch als wilder Hengst bekannt war, inzwischen jedoch als gezähmt galt, heimlich wieder auf üppigen Auen herumtollt. Die Identität der Stute lässt viele die schlimmste Art von Verführung vermuten – die mit Nötigung und Pflichtverletzung zu tun hat.
Audrianna starrte auf die Worte. Bei aller Vagheit war sie davon überzeugt, dass es um Lord Sebastian und sie selbst ging. Aber es war eine dumme Lüge. Es hatte keine Nötigung gegeben und sicherlich auch kein »Herumtollen«. Das ganze war nicht mehr als ein lächerliches Missverständnis gewesen.
Audrianna blickte zu Lizzie hinüber, die sie gleichzeitig misstrauisch ansah. Dann sah Audrianna zu Celia und war unfähig, ihre Bestürzung zu verbergen. Die Sache läuft aus dem Ruder, sagte ihr Gesichtsausdruck.
»Da ich die Einzige bin, die den Grund für diese ganzen bedeutungsvollen Blicke und kunstvollen Verstellungen nicht kennt, wäre vielleicht eine von euch so liebenswürdig, mich in das Geheimnis einzuweihen?«, forderte Daphne.
Audrianna warf einen Blick über ihre Schulter. Daphnes Buch war zugeschlagen. Sie hatte sie beobachtet.
»Am besten zeigst du es ihr«, sagte Celia. »Sie wird es sowieso herausfinden, wie es scheint.«
Nicht nur Daphne. Wie es schien, würden bald alle darüber Bescheid wissen.
Audrianna erhob sich und ging zum Bücherregal. Sie zog den Wälzer heraus, in dem sie das Notenblatt aus Mr Trotters Geschäft versteckt hatte und legte es in Daphnes Hand.
Daphne faltete das Blatt auseinander und betrachtete es. »Und das Skandalblatt?«, fragte sie, ohne ihren Blick von dem Bild zu nehmen.
Celia gab ihr die Zeitung. Lizzie gesellte sich zu ihnen an den Kamin und las mit.
»Ich fürchte, dass du vollkommen kompromittiert worden bist.« Lizzies sanftes Gesicht drückte Mitgefühl aus, auch wenn ihre Einschätzung nüchtern blieb. Sie schüttelte traurig ihren Kopf. »Der Skandal wird unausweichlich sein.«
»Was schert mich das?«, fragte Audrianna. »Ich bin bereits durch den ruinierten Namen meines Vaters und die Art, wie Roger sich mit mir überworfen hat, kompromittiert worden.«
»Das hier ist viel schlimmer«, sagte Lizzie. »Man kann es nicht damit vergleichen. Es wird deine Schwester, deine Mutter und deine Freunde beeinträchtigen. Frauen werden dir aus dem Weg gehen, um ihren eigenen Ruf nicht zu gefährden.«
»Ich fürchte, sie hat recht«, sagte Celia. »Und du weißt es, Audrianna.«
Würden diese Freunde sie ebenfalls ächten? Sie konnte dieser Sache entgegentreten, wenn sie die Zuflucht dieses Heims und dieser Familie hatte, aber wenn sie Audrianna verstoßen sollten …
»Es stimmt, das ist viel schlimmer«, pflichtete Daphne ihr bei. »Aber auf eine gewisse Art ist es auch viel besser.«
»Ich stimme Lizzies düsteren Voraussagen nicht zu«, erwiderte Audrianna, auch wenn sie das in Wirklichkeit tat. Sie hielt eine tapfere Fassade aufrecht, aber in ihr stieg kalte Übelkeit empor. »Aber was meinst du mit besser , Daphne?«
»Lord Sebastian kann es nicht egal sein, wenn er auf diese Weise öffentlich verspottet wird«, erklärte Daphne und winkte mit dem Notenblatt. »Seiner Mutter und seinem Bruder wird es noch viel weniger egal sein. Und, anders als bei deinem Vater und bei Roger, wird es dieses Mal eine Entschädigung für dein Leid geben. Mit der Erlaubnis deiner Mutter werde
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