Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
Gesellschaftsclub Almack’s zu verschaffen, aber ohne sich so weit herablassen zu müssen, die Gönnerinnen dieses Clubs selbst darum zu bitten. Es handelte sich dabei um Damen, die einen sozialen Einfluss hatten, den Lady Wittonbury gern selbst ihr Eigen nennen würde.
Audrianna vermutete, dass Lady Ferris ein Günstling von Lady Jersey war, und ihr gutes Wort könnte diese wiederholten morgendlichen Besuche wert sein.
»Ich war da, als Mrs Joyes ankam, um die Vorbereitungen zu treffen«, hauchte Lady Ferris, als ob sie dieses Thema in Ermangelung eines anderen wieder aufgriff. »Sie ist eine elegante, liebenswürdige Frau.«
»Jeder, der meine Cousine trifft, spricht von ihrer Anmut. Dennoch würde sie sich von Ihren gütigen Worten äußerst geschmeichelt fühlen.«
»Wie ich höre, war sie vor Jahren eine Gouvernante. Man kann die Umstände nur bedauern, das sie nun im Handel tätig sein muss. Sie hatte ein Mädchen bei sich. Eine sehr hübsche kleine Blondine. Ich konnte sehen, dass die Jüngere einen von Natur aus lebhaften Charakter hat, wenn sie sich auch sehr zurückgehalten hat.«
»Das wird Celia gewesen sein.«
Lady Wittonbury beugte sich gerade so weit vor, um sich körperlich zwischen die beiden zu schieben. »Werden Sie ebenfalls ein Gartenfest geben, wenn die Saison beginnt? Im letzten Jahr wurde noch wochenlang voller Bewunderung davon gesprochen.«
»Ja. Es ist für Mitte April geplant. Ich habe ebenfalls vor, Rarest Blooms zu engagieren«, antwortete Lady Ferris. »Ich habe sie wiedererkannt. Die Jüngere, Celia.«
Audrianna wusste nicht, was sie sagen sollte. Ebenso wie Lady Wittonbury. Sie saßen beide stumm da, während Lady Ferris es auskostete, wie Lady Wittonburys Blick plötzlich vorsichtig wurde.
»Ich habe sie schon einmal gesehen, in einer Kutsche. Vielleicht vor ein, zwei Jahren. Ich war mit Lady Jersey im Park, als eine besondere Kutsche vorbeifuhr. Alle kennen diese Art von Wagen. Er gehört – verzeihen Sie mir, meine Liebe, ich hoffe, dass Sie nicht schockiert sein werden – einer Frau, die sich von ihren hochwohlgeborenen Liebhabern aushalten lässt.«
»Ich bin sicher, dass Sie sich irren«, erwiderte Audrianna. »Ein paar Jahre sind eine lange Zeit, um sich noch genau an das Gesicht in einer Kutsche zu erinnern.«
»Es war eine offene Kutsche, wie solche Frauen es bevorzugen, und das Gesicht dieses Mädchens war schwer zu vergessen. ›Wer ist das?‹, fragte ich damals Lady Jersey – so beeindruckt war ich von dieser jungen Schönheit. ›Das ist soundsos Tochter‹, antwortete sie, ›die sie jetzt, wo sie erwachsen geworden ist, vom Land zu sich geholt hat.‹«
Selbst Lady Wittonbury, die sonst so geübt darin war, ihre Fassung zu bewahren, konnte ihre Bestürzung kaum verbergen. Ihre Haltung blieb aufrecht und ihr Gesicht eine freundliche Maske, aber in ihren Augen konnte man sie innerlich toben sehen.
»Da Mrs Joyes’ Begleiterin nicht in der Stadt lebt, sondern immer noch auf dem Land, müssen Sie sich geirrt haben«, sagte Lady Wittonbury schließlich.
»Vielleicht.« Lady Ferris lächelte voll köstlicher Zufriedenheit.
Sobald sie in ihrer Kutsche saßen, zerbrach ihre gefasste Fassade. »Es ist unerträglich. Ich bin gezwungen, mich mit einem Niemand wie Lady Ferris anzufreunden, um unsere Interessen voranzutreiben, nur um von ihr gedemütigt zu werden … « Sie funkelte Audrianna wütend an. »Du wirst sofort mit ihnen allen brechen. Ich hätte das gleich am Anfang verlangen sollen. Nun sieht man, wohin mich meine Zurückhaltung gebracht hat. Grundgütiger Himmel, was, wenn allgemein bekannt wird, dass Sie dort gelebt haben?« Der letzte Gedanke ließ sie erschrocken ihre Augen und ihren Mund aufreißen.
»Lady Ferris irrt sich.« Nur dass sie sich gar nicht sicher war, ob sich Lady Ferris tatsächlich irrte. Sie wusste nichts über Celias Leben, bevor sie zu Daphne gekommen war. In Wahrheit ergab die Vorstellung, dass Celia die Tochter einer Kurtisane war, nur allzu viel Sinn.
Es passte zu Celias Weltlichkeit und der überzeugten Art, mit der sie darüber sprach, dass Personen, die sie in der Öffentlichkeit sah, im Geheimen die Regeln brachen. Und wenn Celia in die Stadt fuhr, verbrachte sie oft viel Zeit alleine. Um ihre Mutter zu besuchen?
»Sie werden mit Ihnen brechen. Sie müssen. Glauben Sie ja nicht, dass mein Sohn Ihnen dabei zur Seite stehen wird. Er würde solche Frauen benutzen, aber niemals gesellschaftlichen Umgang mit ihnen haben,
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