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Ein Sohn für den Scheich

Ein Sohn für den Scheich

Titel: Ein Sohn für den Scheich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Reid
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ein Handtuch. Dann zog er sich einen Bademantel über und ging auf direktem Weg zur Tür.
    “Hassan”, rief Leona ihm nach. “Willst du mir nicht sagen, warum du alles daransetzt, mit mir zusammen gesehen zu werden? Oder hattest du andere Gründe, Gäste einzuladen und mich mit zum Thronjubiläum deines Vaters zu nehmen?”
    Mit ihrer Frage schien sie einen wunden Punkt berührt zu haben, denn Hassan wirkte plötzlich überaus nachdenklich.
    “Einige Leute sollen endlich begreifen, dass ich mich nicht unter Druck setzen lasse”, erwiderte er schließlich. “Das ändert nichts daran, dass mein Vater dich an seinem Ehrentag in seiner Nähe haben will. Du weißt, wie sehr er dich mag, und es ist mit Sicherheit das letzte Thronjubiläum, das er begeht.”
    Auf Hassans Bitte hin hatte sich Leona der Landessitte nach gekleidet und trug eine weiße Seidenhose und ein weites, mit Pailletten besetztes Gewand. Das Haar hatte sie zusammengebunden und mit einem Seidentuch bedeckt. Ihr Make-up war so dezent, dass man sehr genau hinsehen musste, um es überhaupt zu erkennen.
    Nun stand sie zwischen Hassan und Rafiq und erwartete die Gäste. Die beiden Männer trugen jeweils ein schlichtes weißes Gewand. Auf den Standesunterschied deuteten lediglich die feinen Goldlitzen hin, die in Hassans weißen Turban eingewebt waren.
    Die ersten Gäste, die über die Gangway an Bord kamen, waren Scheich Abdul Al-Yasin und dessen Frau Zafina. Wie Hassan und Rafiq in Erfahrung gebracht hatten, war Scheich Abdul es, der Leonas Entführung angeordnet hatte. Zum Glück wusste er jedoch nicht, dass der Prinz und dessen rechte Hand über seine Machenschaften bestens informiert waren.
    So hatte er sich mit Freuden bereit erklärt, an Bord der
Leona
mit anderen Stammesfürsten zusammenzukommen, um, wie Hassan die Einladung begründet hatte, in aller Ruhe die Zukunft Rahmans zu besprechen. Sein eigentliches Anliegen war jedoch, Hassan davon zu überzeugen, dass er seinen Widerstand aufgeben und eine andere Frau heiraten musste.
    Keiner von ihnen ahnte, dass auch Leona zu wissen glaubte, wer sie entführen wollte. Schließlich war Abdul der Vater jener Nadira, die dazu auserkoren worden war, die Erbfolge in Rahman zu sichern, indem sie Hassans Frau wurde und ihm einen Sohn schenkte.
    Während sich die Männer begrüßten, als wären sie die besten Freunde, stand Zafina wie abwesend im Hintergrund. Leona ließ sich davon jedoch nicht täuschen.
    Abduls Frau verstand es durchaus, ihre Interessen durchzusetzen. Als Frau eines Scheichs verfügte sie nicht nur über die erforderlichen Mittel, sondern zögerte auch nicht, sie zu ihrem Vorteil einzusetzen. So war es ihr gelungen, ihren Sohn mit der Lieblingstochter eines anderen Scheichs zu verheiraten, um damit ihren Einfluss zu sichern und zu mehren.
    Ihr sehnlichster Wunsch war jedoch, ihre Tochter mit Hassan zu verheiraten. Sie verabscheute Leona, der sie die Schuld daran gab, dass sich der Prinz hartnäckig weigerte, Nadira zur Frau zu nehmen.
    Doch weil Leona wusste, was von ihr als Gastgeberin erwartet wurde, ging sie zu Zafina, um sie zu begrüßen. “Willkommen an Bord”, sagte sie höflich. “Es ist uns eine große Ehre, dass Sie sich die Zeit genommen haben, uns zu besuchen.”
    “Es macht uns stolz, dass Sie uns die Ehre erweisen, Ihre Gäste sein zu dürfen”, erwiderte die ältere Frau so förmlich, dass Leona die Verachtung, die ihr entgegenschlug, körperlich zu spüren meinte.
    Glücklicherweise trafen in diesem Moment Scheich Jibril Al-Mahmud und seine Frau Medina ein, gefolgt von Scheich Imran Al-Mukhtar und seinem jüngsten Sohn Samir.
    Dass Samir unter den Gästen war, freute Leona besonders, denn er war ein fröhlicher, stets gut gelaunter junger Mann mit einem geradezu ansteckenden Lachen.
    Leona musste anerkennen, dass Hassan mit der Einladung großes diplomatisches Geschick bewiesen hatte, denn die beiden Parteien, die um die Vorherrschaft in Rahman stritten, waren mit jeweils zwei Familien vertreten: Die Sippen Al-Qadim und Al-Mukhtar auf der einen Seite, die Sippen Al-Mahmud und Al-Yasin auf der anderen.
    Hassan führte die Gesellschaft in den großen Speisesaal, der in den vergangenen zwei Wochen ungenutzt geblieben war. Nachdem alle Platz genommen hatten, trugen livrierte Diener ein mehrgängiges Abendessen auf, in dessen Verlauf sich eine unbeschwerte und angeregte Unterhaltung entwickelte.
    Nur Leona wirkte eigentümlich bedrückt und sprach nur, wenn sie etwas gefragt

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