Ein Spiel, das die Götter sich leisten
Männer damit beschäftigt, Melonen zu ernten. Sie hatten eine Reihe gebildet und warfen sich die Wassermelonen zu. Der letzte, der hinten auf einem offenen Laster stand, fing sie geschickt auf und stapelte sie ordentlich. Alle hatten ihre Hemden ausgezogen und arbeiteten im Unterhemd. Man konnte die braungebrannten Arme bestaunen, sich über die schneeweißen Schultern wundern. Sie scherzten und schwitzten bei der Arbeit, und natürlich war da keiner, der nicht einen riesigen Bizeps hatte. Manche dieser Männer waren kaum älter als ich, hatten auch gerade mal einen Flaum auf der Oberlippe.
Ich schlich mich davon, machte mir mein T-Shirt und meine Hose dreckig, um glaubwürdiger zu wirken. Dann ging ich zu einem der Männer und fragte, ob ich helfen dürfe.
– Hey, hört mal her, der Kleine will uns helfen, rief er laut. Alle lachten schallend, und ich lief weg. Später habe ich mir oft überlegt, ob sie mir meine Bitte gewährt hätten, wenn ich kräftigere Arme gehabt hätte oder ärmlich gekleidet gewesen wäre. Aber ihre Ablehnung war wohl eher darin zu suchen, daß ich keiner von ihnen war. Einer von ihnen wäre nie auf so eine Idee gekommen.
Ich sah auf Orianas Brüste, ihre kleine Hand, die die Gabel hielt. Ich begehrte diese Frau, aber da war noch etwas. Ich wollte sie haben, spüren, zusammen mit ihr nach Gewürzen duften, nach heilenden Salben, nach Schweiß und zartem Seim, ich wollte trunken mit ihr werden wie vom Wein, dem die Priesterinnen geheime Kräuter beigemischt haben. Mir war, als könnten wir zusammen eine andere Welt betreten. Und ich wußte, daß ich das schon zu oft geträumt hatte.
– Warst du als Kind glücklich? fragte sie, nachdem ich die Geschichte erzählt hatte.
– Wenn ich den Bach hinter dem Garten meines Opas gestaut hatte und dann dort saß, inmitten von Vogelgezwitscher, Blätterrauschen und dem Duft der Wiese, und Lehmburgen gebaut und geträumt habe, dann ging es mir gut.
Sie nickte, als würde das etwas erklären.
– Ich war immer glücklich, wenn ich mit meiner Schwester Besuchen gespielt habe. Auf einer riesigen Wiese, wo das Gras im Sommer hüfthoch wurde. Wir trampelten das Gras platt, und diese Flächen waren dann unsere Häuser. Flur, Wohnzimmer, Küche. Wir besuchten uns und tranken Tee. Wenn eine von uns auf die Toilette mußte, ging sie ins Badezimmer, ließ die Hosen runter und hockte sich hin. Manchmal verliefen wir uns und fanden ein Haus nicht wieder. Dann bauten wir einfach ein neues. Wir waren reich.
– Das waren wir wahrscheinlich alle. Ich war Gott und bestimmte über das Leben in der Lehmburg. Es tat mir immer leid, die Menschen allein lassen zu müssen, wenn ich zum Essen mußte. Manchmal war auch diese lehmige Erde Gott. Zumindest hatte sie ein Bewußtsein, und es gefiel ihr, wenn ich sie streichelte und formte.
Unsere Teller waren leer. Plötzlich hatte ich Angst. Ich wußte nicht, woher das kam, auf einmal war sie da. Ich hatte Angst. Ich wußte nicht mal wovor. Alles, was ich fühlte, war ein kalter, zitternder Klumpen, der nicht wußte, ob in den Bauch oder in die Kehle. Alles verkrampfte sich, am liebsten wäre ich unsichtbar geworden. Mir fielen keine Worte ein, das Schweigen bedrückte mich, mein Kreislauf sackte zusammen. Aber das lag vielleicht nur am Wetter. Ich hatte Angst.
Oriana stand auf, setzte sich auf meinen Schoß und fing an mich zu küssen. Es dauerte, es dauerte lange, aber meine Angst schrumpfte, löste sich auf, verschwand. Ich schaffte es, zu vergessen, wohin unser Treiben führen würde, wie das Finale dieser Kosungen aussehen würde.
Es dauerte, aber ich vergaß mich, wie es manchmal heißt. Aber was da vergessen wird, sind meistens die Hemmungen, die Handlung hat noch ein Ziel. Wir trudelten gemächlich dahin wie ein Ballon, der den lauen Winden ausgesetzt ist. Stück für Stück entblätterten wir uns, ich hielt inne, um ihre Brüste in Ruhe zu betrachten oder den Schimmer der Härchen auf ihrem Rücken, eine Handbreit über dem Po. Mal hörten wir auf, uns zu bewegen, hielten uns umschlossen, sogen die Luft durch die Nase. Mal streichelte ich ihre Zehen, mal zog sie sich auf mich und bedeutete mir, ganz still zu liegen, mal lag ich kurz zwischen ihren Schenkeln, mal ließ ich mir Zeit, ihr Becken unter meinen Händen zu spüren, sie strich mir über die Brauen, bettete ihre Wange auf meinem Hintern. Ab und zu besuchte die Scham uns, aber sie blieb nie lange. Wir trudelten so dahin, keine Gier, keine überbordende
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