Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
der Misere ihrer Familie gab. Das war es immer noch.
»Liebst du ihn immer noch?« Es war schwer, diese Frage auszusprechen. Schwerer, als er erwartet hatte. Und ihm gefiel die Art nicht, wie er auf die Antwort wartete, wie ein Mann, der sich gerne wie ein Idiot aufführen würde, wenn die Antwort die falsche war.
»Ich hätte dich niemals heiraten können, wenn ich es immer noch tun würde. Das wäre nicht ehrlich gewesen, trotz der praktischen Natur dieser Partie. Ich habe mein Herz geprüft, bevor ich deinen Antrag annahm.«
Sie hatte ein Talent dafür, ihn zu erstaunen. Nicht viele Leute würden sich angesichts von Luxus und Reichtum, Position und Wiedergutmachung über den Stand einer alten Liebe Gedanken machen, bevor sie zugreifen.
»Hätte ich dir das alles vor der Hochzeit erzählen sollen? Bist du wütend, dass ich es nicht getan habe?«
»Es gab keinen Grund, es mir zu sagen. Das liegt alles in der Vergangenheit und ist nicht mehr wichtig.« Aber das war es natürlich schon noch, zumindest wichtig genug für ihn, um danach zu fragen.
»Das sagte Daphne auch. Es war eine der Regeln, nach denen wir gelebt haben. Wir fragen einander nicht nach unserer Vergangenheit, weil einige Frauen gute Gründe dafür hatten, die Vergangenheit weit hinter sich zu lassen.«
»Dein Mangel an Neugier ist beeindruckend.«
»Ich habe nicht gesagt, dass ich nicht neugierig war. Und man vermutet gewisse Dinge. Aber ich habe nie gefragt.«
»Das kommt mir wie eine dumme Regel vor. Eine von euch Seltensten Blüten könnte eine Mörderin oder so etwas sein.«
»Das wäre möglich.« Sie stützte sich auf einen Arm und sah auf ihn hinunter. Ihr kastanienbraunes Haar fiel in unordentlichen Wellen um ihr Gesicht und ihre Schultern. »Man nennt nicht uns die Seltensten Blüten , weißt du? Das Geschäft heißt nur so.«
»Ihr seid alle seltene Blüten und ich habe mir die seltenste geschnappt.« Er zog ihren Kopf herunter, damit er sie küssen konnte. »Und die schönste. Jetzt dreh dich um, damit ich dich von diesem Korsett befreien kann.«
»Ich werde Nellie rufen.«
»Das wirst du nicht.« Er drehte sie herum und begann, ihr Korsett aufzuknüpfen. »Ich gehe noch nicht, Audrianna.«
15
Zu den Annehmlichkeiten, mit denen Audrianna durch ihre Ehe bedacht wurde, gehörte ihre eigene Kutsche. Drei Tage später ließ sie sie anspannen und gab dem Kutscher die Anweisung, sie zu Daphnes Haus zu fahren.
Sie fand sie alle im Gewächshaus, wo sie gerade Töpfe mit Lilien und Hyazinthen durchgingen. Sie konnte durch das Glas sehen, wie der Garten zum Leben erwachte und Reihen grüner Blätter aus der Erde auftauchten.
Sie machten nicht viel Aufhebens um ihre Ankunft. Genauso gut hätte sie von einer ihrer Musikstunden zurückkommen können. Der Kreis öffnete sich und nahm sie auf, als ob sie niemals fort gewesen war.
»Wir sind jetzt zu Beginn der Saison sehr beschäftigt«, sagte Lizzie, um Daphnes Konzentration auf die Blumentöpfe zu erklären. »Wir wurden gebeten, in zwei Gärten das zu wiederholen, was wir bei deiner Hochzeit gemacht haben.«
»Die Leute können ungemein einfallslos sein«, warf Celia ein. »Eine Dame will genau die gleichen Blumen. Daphne musste ihr erklären, dass es dämlich aussehen würde, Narzissen und Tulpen einzutopfen, wenn sie zur Zeit des Festes sowieso überall in den Gärten blühen.«
»Nach letztem Jahr befürchten alle, dass ihre Blumen nur sehr klein sein werden oder überhaupt nicht wiederkommen. Es wird lange dauern, bis sich unser eigener Garten wieder vollständig erholt hat.« Daphne spielte damit auf das Jahr ohne Sommer und den Tribut an, den das gekostet hatte. Sie zählte ein paar blühende Lilien ab, während sie rechnete. Zufrieden legte sie ihre Schürze ab. »Mr Davidson kann sie ausliefern. Lizzie, achte bitte darauf, dass er alle mitnimmt, wenn er kommt.«
Sie kehrten gemeinsam in das hintere Wohnzimmer zurück. Celia ging in die Küche, um Kaffee zu kochen. Audrianna ließ sich eingehend von Daphne betrachten.
»Du scheinst in dieser Ehe zufrieden zu sein. Bitte erzähl mir, wie es dir geht.«
»Das bin ich tatsächlich, mehr als erwartet. Es war aber natürlich nicht ohne Überraschungen.«
»Ich bin sicher, dass du damit auf Lady Wittonburys Einmischungen anspielst.«
Sie bezog sich damit überhaupt nicht auf Lady Wittonbury, sondern auf die üppige Sinnlichkeit dieser Ehe. Sie faszinierte sie mehr als Kutschen und Seidenkleider. Wenn sie sich in dieser Lust
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